Erding:Ein paar Stunden lang unbeschwert sein

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Die Ambulante Familienhilfe "easyContact" des Vereins Condrobs unterstützt Eltern in schwierigen Lebenslagen. Die Pandemie hat ihre Spuren auch bei den Kindern hinterlassen. Eine kleine Auszeit mit Toben und Pommes tut gut.

Von Regina Bluhme

Cornelia Anderson und ihre Team von der Ambulanten Erziehungshilfe besuchen und unterstützen Eltern und Kinder in schwierigen Lebenslagen. (Foto: Stephan Görlich)

Die Pandemie setzt allen Menschen zu, besonders leiden die Familien. Im Lockdown mussten Eltern einen Alltag mit Homeschooling, Homeoffice oder aber auch Arbeitslosigkeit stemmen, die Familie zusammenhalten, die Kinder versorgen und trösten und selbst mit den eigenen Ängsten fertig werden. Besonders hart trifft die Krise Familien, die ohnehin zu kämpfen haben. Wenn der Vater in Kurzarbeit muss und plötzlich das Geld hinten und vorne nicht mehr reicht, wenn die Mutter krank ist und die Kinder mehr oder weniger auf sich selbst gestellt sind. Cornelia Anderson kennt diese Fälle. Sie leitet die Ambulante Familienhilfe "easyContact family" mit Sitz in Taufkirchen/Vils in der Trägerschaft des Vereins Condrobs. Ein vierköpfiges Team kümmert sich um Eltern und Kinder in schwierigen Lebenssituationen.

2018 hat Condrobs mit der Ambulanten Familienhilfe in Taufkirchen begonnen. Das Besondere an "easyContact family": Die Betreuer suchen die Familien zuhause auf. "Damit sind wir noch ein Stück näher dran", sagt Cornelia Anderson. Auf Vermittlung des Jugendamts wird das Team aus Sozialpädagogen und Pädagoginnen im gesamten Landkreis Erding tätig. "Wir helfen und unterstützen in allen Lebensbereichen,", so Cornelia Anderson, ob es nun um Fragen rund um die Erziehung geht oder die Bewältigung des Alltags. Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen begleiten Eltern zu Terminen im Kindergarten, in der Schule oder Arzt oder auch mal zum Familiengericht. Sie greifen Jugendlichen bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz unter die Arme. Dieses Jahr wurde zudem vor Ort mit Betreutem Wohnen für Menschen ab 21 Jahren gestartet.

Die Ambulante Familienhilfe betreut im Landkreis Erding auch eine Familie mit zwei Kindern, eins im Kindergarten, eins in der Grundschule. Der Vater ist psychisch erkrankt und auch körperlich angeschlagen, die Mutter ist unter den zusätzlichen Belastungen durch die Corona-Krise völlig erschöpft. Sie schafft es kaum, sich um die nötigen Anträge fürs Jobcenter zu kümmern, alles kostet sie so viel Kraft, die Mitarbeiter der Familienhilfe helfen ihr dabei. "Wir sorgen dafür, dass auch rechtzeitig ein Zuschuss für das Kindergartenbetreuungsgeld beantragt wird, aber auch dass das Grundschulkind ausreichen Schulmaterial hat und das Kopiergeld mit dabei hat", so Anderson. Eltern, die selbst in Not sind, fehle oft der Überblick. Die Kinder müssen viel Rücksicht nehmen. "Deshalb sorgen wir dafür, dass die Kinder auch einmal aus der angespannten Situation daheim herauskommen, dass sie endlich mal toben dürfen", so Cornelia Anderson. Mal geht es zum Ponyreiten, mal geht es auch in die Therme Erding, "da dürfen sie Rutschen und Pommes essen, einfach mal richtig unbeschwert sein".

Ein Mädchen aus einer Familie, die von Cornelia Anderson betreut wird, hat ihr ihren größten Wunsch verraten. Vater, Mutter und die vier Kinder leben auf engstem Raum, einen Rückzugsort gibt es in der winzigen Wohnung nicht. Die Tochter wünscht sich nun eine kleine Schachtel, "eine Schatzkiste", sagt Cornelia Anderson, in der das Mädchen persönliche Dinge wie ihre Haarspangen aufbewahren kann, ohne dass die Brüder drankommen. Der SZ-Adventskalender für gute Werke möchte die Arbeit der Ambulanten Familienhilfe mit Hilfe der Leser und Leserinnen unterstützen.

© SZ vom 18.12.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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