Erdings Gasthaus Mayr-Wirt:Ein neuer Anlauf

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Der Erdinger Stadtrat billigt einen Wettbewerb für das Gelände, in den Investoren einbezogen werden. Weil die Städtebauförderung es so will, wird das Bestandsgebäude nochmals einer Prüfung unterzogen

Von Antonia Steiger, Erding

Die Stadt Erding nimmt zwei große Baumaßnahmen in Angriff und startet dazu zwei Wettbewerbe. Sowohl für das Gelände des ehemaligen Gasthauses Mayr-Wirt an der Haager Straße als auch für einen Erweiterungsbau für das Museum Franz Xaver Stahl an der Landshuter Straße, der künftig Kunst- und Begegnungshaus heißen soll, will die Stadt nun vorankommen. Beide Anträge für die Wettbewerbe gingen nach einigen Debatten im Stadtrat einstimmig durch, doch ist erkennbar, dass zu beiden Projekten divergierende Auffassungen darüber bestehen, was dort eines Tages stehen und entstehen soll. Die Freien Wähler hatten anfangs angekündigt, den Wettbewerb für das Kunst- und Begegnungshaus nicht mittragen zu wollen. Sie überlegten es sich dann aber anders, stimmten dem Wettbewerb zu, behielten sich aber vor, gegen eine komplette Umsetzungen zu votieren. Der Grund: Sie finden diese Maßnahme im Moment nicht zwingend, vor allem angesichts klammer kommunaler Kassen.

Der Bau an der Haager Straße dürfte jedoch sehr viel bedeutender werden. Noch steht das Gasthaus Mayr-Wirt, das seit Ende 2017 geschlossen ist. 2009 hatte die Stadt Erding das Haus, den Grund und weitere Flächen gekauft, um den Mayr-Wirt vor dem Zugriff von Investoren zu schützen, die dort etwas hingesetzt hätten, "das uns ganz sicher nicht gefallen hätte", wie OB Max Gotz (CSU) in der Sitzung am Dienstag sagte. Er hatte sich zuvor eine Schimpfrede von Erding Jetzt-Sprecher Thomas Schmidbauer anhören müssen, dessen Fraktion den Schritt in einen Wettbewerb zwar grundsätzlich gutheißt. Schmidbauer wollte aber gerne noch einmal darauf hinweisen, dass zehn Jahre nichts passiert sei. Gotz ließ erst Stadtbaumeister Sebastian Henrich auf Fragen zum Wettbewerb antworten, bis er kühl antwortet: "Das juckt mich wirklich gar nicht."

Ein Wettbewerb, in den auch Investoren eingebunden sind, soll Klarheit über die Zukunft des Mayr-Wirts bringen. (Foto: Renate Schmidt)

Tatsächlich fordert die Gruppierung Erding Jetzt seit Jahren, dass die Stadt das Projekt Mayr-Wirt anpacken solle. Gotz hatte darauf oft erwidert, dass das Rathaus dieses riesige Vorhaben alleine nicht stemmen könne und dass die Verwaltung an der Grenze der Belastbarkeit arbeite. Eine Zeitlang war die Sparkasse Erding-Dorfen als Investor im Gespräch und hatte sich viel Zeit für eine Machbarkeitsstudie gelassen, um dann doch abzuspringen. Nach dem Abriss der Fleischfabrik und weiterer Gebäude wurde ein Parkplatz geschaffen.

Wie Henrich erläuterte, hat die Städtebauförderung angeregt, noch einmal zu überprüfen, ob das Gasthaus wirklich abgerissen werden müsse, wovon man im Rathaus fest überzeugt ist. Brandschutz- und Baumängel seien eklatant und die Raumhöhen zu niedrig. Aber man werde den Wunsch erfüllen, sagte Henrich, und in den Wettbewerb hineinschreiben, dass das Bestandsgebäude "einbezogen und eingeschätzt werden soll". Nun wird es einen nicht-offenen Einladungswettbewerb geben. Um die Teilnahme können sich Architekten und Planer bewerben, die die Zusammenarbeit mit einem Investor nachweisen und zudem "eine Interessensbekundung des Investors vorweisen können", wie es heißt. Auf diese Weise will die Stadt Erding Ideen von möglichen Investoren einsammeln, was diese sich an dieser Stelle vorstellen könnten. Auf Nachfrage bestätigte Gotz, dass auch ein Wirtshaus bereits Bestandteil eines gültigen Stadtratsbeschlusses sei.

Für das Kunst- und Begegnungshaus an der Landshuter Straßer 31, also für den Bau, der als Erweiterung und Depot für das Museum Franz Xaver Stahl geplant war, wird es einen Realisierungswettbewerb geben. Besonderer Charme hat die gesamte Maßnahme zum jetzigen Zeitpunkt nach Auffassung von Gotz und anderen, weil die Stadt mit einem Zuschuss in Höhe von 90 Prozent der förderfähigen Ausgaben rechnen dürfe, dafür müsste der Wettbewerb aber noch vor Ende des Jahre gestartet werden, wie Henrich sagte. Gotz betonte, dass Zuschüsse in solch einem Umfang künftig nicht mehr zu erwarten seien; die Stadt habe jetzt aber eine Zusage. Doch es gab Widerstand, vor allem bei den Freien Wählern. Hans Fehlberger sagte, dies sei nicht der richtige Zeitpunkt. Er sehe auch keine Notwendigkeit für Begegnungsstätten in Erding, dafür gebe es genügend, zum Beispiel im Haus der Begegnung an der Straße Am Rätschenbach, an der Volkshochschule und in der Stadthalle. Auch das Argument, man müsse das Depot bauen, um die Bilder von Franz Xaver Stahl und Johann Georg Schlech vor dem Verfall retten, ließ er nicht gelten. Er schlug vor, die Bildern "irgendwo in Oberbayern" sachgerecht einzulagern, was andere hingegen für unmöglich halten. Gotz sah Erding als Kulturstadt gefährdet, und er empfand Fehlbergers Beitrag als tiefe Missachtung für die Arbeit von Heike Kronseder als Leiterin des Museums. Helga Stieglmeier (Grüne) sprach sich für den Erweiterungsbau aus; sie sagte, sie habe das Konzept überzeugt, das Kronseder in den Fraktionen offenbar bereits vorgestellt hat.

Der Wettbewerb umfasst drei Teilbereiche, wie es in der Sitzungsvorlage heißt: einen Realisierungswettbewerb für das Gebäude, einen städtebaulichen Ideenwettbewerb für die östlich angrenzenden Grundstücke und den Vorplatz und einen landschaftsplanerischen Ideenteil für den Museumsgarten.

© SZ vom 26.11.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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