Erding:Ein Hauch von Zauberei

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Ein Schild, das Gegner der Nordumfahrung aufgestellt haben, zeigt es an: An dieser Stelle bei Langengeisling soll sie quer über die Äcker gehen. (Foto: Bauersachs)

Das Landratsamt hat für die Nordumfahrung fleißig Grundstücke gekauft. Der Clou dabei: Die Straßenbauer bekommen genau das, was sie brauchen, und die Landwirte erhalten Äcker in einem neuen Zuschnitt

Von Florian Tempel, Erding

Für den Bau der Nordumfahrung von Erding wird eine große Menge Grund gebraucht: Zwölf Hektar für die Straße an sich, weitere 35 Hektar für Grünstreifen und Auffahrten und der Rest für ökologische Ausgleichsflächen. Der größte Teil der für den Bau der Verbindung zwischen der Bundesstraße B 388 und der Flughafentangente Ost benötigten Flächen sind Äcker. Landrat Martin Bayerstorfer (CSU), der selbst Landwirt ist, weiß, dass jeder Grundbesitzer seine Flächen nur höchst ungern hergeben wird. Doch Bayerstorfer hat bei einem CSU-Pressegespräch etwas bekannt gegeben, das sich wie Zauberei anhört: "Kein Landwirt wird auch nur einen Quadratmeter abgeben müssen, ohne dafür eine andere landwirtschaftliche Fläche als Ersatz zu bekommen".

Bayerstorfer setzt außerdem Hoffnungen darauf, dass für die Nordumfahrung weniger Ausgleichsflächen benötigt werden, als bislang gedacht. Laut einem neuen Gutachten sei der Große Brachvogel durch den Straßenbau nicht beeinträchtigt. Nun sollen auch die Populationen andere seltener Vögel wie Feldlerche, Kiebitz und Wiesenschaftstelze noch einmal untersucht werden. Außerdem könnten womöglich als Ausgleichsflächen auch Grundstücke in Langenpreising hergenommen werden, die dem Landkreis dort gehören.

So oder so wird am Ende ein Menge landwirtschaftlicher Grund unter dem Asphalt der Nordumfahrung verschwinden und nicht wenige Hektar werden als Ausgleichsflächen der Landwirtschaft entzogen. Dennoch soll es möglich sein, dass alle Grundbesitzer am Ende ebenso viel landwirtschaftlichen Grund besitzen werden wie jetzt. Wie das geht? Das Landratsamt hat in den vergangenen Monaten massiv Grundstücke gekauft. "Mit dem Flächenerwerb waren wir richtig fleißig", sagte Bayerstorfer. Im November 2014 hatte der Landkreis erst knapp 15 Hektar für das Projekt Nordumfahrung. Mittlerweile sind es nach Angaben des Landrats fast 43 Hektar, und über den Ankauf von weiteren zwölf Hektar sei man in Verhandlungen.

Die Landkreis-Grundstücke sind zwar nicht unbedingt exakt die, über welche die Nordumfahrung betoniert werden soll. Aber sie liegen zumindest in der Nähe der Trasse. Das ist der Clou. Denn an die tatsächlich benötigten Flächen kommt der Landkreis durch eine sogenannte Unternehmensflurbereinigung. Das geht so: Das Amt für ländliche Entwicklung legt ein großes Gebiet links und rechts der Nordumfahrungstrasse fest. Alle Flächen in diesem Gebiet werden neu verteilt. Die Straßenbauer bekommen genau das, was sie brauchen, und die Landwirte erhalten ihre Äcker in einem neuen Zuschnitt. Wenn der Landkreis exakt so viel Flächen für die Nordumfahrung und ihr Drumherum zur Verfügung stellen kann, bleiben die Äcker der privaten Grundbesitzer unter Strich genau so groß wie vorher.

Ein Problem beim raffinierten Grundstückserwerb durch die Unternehmensflurbereinigung gibt es allerdings. Andreas Hennemann, Leitender Baudirektor beim Amt für ländliche Entwicklung, weist daraufhin, dass die Gleise für den geplanten S-Bahnringschluss zu einem guten Teil parallel neben der Nordumfahrung verlaufen werden. Es sei deshalb unbedingt notwendig, die Grundstücke für die S-Bahnstrecke und die Nordumfahrung gleichzeitig in einem Umlegungsverfahren zu sichern und neu zu verteilen. Doch dazu müssten auch für den Ringschluss auf Vorrat Grundstücke gekauft werden, so wie es der Landkreis für die Nordumfahrung tut. Nur, von wem? Die Deutsche Bahn erwirbt der Erfahrung nach erst Grundstücke, wenn für ihr Projekt rechtskräftiges Baurecht bestehe. Das Projekt Ringschluss könnte deshalb das Projekt Nordumfahrung auf Jahre hin ausbremsen.

© SZ vom 11.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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