Landratsamt:Ein Crash-Kurs von drei Wochen

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Eine "Kurzschlusshandlung", sagt Claudia Kirmeyer, ist schuld daran, dass sie seit vier Jahren im Landratsamt arbeitet. (Foto: Peter Bauersachs)

Claudia Kirmeyer ist die neue Pressesprecherin des Landratsamtes. Wegen der vielen Flüchtlinge jagt seit ihrem Amtsantritt eine Nachricht die andere. "Das ist eine Herausforderung", sagt die 29-Jährige

Von Wolfgang Schmidt, Erding

Claudia Kirmeyer lacht gerne. Das kann in einem Beruf nicht schaden, in dem Kommunikation das tägliche Geschäft ist. Sie sagt von sich selbst, sie rede und schreibe auch gerne. Das ist bestimmt nicht von Nachteil in ihrem Job. Claudia Kirmeyer ist seit drei Wochen die Pressesprecherin des Erdinger Landratsamtes. Das ist ein Posten, der schon zu normalen Zeiten ganz schön belastend sein kann. Das gilt aber erst recht in diesen Tagen, wo angesichts der Flüchtlingsströme eine Nachricht die andere jagt - und die Journaille Auskunft von der 29-Jährigen fordert, wie es damit im Erdinger Landkreis bestellt ist. Sie lächelt bei der Feststellung, dass sie für diese Aufgabe noch ganz schön jung sei. "Das ist eine Herausforderung", sagt sie dann.

Als die waschechte Erdingerin am Fremdspracheninstitut in München ihr Dolmetscher- und Übersetzerinnen-Studium absolviert hat, hätte sie nicht im Traum daran gedacht, einmal in einem Büro am Alois-Schießl-Platz zu sitzen. Doch dann passierte ihr das, was sie heute eine "Kurzschlussreaktion" nennt. Als eine Stellenausschreibung des Landratsamtes in der Zeitung erschien, "dachte ich, das mache ich jetzt". Das war vor vier Jahren und seitdem sitzt sie im Dunstkreis von Landrat Martin Bayerstorfer.

Angefangen hat Kirmeyer im Sitzungsdienst, was ihr für ihre jetzige Position viel geholfen habe, sagt sie. Sie habe die politischen Abläufe mitbekommen, erlebt, wie sich die einzelnen Fraktionen im Kreistag darstellen, und natürlich hat sie viele Leute kennengelernt. Ein halbes Jahr arbeitet sie dann interimsweise im Vorzimmer des Landrats. Auch diese Phase hält sie für sehr wichtig: "Das hat einfach viel ausgemacht, damit man versteht, wie sein Tagesablauf strukturiert ist".

Als Pressesprecherin Christina Centner ins bayerische Umweltministerium wechselt, gibt es im Landratsamt eine interne Ausschreibung. Bayerstorfers Büroleiterin Karin Fuchs-Weber ermutigt Kirmeyer, sich zu bewerben - "und das hat ja auch direkt geklappt". Es folgt ein intensiver Crash-Kurs von drei Wochen. Sie habe viel von ihrer Vorgängerin "mitgenommen", sagt die Mutter einer sechsjährigen Tochter. Und wenn sie irgendwo Schwierigkeiten habe, könne sie ihre Vorgängerin noch immer völlig problemlos anrufen. Aber keine Frage: "Die Zusammenarbeit mit der Presse "ist total spannend."

Gereizt hat Kirmeyer an der Aufgabe, dass man aus allen Bereichen des Landratsamtes viel mitbekomme. Klar, momentan gilt ihre Hauptarbeit dem Asylbereich. In ihrem Büro werden alle Informationen zusammengetragen, auf den aktuellen Tagesstand gebracht und mit dem Landrat abgestimmt. Sie bedauert, dass über all den Fragen, wo die Flüchtlinge untergebracht werden können, es ein bisschen verloren gehe, dass es sich immer auch um menschliche Schicksale handelt. Und der Job kann auch sonst "total traurig" sein. Das hat Kirmeyer in der vergangenen Woche festgestellt, als sie einen Nachruf auf eine Kollegin schreiben musste, die völlig überraschend gestorben war. Das war etwas, womit die 29-Jährige bisher noch nie konfrontiert worden war.

Ein ganz besonderes Anliegen hat Kirmeyer noch auf dem Herzen: Sie ärgert die pauschale Kritik am Landratsamt. Wissen Sie, sagt sie zum Reporter, ich würde mir wünschen, dass die Leute vom Sozialamt nicht so niedergeredet werden. "Die machen so viel und die strengen sich so an." Deren Tag beginne morgens um halb sieben und ende abends um sieben. "Wissen Sie, die Leute bei uns, die machen wirklich das, was sie können. Und das machen sie eigentlich schon ziemlich gut."

© SZ vom 19.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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