Ein Zirkus ist in der Stadt. Seit einigen Tagen lockt der "Circus Alberti" mit exotischen Tieren Zuschauer. Eigentlich kein außergewöhnliches Bild. Wäre nicht die Tatsache, dass Bürgermeister Max Gotz vor etwa einem Monat die Stadt zur gauklerfreien Zone erklärt hat (die SZ berichtete). Als Verwaltungsentscheidung hatte er ein Verbot für Zirkustruppen auf dem Volksfestplatz ausgesprochen. Der "Circus Alberti" allerdings residiert während seiner Zeit in Erding überhaupt nicht auf dem Volksfestplatz, sondern auf einem privaten Grundstück zwischen der Haager Straße und der Ostumgehung.
Aus diesem Grund hat die Stadtverwaltung - und damit das Verbot von Bürgermeister Gotz - keinen Einfluss auf das Gastspiel des Zirkus' zwischen Freitag und Montag. Auch Robert Buckenmaier vom Ordnungsamt sieht wenig Handlungsspielraum: "Auf ein Privatgelände haben wir kein Zugriffsrecht." Um die Sicherheit, also darum, ob alle Aufbauten korrekt sind, müsse sich das Landratsamt kümmern.
Der Zirkus selbst nimmt das Verbot für den Volksfestplatz gelassen entgegen. "Dass ein Bürgermeister seinen Festplatz nicht für einen Zirkus hergibt, das passiert uns im Jahr ein paar Mal", sagt Reinhard Frank, Pressesprecher des "Circus Alberti". Dann gelte in Deutschland das Gesetz, das Schaustellern erlaube, ihre Zelte auf einem Privatgrundstück aufzuschlagen.
"Es ist bekannt, dass etliche Kommunen, aus welchen Gründen auch immer, keine Zirkusse wollen. Manche privaten Anbieter aber geben ihr Grundstück sogar gegen Freikarten oder ganz umsonst her." Das Kulturgut Zirkus, betont Frank, sei vielen wichtig. Der "Circus Alberti", der seit 1812 besteht, wird von insgesamt fünf Familien geführt. Großes Highlight jeder Aufführung ist der Filmbär "Big Grizzly", der schon mit Dirty-Dancing-Star Patrick Swayze vor der Kamera gestanden haben soll.
Obwohl die Stadt Zirkusse in Erding nun doch nicht gänzlich verbieten kann, gibt es einen Punkt, in dem ihr Handhabe bleibt: Aufgrund der Werbeverordnung - "zum Schutze des Orts- und Landschaftsbildes" - dürfen keine Plakate ohne Genehmigung im Stadtbereich angeschlagen werden. Da der Zirkus offenbar verpasst hat, im Vorfeld eine Sondergenehmigung für seine Werbemaßnahmen zu beantragen, hat sich die Stadt entschlossen, die bereits aufgehängten Plakate zu "entfernen".