Erding:Die verflixte dritte Nacht

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Wirbt in Reykjavik und London für Erding, nicht nur fürs Weißbier: Günther Pech vom Stadtmarketing. (Foto: Bauersachs)

Viel Positives bei der Mitgliederversammlung des Tourismusvereins. Doch ein Problem bleibt: Die Urlauber bleiben zu kurz

Von Sebastian Fischer, Erding

Das Erste, was viele Menschen von Erding sehen, ist Günther Pech. In Reykjavik zum Beispiel, oder in Wien. Pech, Leiter der Marketingabteilung der Stadt, ist dort auf Messen und Workshops unterwegs und wirbt, wie er am Dienstagabend bei der Jahreshauptversammlung des Erdinger Tourismusvereins berichtete, für die Heimat des berühmten Weißbiers, die viele noch nicht kennen würden. Und das durchaus mit Erfolg: 2014 zählte Erding 122 736 Übernachtungen von ausländischen Gästen, 32 Prozent der Zahl aller Übernachtungen. Die meisten kommen aus Österreich, und Italien, aber auch aus China oder Australien. Es war nicht die einzige positive Nachricht am Dienstag.

Der Vorstand um die Vorsitzende Margit Aschenbrenner wurde ohne Gegenstimme entlastet, der Kassenbericht für das Jahr 2014 ergab einen Gewinn von 8611,69 Euro, was vor allem auf eine Premium-Mitgliedschaft des Landratsamtes für 8000 Euro zurückzuführen ist. Der Zweite Landrat Jakob Schwimmer (CSU) lobte, Erding dürfe auf seine steigenden Übernachtungszahlen stolz sein. Und als Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) mit etwas Verspätung aus dem Bauausschuss ins Hotel Mayr-Wirt kam und die Nachricht mitbrachte, dass im Rahmen der Erweiterung der Rathausverwaltung in der Landshuter Straße ein Touristen-Informationszentrum am Kleinen Platz entstehen soll, applaudierten die Mitglieder. "Wir wollen einen Impuls setzen", sagte Gotz. Das Info-Zentrum in den Wänden der alten Apotheke soll von Stadt und der Erdinger Tourismusbranche gemeinsam betrieben werden.

Doch so wie Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) bei der jüngsten Bekanntgabe der Tourismuszahlen für das erste Halbjahr 2015 im August erklärte, es sei "noch Luft nach oben", ging es am Dienstag auch darum, was noch nicht ganz so positiv ist. Aschenbrenner bemängelte die Zusammenarbeit mit der Erdinger Gastronomie - nur zwei der 163 Mitglieder sind Gastronomen - und wies wie die Beisitzer Christian Wolf und Ingrid Renner auf das größte Problem im Erdinger Tourismus hin: Die meisten Besucher bleiben nur für eine, höchstens für zwei Nächte. Initiativen wie die von Renner vorgestellte E-Bike-Region sollen Abhilfe leisten und den Touristen ein bisschen mehr als Therme und Weißbier bieten. Es gibt jetzt insgesamt sechs E-Bike-Stationen im Landkreis. Mit Ersatzakkus in der Satteltasche kann man bis zu 100 Kilometer ohne Aufladen fahren, die Routen stehen auf Tourenkarten.

Das wichtigste Projekt ist jedoch ein anderes: bessere Erreichbarkeit, telefonisch und online. Der Tourismusverein arbeitet erfolgreich mit einem Callcenter zusammen, dessen Vorstand Josef Höchtl einen Gastvortrag hielt. Seine Mitarbeiter nehmen alle Anrufe an, die das Personal im Vereinsbüro verpasst, oder die außerhalb der Geschäftszeiten ankommen - insgesamt waren das bislang 1018 Gespräche in 15 Monaten. Und, noch wichtiger: Der Tourismusverein hat seine Internetseite (www.erding-tourist.de) überarbeitet. Dort können Interessierte nun direkt Übernachtungen buchen. Die Zugriffszahlen steigen, auch das soll zu dem Ziel beitragen, das Wolf formuliert: Drei bis vier Nächte sollten Touristen in Erding bleiben.

Günther Pech hat übrigens erst mal ein anderes Ziel: Anfang 2016 will er in London den britischen Markt erobern. 5622 Mal haben 2014 Briten in Erding übernachtet. Da geht noch was.

© SZ vom 16.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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