Erding:Die Unzufriedenheit wächst

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Erding, Bockhorn und das Unternehmen MTU haben Pläne für den Fliegerhorst, doch es fehlt ihnen die Planungssicherheit. Das Verteidigungsministerium soll die Flächen etappenweise freigeben

Von Antonia Steiger, Erding

Stück für Stück verlässt die Bundeswehr den Standort Erding. In ähnlichen Etappen soll sich das Verteidigungsministerium von den Flächen trennen und Verzichtserklärungen unterschreiben. Das wünschen sich Erding, Bockhorn und die MTU. Wie unzufrieden die Akteure mit der fehlenden Planungssicherheit bei der Konversion des Fliegerhorstes gibt, aber auch wie ambitioniert sie sind, zeigte sich am Runden Tisch, zu dem der Bundestagsabgeordnete Ewald Schurer (SPD) in das Kasino am Fliegerhorst geladen hatte.

Mit seinen etwa 360 Hektar stellt der Erdinger Fliegerhorst eine der größten Konversionsflächen in der Bundesrepublik dar. Naheliegend wäre es, das Areal Zug um Zug einer zivilen Nutzung zugänglich zu machen, das sieht auch Karl-Heinz Brunner so, SPD-Bundestagsabgeordneter, den Schurer als Mitglied des Verteidigungsausschusses an den Runden Tisch gebeten hatte. Komplett soll die Bundeswehr voraussichtlich bis 2021 Erding verlassen haben, ein Plan, an dessen Durchsetzbarkeit Schurer zweifelt, wie er sagte. Brunner fügte hinzu, dass Teilverzichtserklärungen bei Konversionen ganz große Ausnahmen seien. Anbieten würde sich ein solcher Schritt in Erding 2019, denn dann wird sich der Charakter des Fliegerhorstes gewaltig verändern, wie Oberst Markus Alder sagte: Anfang 2018 soll der Stab des Waffensystemunterstützungszentrums, also die Verwaltung, nach Manching wechseln. Bis Ende 2018 soll das Materialdepot Erding verlassen haben, und damit werden die größten Flächen am Fliegerhorst frei von militärischer Nutzung sein.

Die Bima, die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, ist in dieser Frage wichtigster Partner der Stadt Erding, sie muss die Flächen verwerten. Fester politischer Wille sei es dabei, die Flächen so schnell wie möglich den Kommunen zu verkaufen, sagten Schurer und Brunner und traten damit Befürchtungen entgegen, dass die Bima andere Interessenten bevorzugen könnte. Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) wies darauf hin, dass die Stadt Erding mit ihrem Entwicklungskonzept dafür gesorgt habe, dass "in der Sekunde null" das Planungsrecht der Kommune greife - dass also kein Investor dort etwas bauen könne, was den Erdinger Planungsabsichten widerspricht.

Gern gesehen ist in Erding jedoch das Engagement der MTU, die viele Jahre lang bei der Triebwerksinstandsetzung mit der Bundeswehr kooperiert und mittlerweile die Hallen übernommen hat. Ulrich Ostermair sagte, MTU seien am Standort in München Grenzen gesetzt. Die großen Flächen am Fliegerhorst seien von größtem Interesse. Er beklagte die fehlende Planungssicherheit, stellte aber in Aussicht, dass MTU sein Engagement in Erding erweitern könnte. "Wenn die gesamte Eurofighter-Flotte ausgeliefert ist, gibt es einen erhöhten Instandsetzungsbedarf."

Ein wichtiger Faktor bei der Konversion ist aber auch das Bamf, das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, das derzeit den Warteraum Asyl am Fliegerhorst betreibt und ihn möglicherweise in ein Ankunftszentrum umwandeln möchte. Es sehe ganz nach einer "dauerhaften Einrichtung" aus, sagte dazu Alder. Die Zelte werden in Hallen verwandelt. Und kaum einer glaubt, dass der Warteraum überhaupt noch gebraucht wird. Seine Hauptfunktion ist, die Einrichtungen in Grenznähe zu entlasten für den Fall, dass Flüchtlinge in zu großer Zahl dort ankommen. Weil kaum mehr Flüchtlinge über die Balkanroute Europa erreichen, kommt auch kein Flüchtling mehr im Warteraum mehr an.

Absolut unklar ist jedoch, wie lange das Bundesamt den Fliegerhorst benötigt, in welcher Funktion auch immer. Aus den dortigen Leichtbauhallen könnten auch dauerhafte Einrichtungen werden, darin sind sich Oberbürgermeister Gotz und der Bockhorner Bürgermeister Hans Schreiner (FW) einig. Aus solch einem Provisorium sei Waldkraiburg hervorgegangen, sagte Schreiner.

© SZ vom 03.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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