Mehr als siebzig Erdinger Stammtische und Vereine müssen sich eine neue Heimat suchen: Voraussichtlich zum Ende des Jahres wird das Gasthaus Mayr-Wirt seine Pforten schließen, der Hotelbetrieb wird schon zur Jahresmitte eingestellt. Ausschlaggebend sind Brandschutzauflagen, der Aufwand wäre zu hoch. Diese Ausgaben seien "durch nichts zu rechtfertigen", sagte OB Max Gotz (CSU). Das Areal samt Wirtschaft und Hotel ist seit 2009 im Besitz der Stadt Erding. Seit 2011 ist bekannt, dass ein Abriss aufgrund der schwächlichen Bausubstanz auf Dauer nicht zu vermeiden ist.
"Erdinger Kulturgut"
Die Erdinger Stadtpolitik und die Rathausverwaltung bekommen also in diesem Jahr ein weitere anspruchsvolle Aufgabe: die Überplanung dieses bedeutsamen Areals an der Haager Straße. Gotz sagte, er werde bis Mitte des Jahres dem Stadtrat einen Vorschlag unterbreiten, wie er sich das weitere Vorgehen vorstellen könnte. Unstrittig ist, dass an der Haager Straße wieder ein Wirtshaus entstehen soll - "kein Schickimicki", wie Gotz sagt. Vereine und Stammtisch sollen dort wieder eine Heimat finden, auch einen Kachelofen soll es wieder geben.
Und vor allem die Bilder des Erdinger Malers Hiasl Maier, der aus der Familie Mayr stammt, sollen in dem neuen Wirtshaus wieder einen Platz finden. "Die Bilder sind Erdinger Kulturgut", sagt Gotz. Ebenso einig ist man sich im Stadtrat darüber, dass ein Lebensmittelgeschäft in dem Gebäudekomplex untergebracht werden sollte. Gotz äußerte eine weitere Idee: Er habe der Molkereigenossenschaft angedeutet, dass er ihr Platz für ein Milch- und Käsegeschäft freihalten wolle. "Das täte der Haager Straße unheimlich gut."
Stadtrat soll Einfluss nehmen können
Debatten hatten sich im Stadtrat an der Frage entzündet, wie frühzeitig die Stadträte in den Entscheidungsprozess eingebunden werden. Vertreter mehrerer Fraktionen hatten ihre Befürchtung geäußert, dass in Gesprächen mit einem Investor frühzeitig Nutzungen festgelegt werden, bevor die Politik sich ihre eigenen Gedanken gemacht habe. Einen "künstlerischen Ideenwettbewerb" kann sich Gotz weiterhin nur schlecht vorstellen, wie er sagt. Er wolle dem Stadtrat aber eine möglichst umfangreiche Einflussnahme sichern, auch in architektonischen Fragen.
Gotz betonte jedoch, welch einen enormen Arbeitsumfang die Verwaltung schon jetzt bewältige und nannte allerhand bedeutsame Projekte, an denen in diesem Jahr gearbeitet werde: die Sanierung der Mittelschule am Lodererplatz, die Sanierung des Kronthaler Weihers, der zweite Abschnitt der Parksanierung, die Weiterentwicklung des Sportparks Schollbach, die Soziale Bodennutzung, das neue Bürgerhaus in dem denkmalgeschützten Haus Am Rätschenbach 12 und die Sanierung des jetzigen Hypo-Hauses, das die Stadt gekauft hat, um einen Teil der Verwaltung dorthin auszulagern.
Zum Halbjahr schließt das Hotel
Wirt Andreas Mayr klang bedrückt, als er die neuen Entwicklungen bestätigen muss. Er betonte jedoch, dass vorerst nur das Hotel geschlossen werde. Das Wirtshaus und die Veranstaltungen im Saal liefen vorerst weiter. Mit der Schließung des Hotels breche ihm ein Teil des Umsatzes weg, auch Arbeitsplätzen stehen auf dem Spiel. Wie es insgesamt mit dem Wirtshaus weiter geht, scheint noch ungeklärt. Sollte die Stadt Betreiber des neuen Wirtshauses werden, müsse sie die Stelle als Wirt ausschreiben, sagt Gotz. "Mit einem guten Konzept" habe Mayr Chancen, auch falls ein Dritter das Wirtshaus betreibe. Wichtig sei ihm, sagte Gotz, dass der Charakter der Wirtschaft mit den zahlreichen, teilweise großformatigen Bildern von Hiasl Maier erhalten bleibe.
Die Stadt Erding hatte den Mayr-Wirt 2009 gekauft, um ihn vor dem Zugriff von Investoren zu retten. Zur Wirtschaft hatten auch noch eine Fleischwarenfabrik und eine Metzgerei gehört, die Fabrikhallen wurden 2012 abgerissen. Auf dieser Fläche finden seitdem Autofahrer innenstadtnahe Parkplätze.