Erding:Die Preisspirale dreht sich immer schneller

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Die Kreisstadt ist nach einer deutschlandweiten Auswertung der Mietspiegel unter den zehn teuersten. Der Mieterverein unterstützt deshalb das bayernweite Volksbegehren "Sechs Jahre Mietenstopp"

Von Gerhard Wilhelm, Erding

Nach einer neuen Mietspiegel-Auswertung des Forschungsinstitus F+B für 351 Städte ab 20 000 Einwohnern in Deutschland ist die Stadt Erding unter den Top Ten im Preisniveau. In Deutschland liegt der Mietpreis der Beispielwohnung mit 65 Quadratmetern laut der F+B-Studie im Schnitt bei 7,04 Euro pro Quadratmeter. Der aktuelle Mietspiegel 2019 der Stadt weist 10,20 Euro aus - der Durchschnittswert aus den Jahren 2015 bis 2019 auf der Basis von 525 Datensätzen, die die Stadt für den Mietspiegel auswerten konnte. Die Realität auf dem Markt sieht inzwischen schon wieder anders aus: Zwei Zimmer, 60 Quadratmeter, kein Erstbezug, sind für 750 Euro Kaltmiete zu bekommen, was 12,5 Euro pro Quadratmeter entspricht. Neubau gewünscht? Zwei Zimmer, Dachgeschoss, 49,84 Quadratmeter für 832 Euro - 16,69 Euro.

Dass die Mieten von Jahr zu Jahr steigen ist schon länger traurige Wahrheit. In Erding liegt nach dem aktuellen Mietspiegel der durchschnittliche Quadratmeterpreis mittlerweile bei 9,73 Euro netto - das bedeutet im Vergleich zu 2017 einen Anstieg von rund zwölf Prozent, damals waren im Durchschnitt 8,70 Euro zu zahlen. Die beiden wichtigsten Faktoren zur Berechnung der Basisnettomiete sind die Wohnfläche und das Baujahr. Dazu gibt es noch eine paar weitere die zu Zu- beziehungsweise Abschlägen führen können. So kann für ein freistehendes Einfamilienhaus die Miete um 15 Prozent höher sein. Im Gegensatz sollte die Miete um zehn Prozent geringer ausfallen, wenn die Heizung nicht zentral erfolgt, sondern über Einzelöfen. Auch die Lage der Wohnung hat einen Einfluss auf den Preis. Wenn die Fahrentfernung zum Schrannenplatz weniger als einen Kilometer beträgt kann ein Aufschlag von fünf Prozent getätigt werden, liegt sie in oder unmittelbar an gewerblich genutztem Gebiet sollte fünf Prozent weniger gezahlt werden. Für den Erdinger Mietspiegel 2019 wurde eine Mietwohnung mit 65 Quadratmeter Fläche aus dem Baujahr 1993 zugrunde gelegt. Sie hat eine Fußbodenheizung (plus drei Prozent), einen integrierten Küchenbereich (plus sechs Prozent), ein Durchgangszimmer (minus drei Prozent) und der S-Bahnhof (plus drei Prozent) liegt in 150 Meter Entfernung. Zudem liegen die Hauptwohnräume in Richtung großer und viel befahrener Durchgangsstraßen (minus drei Prozent).

Der Mietspiegel zeigt auch, was ein kurzer Blick auf die Immobilienportale im Internet bestätigen: je weniger Quadratmeter eine Wohnung hat, umso teurer. Hat sie unter 35 Quadratmeter sind laut Mietspiegel 12,70 Euro zu zahlen. Bei 70 bis 80 Quadratmeter exakt zehn Euro und am billigsten wird es bei Wohnungen von mehr als 125 Quadratmeter: 9,40 Euro. Wobei auf dem freien Mark teilweise ganz andere Preise verlangt werden. Eine "lichtdurchflutete Galeriewohnung in zentraler Lage" steht zum Beispiel auf dem Portal Immowelt für 1580 Euro - bei einer Größe von 75 Quadratmeter. Das entspricht 21 Euro je Quadratmeter Wohnfläche.

Für Eva Kolenda, die Vorsitzende des Erdinger Mietervereins, ist die Entwicklung trauriges Tagesgeschäft. "Bei der Preisspirale ist kein Ende abzusehen. Die Lage auf dem Mietmarkt wird immer dramatischer", sagt Kolenda. Tatsache sei, dass der Mietspiegel ein gutes und notwendiges Instrument sei, aber von der Realität oft eingeholt, wenn man sich ansehe, was verlangt werde. Deshalb unterstütze der Erdinger Mieterverein auch das Volksbegehren "Sechs Jahre Mietenstopp und für faire Mieten in Bayern", das vom Mieterverein München, der Bayern und München SPD, dem DGB Bayern und dem Landesverband des Deutschen Mieterbundes initiiert wurde.

© SZ vom 14.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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