Erding:Die Patienten sind die Leidtragenden

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Die im Erdinger Kreiskrankenhaus seit Langem geplante Station mit zehn Dialyse-Plätzen sollte schon am 1. April eröffnet werden. Die Kassenärztliche Vereinigung hat dem Betreiber aber noch keine Genehmigung erteilt

Ines Alwardt

Die Dialyse kommt nach Erding, aber noch müssen die Patienten warten (Foto: Renate Schmidt)

Die Eröffnung der neuen ambulanten Dialysestation im Kreiskrankenhaus Erding (KKH) verzögert sich erneut bis auf unbestimmte Zeit. Die Kassenärztliche Vereinigung Bayern (KVB) hat dem Betreiber, dem Kuratorium für Dialyse und Nierentransplantation (KfH), noch keine Genehmigung für den Betrieb erteilt. Zwar rechne man damit, die Erlaubnis "in Kürze aussprechen zu können", sagte KfH-Sprecherin Kirsten Warweg am Donnerstag der Süddeutschen Zeitung. Ob es sich bei diesem Zeitraum um Wochen oder Monate handeln wird, dazu wollte Warweg sich jedoch nicht äußern.

Die seit langem geplanten Station mit zehn Dialyse-Plätzen, die wegen eines Rechtsstreits zwischen dem Kuratorium und der Kassenärztlichen Vereinigung jahrelang nicht gebaut werden konnte, sollte eigentlich schon am 1. April eröffnen. Mitte Januar hatten auch schon die Bauarbeiten begonnen.

Der 300 000 Euro teure Umbau der Räume im Erdgeschoss des Krankenhauses ist seit kurzem abgeschlossen, und das KfH installiert derzeit die Technik für die Dialyse. "Aber die Genehmigung von der KVB haben wir immer noch nicht", sagte Ulrich Becker, Regionalleiter beim KfH. Man habe den Antrag für die Station noch einmal aktualisieren müssen, eine positive Antwort von der KVB kam bisher allerdings nicht. "Wir sind gerade noch dabei, bürokratische Details zu klären", sagt Becker. Wann der Betrieb losgehen kann, das weiß auch er nicht. Und das Kreiskrankenhaus verweist bei dieser Frage wiederum auf den Betreiber: "Der genaue Eröffnungstermin wird noch von dem KfH festgelegt", sagte Sprecherin Daniela Fritzen.

Diejenigen, die am stärksten unter der Verzögerung leiden, sind die Patienten. Bisher müssen Betroffene aus dem Landkreis Erding drei Mal in der Woche weite und beschwerliche Wege auf sich nehmen und in die Nierenzentren in Freising, Ebersberg und Landshut fahren, um ihr Blut reinigen zu lassen. "Für die Patienten ist das extrem anstrengend", sagte Ulrich Becker. Bis zu drei Liter Blut verlieren Dialyse-Patienten bei der fünfstündigen Behandlung, für den Kreislauf ist das "sehr belastend". Deshalb können die Patienten meist auch nicht mit Bus und Bahn kommen, sondern müssen mit dem Taxi fahren. Patienten, die aufgrund anderer Erkrankungen im Kreiskrankenhaus liegen, müssen mit dem Krankentransport dorthin gefahren werden.

Mit der ambulanten Dialyse am KKH soll das zwar anders werden, aber auch die Station ist nur für eine Übergangszeit gedacht, als "Provisorium", wie Ulrich Becker sagte. "Für uns ist das ein bisschen aufwendig, die Station zu betreiben, weil sie so klein ist." Normalerweise plane man keine Dialyse-Station mit weniger als 20 Plätzen. Hinzu kommt, dass Patienten mit HIV oder Infektionskrankheiten wie Hepatitis B in Erding auch künftig nicht in der Dialyse-Station behandelt werden können, weil es nicht genug Räume gibt, um sie unterzubringen. "Damit würden wir die wenigen Plätze, die wir haben, gleich blockieren." Becker hofft deshalb, dass das Kreiskrankenhaus die nötigen Fördermittel für einen Erweiterungsbau vom Freistaat bekommt, denn dann könnte auch die Dialyse-Station ausgebaut werden. Bis es so weit ist, werden aber wohl noch vier bis fünf Jahre vergehen, schätzt Becker.

Lange Zeit war unklar, ob überhaupt in Erding eine Dialyse-Station eingerichtet werden kann. Ein Nephrologe hatte sich das Recht erklagt, sich in Erding niederlassen zu dürfen - woraufhin das Kuratorium für Dialyse und Nierentransplantation mit einer Gegenklage vor Gericht zog, begründet durch den Konkurrenzschutz. Der Streit zog sich hin und dauerte zehn Jahre lang. 2012 dann entschied das Sozialgericht zugunsten des Kuratoriums.

Nicht nur für die Patienten war der lange Streit von Nachteil, auch für das Krankenhaus: Denn seit dem Umbau hatte die Einrichtung Räume für die Dialyse freigehalten, sie standen lange leer. Nun hoffen alle Beteiligten darauf, dass die KVB ihre Genehmigung möglichst bald erteilt.

© SZ vom 19.04.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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