Erding:Die Narren halten aus

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Prinzenpaar und Garden zeigen auf dem Schrannenplatz ihr gesamtes Programm bei Kälte und Regen- und Schneeschauern.

Antonia Steiger

Das Faschingsende ist nah, man merkt's. Bei der Narrenschranne am Sonntag auf dem Schrannenplatz hat sich zwar eine recht ansehnliche Menschenmenge eingefunden, um Prinzenpaar, Garden und Jungelfer zu begutachten. Doch bei mit Schnee- und Regenschauern durchzogenem äußerst kühlem Wetter ließ die Motivation teilweise zu wünschen übrig, die meisten waren in dunkler Winterkleidung gekommen. Dafür aber blieben fast alle bis zum Ende. Das gesamte Programm der Narrhalla dauert mehr als zwei Stunden. Das volksnahe Herrscherpaar Verena I. und Siegfried I. zeigte sich bei strahlender Laune und bewies, dass es sich auf dem Tanzparkett wohler fühlt als am Mikrofon.

Die Narrhalla Erding verfügt über mehrere Garden. Sie alle zeigten keine Schwächen und sorgten für gute Stimmung. (Foto: Renate Schmidt)

Auf dem Dorf sei alles anders, das stellte Peter Steinberger fest, der Vorsitzende des Landesverbandes Oberbayern im Bund Deutscher Karnevals, der Erding einen Besuch abstattete. Die Münchner würden sich glücklich schätzen, meinte er, wenn ihnen eine solch große Menge huldigen würde. Dies sei "eine traumhafte Kulisse", sagte Steinberger in Unkenntnis der Tatsache, dass der Schrannenplatz bei etwas besseren Wetter noch deutlich besser gefüllt gewesen wäre. Man verzieh ihm großzügig, dass er Erding als Dorf bezeichnet hatte. Schließlich soll Erding doch bald einen Ober-Ober-Oberbürgermeister Max Gotz bekommen, wie es die Jungelfer ankündigten. Die sieben Mann starke Truppe zog nach einem humoristischen Abstecher zu den Folgen der Finanzkrise die Stadtpolitik wie gewohnt durch den Kakao. Man verharrte bei den Themen, um die sich in Erding in diesen Tagen nun einmal alles dreht: S-Bahn-Ringschluss, Nordumfahrung, Stadtpark, Therme und Verkehr. Wer noch etwas wissen wolle, der solle sich an den Bürgermeister wenden, der ohnehin jedem das Du anbiete, wie sie sagten.

In ihren tänzerischen Darbietungen setzt die Narrhalla Erding erfreulicherweise fast durchgehend auf den Gardetanz. Vier Garden von ganz kleinen Mädchen bis erwachsene junge Frauen ließen zu flotter Musik die Beine durch die Luft fliegen und brachten das Publikum langsam auf Touren. Das beweist: Es geht im Fasching auch ohne den rätselhafterweise hierzulande so beliebten Showtanz, bei dem das Publikum ständig in Sorge ist um die jungen Mädchen in neonfarbenen Flitterkostümchen, die sich aus mehreren Metern Höhe in die Arme der Partner fallen lassen müssen. Ein sachter Nervenkitzel geht in Erding dafür von den Auftritten der beiden Funkenmariechen Emma Kohlmüller und Anna Lena Hennig aus, die in fast beängstigendem Tempo über die feuchte Bühne wirbeln. Die Erdinger Narren wissen, was sie an diesen beiden Tänzerinnen haben.

Weniger anfällig für Verletzungen ist dagegen der Prinzentanz. Verena I. und Siegfried I. fühlen sich auf dem Parkett zuhause, das ist unverkennbar. Das seit wenigen Monate verheiratete Paar harmoniert trefflich - ob beim Walzer oder am Mikrofon. Beide übernehmen offenbar gerne mal die Führung - eine modernen Beziehung eben. Wer am Nachmittag fast zwei Stunden ausgeharrt hatte, der wurde am Ende noch mit dem traditionellen Kasperltheater belohnt und in diesem Jahr sogar mit einem Auftritt der Schäffler.

© SZ vom 20.02.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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