Erding:Die musikalische Ausbildung leidet

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Weniger Teilnehmer: Der Freisinger Musikschulleiter Martin Keeser gibt der verkürzten Gymnasialzeit im G 8 Schuld. Die Schüler hätten keine Zeit mehr zum Üben

Kerstin Vogel

Im vergangenen Jahr hat in Erding der Landeswettbewerb von ´Jugend musiziert´stattgefunden. Beim Preisträgerkonzert in der Stadthalle Erding, trugen der 17-jährige Bariton Konstantin Riedl aus Dorfen mit der 19-jährigen Lena Albersdörfer aus Velden am Klavier zwei Lieder vor. (Foto: Renate Schmidt)

- Der Wettbewerb "Jugend musiziert", der den wie in den vergangenen fünf Jahren die Kreismusikschulen Erding und Freising veranstalten, startet in eine neue Runde - und er tut das mit deutlich weniger Teilnehmern als in den vergangenen Jahren. Das liegt zum einen zwar an den Kategorien, die in diesem Jahr einfach nicht ganz so populär sind, wie der Freisinger Musikschulleiter Martin Keeser am Mittwoch bei der Vorstellung des Programms sagte. Zum anderen gibt er aber auch der verkürzten Gymnasialzeit im "unseligen G 8" die Schuld: Die Schüler hätten durch die gestiegenen Anforderungen in der Schule einfach keine Zeit mehr, um nachmittags zu üben, so seine Kritik.

Junge Menschen heute noch zu einem Musikstudium zu bringen, sei fast unmöglich, beklagt Keeser - und er geht noch weiter: "Das Niveau des deutschen Spitzenmusizierens wird langfristig massiv unter dem G 8 leiden." Die Proben für "Jugend musiziert" könnten eigentlich nur noch an den Wochenenden und in den Ferien stattfinden, bestätigte sein Stellvertreter Odilo Zapf. Unter den 181 gemeldeten Teilnehmern sei nicht ein einziger, der in diesem Jahr Abitur mache, die meisten seien jünger als 15 Jahre.

Dabei kann der pädagogische und kulturelle Faktor der Veranstaltung - und vor allem der Vorbereitung darauf - für Keeser gar nicht hoch genug eingestuft werden. Immerhin handele es sich um den größten europäischen Musikwettbewerb, der in drei Stufen von den Regionalausscheidungen bis auf Bundesebene führe und unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten stehe. Tatsächlich gehe es aber weder um Rekorde bei der Teilnehmerzahl, noch um die Jagd nach Preisen und Punkten, stellte der Musikschulleiter klar. Jeder Teilnehmer habe schon gewonnen: Er habe sich ein anspruchsvolles Programm erarbeitet und auf hohem Niveau vor einer strengen Jury bestanden.

Der Veranstaltungsort wechselt jährlich zwischen Erding und Freising - und heuer ist die Domstadt an der Reihe. Unterstützt wird "Jugend musiziert" dabei von den beiden Landkreisen und den beiden Städten Freising und Erding mit jeweils 1500 Euro - denn ganz billig ist die Organisation zumindest auf dem Niveau, das in der Flughafenregion seit Jahren gehalten wird, nicht. Unter anderem wird dafür ein professionelles Programmheft gestaltet und auch die Juroren brauchen zumindest eine Aufwandsentschädigung. Auf 15 000 Euro beziffert Keeser die Gesamtkosten; der Bezirk beteiligt sich ebenfalls mit einem Zuschuss von 2000 Euro, von den Teilnehmern wird eine kleine "Startgebühr" verlangt und "für den überwiegenden Rest" konnte die Münchner Flughafengesellschaft als Sponsor gewonnen werden.

Ermöglicht werden mit dieser Summe fast 20 kleine Konzerte in den verschiedenen Kategorien, die am Freitag, 1., und Samstag, 2. Februar, im Pavillon und anderen Räumen der Musikschule zu hören sein werden. Alle Aufführung sind öffentlich und kostenlos - was auch für das große Konzert der ersten Preisträger gilt, das eine Woche später am Freitag, 8. Februar, um 19 Uhr im Pavillon der Musikschule stattfindet. Bei dieser Gelegenheit wird dann auch noch der "Sonderpreis" der Stadt Freising vergeben.

© SZ vom 10.01.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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