Erding:Die Basis bröckelt

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Der Verein Lebenshilfe Erding hat immer weniger Mitglieder und bleibt finanziell auf Spenden angewiesen

Von Regina Bluhme, Erding

Der stete Mitgliederschwund und der Rückgang der Spenden bereitet den Verein Lebenshilfe Erding große Sorgen. Das war bei der Jahreshauptversammlung zu erfahren. Es gab jedoch auch positive Nachrichten: Die Isar-Sempt-Werkstätten haben ihren Umsatz zweimal hintereinander kräftig gesteigert. Bei den Neuwahlen wurde Landrat Martin Bayerstorfer als Vorsitzender bestätigt. Zu seinem Stellvertreter wurde Randolf Gänger als Nachfolger von Heinz Damaschke gewählt.

"Seit zehn Jahren sind die Mitgliederzahlen ständig gesunken", berichtete Damaschke bei der Versammlung in den Isar-Sempt-Werktstätten. Im Oktober 2014 zählte der Verein 185 Mitglieder, zehn Jahre zuvor waren es noch 263. Der Rückgang der Mitgliederzahl liege wohl zum einen an der Altersstruktur, sagte Damaschke. Zum anderen "ist es leider so, dass viele Eltern, die Kinder bei uns in den Einrichtungen haben, nicht dem Verein beitreten".

Bessere Nachrichten hatte Kassier Christian Wolf: "Die finanzielle Lage ist gut." Noch. Das Guthaben habe Ende 2014 etwa 250 000 Euro betragen. Das sei eine "schöne Summe", sagte Wolf, gab aber zu bedenken, dass 2017 das 20-jährige Bestehen des Edeltraud-Huber-Hauses gefeiert werde - bis dahin stünden noch einige Renovierungsarbeiten an. Der größte Einnahmeposten 2014 seien Spenden in Höhe von 51 000 Euro gewesen, darunter war allerdings eine außergewöhnlich hohe Privatspende. Die Vereinsbeiträgen brachten 5353 Euro in die Kasse.

Für 2105, Stand August, verbuchte Wolf ein Guthaben von rund 168 000 Euro. Zwischenzeitlich habe der Verein eine Teilrückzahlung für ein Darlehen von rund 100 000 Euro beglichen. Es blieben aber immer noch knapp 800 000 Euro, die für den Wohnheimbau zurückgezahlt werden müssten. An Mitgliederbeiträgen habe der Verein nur noch 4970 Euro eingenommen. Einen gewaltigen Einbruch gab es bei den Spenden: Hier sind laut Wolf heuer bislang nur 15 000 Euro zusammengekommen. "Von den Beiträgen können wir nicht leben, wir brauchen Spenden", so Wolf.

Albert Wittmann der Geschäftsführer der Isar-Sempt-Werkstätten, berichtete, dass 2014 ein Umsatz von rund zwei Millionen Euro erwirtschaftet worden sei. Das entspreche einer Steigerung von zwölf Prozent. Für 2015 rechnet er mit einer weiteren Steigerung von 14 Prozent. Durch das gute Zusammenspiel von Betriebsleitung und Sozialdienst sei es immer wieder gelungen, Alternativen für Auftragsverluste zu finden. Das Problem der fehlenden Parkplätze am Gelände der Werkstätten werde bald ein Ende haben, betonte Wittmann. Nach langer Suche sei es gelungen, einen Betrieb aufzutreiben, der noch heuer mit den Arbeiten für die Stellplätze beginne. Als weitere Baumaßnahme müsse außerdem demnächst ein neuer Fluchtweg auf 60 Meter Länge im Untergeschoss eingerichtet werden.

Coleen Duvos, Geschäftsführende Leiterin der Wohnbereiche, wies darauf hin, dass das Edeltraud-Huber-Haus, in dem 38 Menschen rund um die Uhr betreut werden, auch eine "Urlaubs- und Verhinderungspflege" anbiete. Das heißt: Hier können behinderte Menschen, die sonst zu Hause betreut werden, für einen bestimmten Zeitraum aufgenommen werden. Das 2013 errichtete Haus der Lebenshilfe an der Drechslerstraße bietet neun stationäre Plätze und sei "so gut wie voll", informierte Duvos weiter. Ausgebaut werden soll aber auf jeden Fall das ambulante, betreute Wohnen. "Hier liegt die Zukunft", betont sie. In angemieteten Wohnungen sollen Klienten in Wohngemeinschaften möglichst selbständig leben können.

Vor Beginn der Neuwahlen erklärte Beisitzer Hans Hintermaier nach 44 Jahren Vereinsarbeit seinen Rückzug. Auch Elternbeiratsvorsitzende Rosemarie Wimmer, die sich seit 21 Jahre im Verein engagiert, wollte nicht mehr kandidieren. Im Namen des Vereins bedankten sich Damaschke und Bayerstorfer herzlich bei den beiden. Dann hieß es auch für Damaschke Abschied nehmen. Aus persönlichen Gründen werde er nicht mehr kandidieren, erklärte er, wolle er aber weiterhin als Beisitzer im Verein mitarbeiten. Neben Damaschke wurden Ludwig Hobmaier, Christine Kroh, Christian Numberger, Ursula Schwarz und Helmut Scheja als Besitzer in den Vorstand gewählt.

© SZ vom 26.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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