Erding:Die Bahn gehört den Trabern

Lesezeit: 2 min

Beim Herbstfest fallen die Galopp- und Ponyrennen aus. Unnötig, finden die Organisatoren beim Rennverein. Doch anstatt sich zu ärgern, freuen sie sich über die Wetterprognose und auf die Kür der schönsten Hüte

Von Sebastian Fischer, Erding

Am Sonntagmittag wird Annette Vogt auf den Geislinger Ängern stehen und ein kleines Glaspferd in ihrer Hand ganz feste drücken. Sie wird es nicht loslassen, bis das Trabrennen vorbei ist, bei dem sie am Rand steht und ganz besonders mitfiebert.

Vogt ist die Präsidentin des Erdinger Rennvereins, der am Sonntag zum 26. Mal sein traditionelles Trabrennen veranstaltet. Der Höhepunkt des Tages, sagt sie, sei das Siegfried-Auer-Gedächtnis-Rennen, an dem nur Vereinsmitglieder teilnehmen, die ein Jahr lang nur für dieses Rennen trainieren. Drei Mitglieder fahren in diesem Jahr mit - und einer davon ist Vogts Ehemann Gerhard.

Anette Vogt ist seit drei Jahren Präsidentin des Rennvereins, sie ist mittlerweile schon routiniert darin, die wichtigste Veranstaltung im Kalenderjahr zu organisieren. In diesem Sommer waren die Vorbereitungen jedoch erschwert. Weil in den benachbarten Landkreisen Reitställe wegen einer Pferdeseuche geschlossen werden mussten, setzt die Stadt Erding bei allen Teilnehmern den sogenannten Coggins-Test voraus, der Aufschluss darüber gibt, ob im Blut der Tiere Antikörper der Seuche vorhanden sind. Und da sich die Teilnehmer bei Galopp- und Ponyrennen, in den Vorjahren feste Bestandteile des Programms, erst unmittelbar vor dem Start anmelden, musste Vogt die beiden Rennen kurzfristig absagen. Zu groß wäre der organisatorische Aufwand gewesen.

Alexander Ruhland mit Paolo Coulonces ist der Vorjahressieger beim Großen Preis der Stadt Erding. (Foto: Peter Bauersachs)

Fragt man Vogt danach, sagt sie erst mal: "Mmh." Dann erklärt sie: Eigentlich wäre das nicht nötig gewesen, das Thema sei durch, die Gefahr gebannt, die Quarantäne aufgehoben. Doch sie könne auch die Stadt verstehen, die den Test ja auch beim Blumenkorso am selben Tag voraussetzt, und schlecht eine Ausnahme machen könne. Es würden ihr nur die Kinder leidtun, sagt Vogt, die nun auf das Ponyreiten verzichten müssen: "Schon schade, kompensieren können wir das nicht." Andererseits will sie niemandem bei der Stadt böse sein. Im Vorjahr habe es geregnet, "das war genauso schlimm". Und diesmal soll die Sonne scheinen.

Außerdem wären Ponys und Galopper ohnehin nur das Rahmenprogramm gewesen. Anders als etwa beim Dorfener Volksfest, finden die Trabrennen wie gewohnt statt: Zwei Vorläufe, ein Trostlauf und der mit 1000 Euro dotierte Entscheidungslauf um den Großen Preis der Stadt Erding. Am Montag war Meldeschluss, und die Teilnehmer, allesamt aus der Region, konnte Vogt rechtzeitig informieren.

Neu ist in diesem Jahr, dass die Veranstaltung keinen Eintritt kostet und um eine Stunde auf 13 Uhr vorverlegt ist, sodass es keine Überschneidung mit dem Blumenkorso gibt. Bereits zum vierten Mal werden im Publikum die schönsten Hüte gekürt. "Es kommt uns eher auf die Abstimmung der Farben an, auf ein stimmiges Gesamtbild von Hut und Kleidung", sagt Vogt. Zum ersten Mal werden auch Männerhüte prämiert.

Ein Hauch von Ascot: Zum vierten Mal werden beim Herbstfestrennen die schönsten Hüte prämiert. Zum ersten Mal dürfen auch Männer mitmachen. (Foto: Peter Bauersachs)

Von Donnerstag an werden Vogt und ihre Kollegen die Wiese am Eisstadion in eine 1600 Meter lange Rennstrecke verwandeln, den Zaun aufbauen, den Richterturm aufstellen, die Löcher im Boden mit Sand aufschütten und am Freitag die Bahn walzen. Viel Arbeit - doch es ist eben die einzige Einnahmequelle für den Verein im Jahr.

Und für drei Vereinsmitglieder ein ganz besonderes Ereignis. Gerhard Vogt, erzählt seine Frau, habe einmal pro Woche auf dem Hof von Albrecht Auer trainiert, dem Sohn des langjährigen Vereinsmitglieds, das dem Rennen seinen Namen gibt. Und zuletzt durfte er zweimal auf die große Bahn, zur Generalprobe. "Ich würde mich niemals ins Sulky setzen", sagt Annette Vogt, das Tempo ist ihr zu rasant: "Ich bewundere ihn dafür, dass er sich das traut." Am Sonntag ist sie vor allem froh, wenn das Rennen vorbei ist. Gewinnen, sagt sie, sei nicht so wichtig. Nur gesund bleiben.

© SZ vom 26.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: