Erding:Die Augen lassen nach

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Nach mehr als 50 Jahren schließt Albert Roth seinen Friseurladen in der Schubertstraße. (Foto: Peter Bauersachs)

Friseurmeister Albert Roth schließt seinen Laden

Von Regina Bluhme, Erding

Dauerwellen für Herren legt Albert Roth schon lange nicht mehr. Der Friseurmeister hat viele Trends kommen und gehen sehen. Seit 50 Jahren betreibt er seinen Friseursalon in der Freisinger Siedlung. Gerne hätte der 73-Jährige noch weitergearbeitet, doch gesundheitliche Gründe zwingen ihn jetzt zur Geschäftsaufgabe. Am 27. Mai wird der traditionsreiche Laden an der Schubertstraße 6 geschlossen.

Es sind die Augen, die dem gebürtigen Erdinger große Probleme bereiten. "In den letzten Jahren ist es immer schlimmer geworden, und jetzt geht es gesundheitlich einfach nicht mehr. Ich muss Schluss machen", sagt der Friseurmeister. Es ist dem ehemaligen Kreishandwerksmeister anzumerken, dass ihm dieser Schritt schwer fällt. "Es tut mir sehr leid, auch weil ich eine so treue Stammkundschaft habe." Viele lassen sich seit 50 Jahren bei ihm die Haare schneiden.

Dass er einmal das Friseurhandwerk erlernen würde, stand für ihn schon immer fest. "Es wurde mir in die Wiege gelegt", sagte Roth. 1967 übernahm er als junger Friseurmeister den Salon seiner Mutter Paula Gruber und richtete dort die Herrenabteilung ein. Damen und Herren saßen damals noch streng getrennt in zwei separaten Räumen: "Vor allen in den Zeiten, als die Dauerwelle für Herren in Mode war, da wollten die Männer mit Lockenwickler auf dem Kopf lieber unter sich bleiben."

Ein Jahr nach der Ladenübernahme heiratete Roth seine Frau Anna-Maria. Sohn Thomas wurde 1970 geboren. Ein harter Schicksalsschlag war der frühe Tod von Anna-Maria, die 1991 mit nur 43 Jahren an den Folgen einer Operation starb. Zwölf Jahre später heiratete Albert Roth seine zweite Frau Regina, die mit ihm seither den Salon geleitet hat.

An seinem Beruf haben ihm zwei Dinge besonders gefallen, verrät Roth: Zum einen konnte er sich sofort über das Ergebnis seiner Arbeit freuen, zum anderen war er gerne mit den Kunden im Gespräch. "Da sind über die Jahre auch Bindungen gewachsen. Als Friseur ist man bei Stammkunden schon eine gewisse Vertrauensperson." Während der vergangenen Jahre war Albert Roth nicht nur in seinem Salon engagiert, sondern auch ehrenamtlich tätig. Bis 2008 war er 15 Jahre lang Kreishandwerksmeister, zudem war er lange Zeit Obermeister der Friseure und gehörte dem Vorstand der Handwerkskammer für München und Oberbayern an. Bis heute ist er im Wechsel mit Willi Scheib als Vorsitzender des AOK-Beirats tätig. Darüber hinaus engagierte er sich 25 Jahre als ehrenamtlicher Richter am Finanzgericht München.

Besonders lag Albert Roth der berufliche Nachwuchs am Herzen. 48 Lehrlinge hat er in den vergangenen Jahrzehnten ausgebildet. Er weiß das ganz genau, denn er hat alle Lehrlingsverträge aufgehoben. Außerdem hat sich Roth dafür eingesetzt, dass es in Erding die Ausbildungstage gibt.

Die meisten der Ämter musste Roth bereits 2008 aufgrund des Augenleidens aufgeben. Nun hat sich sein Zustand so verschlechtert, dass er das Friseurhandwerk ganz aufgeben muss. "Ich hätte gerne weitergemacht, auch für die treue Kundschaft, die mit mir alt geworden ist", sagt Roth. Dafür sei er dankbar. Sein Dank gilt auch seiner Frau Regina und den vier Angestellten. "Ohne sie wäre es nicht möglich gewesen, so lange so erfolgreich zu sein."

Der Name Roth wird nicht aus dem Erdinger Friseurgewerbe verschwinden. Sohn Thomas ist in die Fußstapfen des Vaters getreten und leitet in Erding weiterhin zwei Läden - den Salon im E+C-Center am Rennweg und den Salon im Egger-Zentrum an der Dorfener Straße.

Am 27. Mai ist dann soweit: Albert Roth wird noch einmal seinen Laden an der Schubertstraße aufsperren, die Kundschaft begrüßen, ein wenig ratschen und am Ende des Tages wird er seinen Friseursalon Roth nach 50 Jahren endgültig zusperren.

© SZ vom 11.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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