Erding:Der Bedarf an Erziehungshilfe bleibt hoch

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Im vergangenen Jahr half die Familienberatungsstelle des Landkreises 671 Familien in schwierigen Situationen

Von Florian Tempel, Erding

Die Zahl der Beratungen der Erziehungs- und Familienberatungsstelle des Landkreises bleibt konstant hoch. Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 671 Familien in schwierigen Situationen beraten. Das sind fast genau so viele wie in den Jahren zuvor. Neben den Beratungen wird auch der Einsatz von ehrenamtlichen Familienpaten und Laienhelfern organisiert, Elternkurse und eine Sprechstunde für Schreibabys angeboten.

"Eines müssen wir immer wieder klar machen", sagte Sabine Wolf, die neue Leiterin der Erziehungsberatungsstelle, bei der Vorstellung des Jahresberichts 2015 im Jugendhilfeausschuss des Kreistags, "wir sind für die Klienten ein kostenloses Angebot." Wer bei Wolf und ihren sechs Kolleginnen und Kollegen - alle sind Psychologen oder Sozialpädagogen - Hilfe sucht, muss dafür nichts zahlen.

Die Gründe, sich an die Erziehungsberatungsstelle zu wenden, sind laut dem Jahresbericht sehr unterschiedlich. Als "besonders häufig genannte Problemgruppen" werden folgende genannt: Aktuelle Krisen wie Suiziddrohungen, sexueller Missbrauch oder der Tod eines Elternteils; jede Art von Problemen und Konflikten zwischen Eltern und Kindern; Konflikte von Kindern mit Mitschülern oder Freunden; Trennung und Scheidung der Eltern; psychosomatische oder vermutete psychische Erkrankungen wie Essstörungen, Zwangshandlungen oder Depressionen eines Kindes; Entwicklungsauffälligkeiten, Lernprobleme, Schulverweigerung und Mobbing.

Alle Altersgruppe von Kindern und Jugendlichen waren 2015 vertreten. Die meisten Probleme haben allerdings laut der internen Statistik Familien mit Kindern im Grundschulalter. Bei Kleinkindern und Jugendlichen ist die Zahl der Beratungsfälle geringer, aber nicht selten. Die Probleme mit Buben sind etwas häufiger als die mit Mädchen. In der Hälfte der Fälle lebten das Kind oder die Kinder nicht mehr mit beiden Elternteilen zusammen, sondern bei Alleinerziehenden oder bei einem Elternteil mit neuem Partner. In einem Viertel der Fälle hatte mindestens ein Elternteil einen Migrationshintergrund, in elf Prozent der Fälle wurde zu Hause eine andere Sprache als Deutsch gesprochen. Für Wolf zeigen diese Zahlen, dass auch Familien mit Migrationshintergrund das Angebot der Erziehungsberatungsstelle gut annehmen. Der Vorsitzende der Arbeiterwohlfahrt, Fritz Steinberger, befand dennoch, die Beratungsstelle müsse bei Familien mit Migrationshintergrund noch bekannter gemacht werden. Der Anteil von Familien, die Sozialleistungen vom Staat wie Hartz IV oder Arbeitslosengeld bekommen, war mit 18,5 Prozent relativ hoch.

In 75 Prozent der Fälle meldete sich eine Mutter bei der Beratungsstelle, Väter ergreifen dazu sehr viel seltener die Initiative. In zwei Fällen hatte sich im vergangenen Jahr ein Kind oder Jugendlicher selbst an die Erziehungsberatungsstelle gewandt. Im Normalfall dauere es zwei Wochen, bis nach der Anmeldung ein erster Gesprächstermin entweder in Erding oder in die Außenstelle in Dorfen stattfinden kann. In zwei Dritteln der Fälle endete die Beratung nach ein bis drei Gesprächsterminen. Bei einem Fünftel der Fälle waren es bis zu zehn Treffen, bei knapp acht Prozent bis zu 20 Termine und in 5,6 Prozent waren es Langzeit- und Intensivberatungen.

Ehrenamtliche Familienpaten werden nach wie vor gesucht. Die Paten besuchen Familien einmal in der Woche, helfen bei Behördenangelegenheiten oder entlasten die Eltern, indem sie die Kinder zeitweise betreuen. Aktuell sind nur neun Paten aktiv. Neue Interessenten meldeten sich derzeit kaum.

© SZ vom 05.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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