Erding:Das letzte seiner Art

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In Erding gibt es ein Auto mit dem sehr zweideutigen Kennzeichen HH-88. Wie kann das sein?

Von Mathias Weber, Erding

Das Landratsamt macht es den Erdinger Autofahrern sehr einfach: Auf der Homepage kann man nachschauen, ob das Wunschkennzeichen noch zur Verfügung steht. Hans Huber (Jahrgang 88) aber hätte Pech: Zum einen, weil die Mitarbeiter die Kombination HH-88 gar nicht mehr herausgeben dürften; und zum anderen, weil dieses Kennzeichen schon vergeben ist - und seit Jahren in Erding herumfährt.

Einer Leserin der Erdinger SZ ist das Nummernschild aufgefallen: Vor ihr stand das Auto an der Ampel, sie hat zum Handy gegriffen und ein Beweisfoto geschossen. Ihr stößt die Symbolik auf: "HH" steht in rechtsextremen Kreisen für "Heil Hitler", die Acht für den Buchstaben H - der Fahrer fährt also mit einem doppelten "Heil Hitler" durch den Landkreis. Ob mit voller Absicht oder ob er es nicht besser wusste, das bleibt das Geheimnis des Fahrzeughalters: Vielleicht handelt es sich wirklich nur um einen Hans Huber, der am 8. August geboren wurde und mit Rechtsextremismus nichts am Hut hat. Die Leserin, die das Auto entdeckt hat, erinnert sich an einen anderen solchen Fall, der sich kürzlich in Trudering abgespielt hatte: Dort wurde das Kennzeichen AH-8888 entdeckt - "AH" steht in der Szene für "Adolf Hitler". Ein peinliches Versehen, hieß es damals beim Münchner Kreisverwaltungsreferat. Das Kennzeichen musste den Mitarbeitern der Zulassungsstelle durchgerutscht sein, man bemühte sich, es austauschen zu lassen.

Verboten sind die zwei Buchstaben nicht

In Bayern, heißt es aus dem Verkehrsministerium, werden seit dem Jahr 1981 bestimmte Buchstabenkombinationen nicht mehr vergeben: "HJ" zum Beispiel, "KZ", "SA" und "SS"; erst seit 1993 gehört auch "NS" dazu. In manchen Landkreisen verbieten die Behörden auch nach eigenem Ermessen Kombinationen: In Starnberg etwa gibt es kein STA-SI, in Nürnberg kein N-PD oder N-SU. Die Kombinationen "HH" und "AH" aber war lange Zeit eben nicht auf der Liste der nicht auszugebenden Schilder zu finden. Vielleicht, weil sie nicht so sehr ins Auge springen wie "KZ" oder "SS" und die Bedeutung nur Eingeweihten klar war. 2010 hat sich das geändert: Weil sich immer mehr Bürger über versteckte Botschaften beschwert hatten, haben die Länder ihre Richtlinien angepasst: Auch "HH" und "AH" werden seitdem nicht mehr mit den Zahlenkombinationen 88 und 18 ausgegeben.

Alte Nummernschilder, die vor den Weisungen des Verkehrsministeriums ausgegeben wurden, bleiben aber gültig, bis das Fahrzeug außer Betrieb gesetzt wird. Bei drei fragwürdigen Kombinationen im Landkreis - AH-18, AH-88 und HH-18 - ist das schon geschehen. Übrig bleiben noch 14 landwirtschaftliche Fahrzeuge, die das Kürzel "NS" am Nummernschild haben, und eben ein Auto mit dem Schild HH-88. Es wird weiter durch den Landkreis fahren, solange das Kennzeichen nicht abgemeldet wird.

Wenn Hans Huber in Zukunft unbedingt seine Initialen im Nummernschild haben will, ist das in Erding aber weiterhin möglich; viele Kombinationen mit einer dreistelligen Zahl sind noch zu haben. Man muss den Mitarbeitern in der Zulassungsstelle eben vertrauen, dass sie versteckte Kombinationen erkennen. In der Fahrzeug-Zulassungsverordnung heißt es, dass die Kennzeichen nicht gegen die "guten Sitten" verstoßen dürfen. Bei HH-88 hat das - vor Jahren - zumindest nicht geklappt.

© SZ vom 11.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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