Erding:Bundeswehr macht Tempo

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Parlamentarischer Staatssekretär Christian Schmidt (CSU) zu Besuch: Der Bau des neuen Bahnhofs soll sich wegen des langsamen Abzugs der Soldaten nicht verzögern.

Von Antonia Steiger

Gesprächsrunde im Rathaus: Max Gotz, Staatssekretär Christian Schmidt, Max Lehmer und Martin Bayerstorfer (Foto: Bauersachs)

An den Soldaten soll es nicht liegen, wenn der Bau des neuen Bahnhofs und des S-Bahn-Ringschlusses auf dem Erdinger Fliegerhorst weiter auf sich warten lässt. Die Bundeswehr will dieser Entwicklung nicht im Wege stehen, diese Botschaft verkündete am Montag der Parlamentarische Staatssekretär im Verteidigungsministerium Christian Schmidt (CSU) bei einem Besuch in Erding. Er betonte, er gehe weiter davon aus, dass die Bundeswehr spätestens 2019 Erding komplett verlassen haben wird. Genaue Daten gibt es weiterhin nicht, dafür aber die Zusage, dass Ende 2014 der letzte Flieger abgehoben sein wird.

In einer großen Gesprächsrunde haben Vertreter der Kommune, der Bundespolitik, von Industrie und Bundeswehr besprochen, wie die sehr unterschiedlichen Bedürfnisse am besten miteinander zu koordinieren sind. Und sie waren dabei offenbar erfolgreicher als jemals zuvor: Sogar der stets skeptische OB Max Gotz (CSU) zeigte sich davon überzeugt, dass die Bundeswehr die Plänen der Stadt Erding nicht behindern werde, wie er sagte. Bekanntlich arbeitet Erding schon seit Jahren an der Planung für das 350 Hektar große Gelände. Zentrales Projekt ist der neue Bahnhof für S-Bahn und Regionalbahn, der dort entsteht, wo jetzt noch der Hauptzugang zum Fliegerhorst steht. Wie Schmidt beim Pressegespräch im Rathaus erläuterte, habe das Verteidigungsministerium noch gar keine Nachricht und keinen konkreten Zeitplan des bayerischen Wirtschaftsministeriums zur Planung des Bahnhofs und des Ringschlusses. Diese Abstimmung soll bald erfolgen: Am 9. Juli hat Schmidt einen Termin beim bayerischen Wirtschafts- und Verkehrsminister Martin Zeil (FDP).

Eine Verzichtserklärung inoffizieller Art, dass die Bundeswehr das Gelände für den Bahnhof abtreten kann, liegt im Rathaus schon vor, jedoch keine offizielle Freigabeerklärung, die idealerweise auch einen Hinweis darauf beinhalten sollte, wann die Bagger anrücken können. Fraglich war - zumindest bis Montag - in diesem Zusammenhang, wie viel Geld ausgegeben werden muss, wenn die Bundeswehr beispielsweise das Stabsgebäude für den Bahnhofsneubau räumen und an anderer Stelle wieder Platz für den Stab schaffen muss. Immer wieder war auch davon die Rede, dass Leitungen neu verlegt und Werkstätten kostspielig eingerichtet werden müssten. Alles das ist nun aber offenbar kein Problem mehr: Man werde wohl kaum 2017 noch eine neue Halle einweihen, die man dann 2019 wieder räume, sagte Schmidt. Diese Aussage ist vor allem in finanzieller Hinsicht enorm wichtig, weil diese Kosten schon mal auf 45 Millionen Euro geschätzt worden waren und die Frage der Klärung harrte, wer denn für diese Kosten aufkommen muss. Für die Beteiligten der Gesprächsrunde am Montag war dieses Problem nur noch von nachrangiger Bedeutung.

Für die Bürger Erdings wesentlich bedeutungsvoller ist die Ankündigung, dass von 2015 an keine Flieger mehr vom Fliegerhorst starten werden. Kommandeur Thomas Hambach hat demnach zugesagt, alle Inspektionen und Instandsetzungen erledigt zu haben, sodass Erding von Militärmaschinen nicht mehr angeflogen werden muss. Dies ist gleichbedeutend damit, dass die Startbahn am Fliegerhorst geschlossen wird, wie es am Montag hieß. Wie schnell die Bundeswehr abziehen kann, hängt im wesentlichen davon ab, wie schnell an anderer Stelle die Infrastruktur bereit gestellt werden kann. Dies betrifft in erster Linie den Standort Manching, wohin das Waffensystemunterstützungszentrum 1 verlegt wird und wo auch die geplante Kooperation der Bundeswehr mit Cassidian bei der Instandsetzung der Tornado-Zelle umgesetzt werden soll. In Erding baut derweil MTU seine Kooperation mit der Bundeswehr aus: Wie Michael Schreyögg und Ulrich Ostermair von MTU am Montag sagten, wird die Zahl der Mitarbeiter in Erding von derzeit gut 100 auf 150 steigen. Denn MTU wird in Erding seine Kompetenzen bündeln, um wirtschaftlicher arbeiten zu können. Das heißt: Die Instandsetzung des Eurofighter-Triebwerks wird von München nach Erding verlagert.

© SZ vom 28.05.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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