Erding Bulls:Gold, blue and wild - let's fight!

Lesezeit: 3 min

Seit November haben 20 Mädchen mit Feuereifer trainiert. Jetzt werden die Dressen geschneidert, die Pompons und Schuhe sind bestellt. Beim Saisonstart feuern dann echte Cheerleader die Erding Bulls an.

Von Sarah Weiß, Erding

"Und laufen!" An die 20 Mädchen drehen in der Turnhalle ihre Runden. Laute Musik dröhnt aus den Boxen, die Stimme der jungen Trainerin ist trotzdem zu hören: "Okay, wir dehnen".

Aus den Football-Leagues der USA sind sie nicht wegzudenken, im bayerischen Football seien sie aber noch eine Rarität, sagt die Initiatorin und technische Leiterin der Erdinger Cheerleader, Heike Orzschig-Heid. Als ihr Sohn im Mai begann, bei den Juniors der Erding Bulls zu spielen, war ihr erster Gedanke: "Ohne Cheerleader? Das geht nicht!"

Die Spieler der Erding Bulls sollen vom Saisonstart im April an von den neu gegründeten Cheerleadern unterstützt werden. Seit dem Trainingsbeginn im November arbeiten die Mädchen unter der Leitung ihrer drei Trainerinnen zwei bis drei Mal wöchentlich auf ihren ersten Einsatz hin. Das Training beginnt mit einer Aufwärmeinheit, Co-Trainerin Cecile kontrolliert die Anwesenheit, danach geht es an die Cheers und Chants. Das sind Texte mit Bewegungen zur Motivation der Footballspieler. "Gold, blue and wild, Bulls let's fight!" ruft Tänzerin Monica und dann wiederholen alle Mädchen gemeinsam den Text mit den zugehörigen Bewegungen. Sie stehen in leicht versetzten Reihen hintereinander und versuchen sich möglichst synchron zu bewegen. Cecile steht vor ihnen und verbessert die Bewegungen. Allgemeines Gekichere. Aber Cecile tritt selbstbewusst vor den Mädchen auf und lässt sich nicht aus der Ruhe bringen, obwohl sie erst 15 Jahre alt ist und einige der Mädchen älter sind als sie. Sechs Jahre lang war sie selbst in einem Wettkampfteam in München Cheerleader, nach ihrem Umzug nach Moosburg war das einfach zu weit entfernt. "Ich habe mich auf den Aufruf von Heike gemeldet, um hier mit zu tanzen. Dann hat es sich aber so ergeben, dass ich trainiere."

"EBC let's go big gold", ruft Monica einen neuen Spruch. Monica ist Cheercaptain der Truppe. Sie sagt die einzelnen Elemente an und ist vertrauensvoller Ansprechpartner für die Mädchen. Sie selbst tanzt schon ihr Leben lang und hat sich deshalb auch beim Cheerleadertraining nicht schlecht angestellt, wie sie sagt, deshalb wurde sie von Headcoach Melly Hertle angesprochen, ob sie den Job übernehmen möchte. Von ihrer Position in der vordersten Reihe aus, gibt sie die nächsten Gesänge an, der lange blonde Zopf wippt im Takt der Bewegungen. Wirklich nervös wirkt sie nicht bei dem Gedanken, dass die Mädchen im Zweifelsfall ihre Fehler nachtanzen: "Die Leute hinter mir denke ich mir weg, dann geht das schon." Und die Choreografien funktionieren sowieso schon gut, nur an manchen Stellen macht Cecile noch einmal die Bewegungen vor.

Dann teilt sie die Mädchen in Gruppen ein. Einigen sieht man die Vorfreude deutlich an: Es geht an die Hebefiguren. Kurze Trinkpause, Haare richten, los: Auf Matten stellen sich je zwei Mädchen gegenüber. Sie formieren die sogenannte Base und heben eine Teamkollegin, die den Flyer darstellt, in die Höhe. Wie in einem Aufzug fährt diese nach oben, deshalb nennt man die Figur auch Elevator. Immer höher geht es nun für Flyer Fiona in die Luft und kurze Zeit später auch etwas abrupt wieder hinunter - die Pyramide ist eingestürzt. Kurze allgemeine Lachpause: "Da war ein Körperteil, wo es nicht sein sollte!" Sie gehen wieder in Position und starten einen neuen Versuch. Es ist erst Fionas zweites Training, doch schon beim ersten hat sie sich ganz nach oben heben lassen, von Angst keine Spur. Genauso bei der 16-jährigen Lea: "Die fangen mich schon auf, dafür stehen ja auch extra noch Mädchen zur Sicherung dabei."

Auch Headcoach Melly Hertle lobt den Zusammenhalt und Eifer ihres Teams: "Wenn eine krank ist, treffen sie sich sogar, um die Sachen nachzulernen." Sie war selber mehr als 20 Jahre lang Cheerleader und hat verschiedene Mannschaften trainiert. Von einer guten Tänzerin erwartet Hertle, dass sie Freude ausstrahlt und es schafft die Leute zu animieren.

Und fleißig müssen die Cheers auch sein, denn bis zum ersten Spieltag der Erding Bulls muss noch viel passieren. Die Dressen werden gerade geschneidert, die Pompons sind bestellt, ebenso die Schuhe für die Mädchen. Ihre Haarschleifen, die sogenannten Cheerbows, wollen sie selber basteln. Heike Orzschig-Heid sucht weiter nach Sponsoren und baut parallel ein PeeWee Cherleaderteam auf, für Mädchen und Jungs von sechs bis zwölf Jahren. Die Tänzerinnen arbeiten weiter an ihrem Programm. Trainerin Melly Hertle möchte gern fünf bis sechs Cheers und Chants, zwei bis drei Sprünge und zwei Tänze im Repertoire haben, wenn die Saison startet. Co-Trainerin Cecile will noch höher hinaus: "Ich möchte gerne, dass wir eine Liberty hinbekommen. Das ist eine Hebefigur, bei der der Flyer nur noch auf einem Bein steht."

© SZ vom 31.01.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: