Erding:Böses im Clownsgewand

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Anne-Frank-Gymnasium organisiert auch in diesem Jahr wieder ein Anti-Rassismus-Projekt. Das Freie Ensemble Augsburg bringt die Schüler mit seinem Puppentheater zum Nachdenken

Ines Alwardt

Fast menschlich wirkt die Handpuppe, mit der Judith und Carsten Gardner von der Augsburger Puppenkiste den Schmied darstellen. Er wird von einem bösen Clown gedemütigt und unterdrückt - die Schüler applaudieren trotzdem (Foto: Bauersachs)

Was passiert, wenn ein totalitäres Regime einer bestimmten Gruppe von Menschen alles nimmt, was ein normaler Mensch für ein selbstbestimmtes Leben braucht? Wenn der Mensch plötzlich kein Haus mehr hat, nicht mehr auf der Parkbank sitzen darf - und es ihm nicht einmal mehr erlaubt ist, zu schlafen. Wie verändert es den, der unterdrückt, gedemütigt und entwürdigt wird?

Und viel wichtiger: Wie verhalten sich diejenigen, die dabei zu schauen? Es ist kein leichter Stoff, den das Figurentheater "Freies Ensemble Augsburg" am Dienstagmorgen auf die Bühne bringt in der Aula des Anne-Frank-Gymnasiums. Schüler und Lehrer des Arbeitskreises "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" haben das jährliche Anti-Rassismus-Projekt für die Schüler der fünften Klassen organisiert.

Empathie. Darum geht es in dem Stück "Nicht lustig", das Judith und Carsten Gardner von der Augsburger Puppenkiste vor Jahren für das Anne-Frank-Gymnasium geschrieben haben. Und darum, Courage zu zeigen, für andere einzustehen, wenn sie unterdrückt werden. Das Böse kommt zunächst jedoch ziemlich lustig daher - ein Clown mit dicker roter Nase begeistert die Kinder und gewinnt ihre Sympathien. Doch von Szene zu Szene entpuppt sich seine Freundlichkeit als Fassade - und er selbst als skrupelloser Machtmensch.

Dem tüchtigen Schmied, dargestellt durch eine Handpuppe, raubt der Clown nicht nur seine Existenz, sondern auch seine Freude am Leben. Erst nimmt er ihm seine Parkbank, dann seine Werkstatt und am Ende sein Dasein. Interessant ist dabei vor allem, wie die Schüler auf ihn reagieren. Am Dienstagmorgen lachen sie, wenn der Clown auftritt, sie klatschen.

Nur wenige trauen sich, "Buhhh" zu sagen - und die, die es tun, sprechen sehr leise. Das stimmt nachdenklich, ist aber vor allem ein gutes Thema für den Projekttag. In den Klassen sprechen die Fünftklässler später mit den älteren Schülern aus dem Arbeitskreis über das Theaterstück. Was ist da überhaupt passiert und warum habe ich nichts gesagt?

"Diese Empathie muss geübt und gelernt werden", sagt später Lehrer Jens Gertitschke, auch Mitglied im Arbeitskreis. Deshalb sei es besonders wichtig, mit der Sensibilisierung für das Thema Rassismus schon in den fünften Klassen zu beginnen. Das Stück ist dabei nur die Basis für eine erste Diskussion. Auch mit anderen Themen befassen sich die Schüler an diesem Tag - zum Beispiel geht es um unsere multikulturelle Gesellschaft oder darum, wie sich Menschen in anderen Kulturen begrüßen - "je früher man damit anfängt, desto besser", sagt Gertitschke.

© SZ vom 24.04.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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