Erding:Bitteres Ende

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Eine der wenigen Veranstaltungen in der Schiaßn, die gut besucht waren: Eine Informationsveranstaltung der Flüchtlingshilfe im Oktober 2015. (Foto: Peter Bauersachs)

Wegen Mietverzuges ist Schiaßn-Pächter Matthias Stangier zur Zwangsräumung des Lokals verurteilt worden. Auch das Finanzamt war schon da

Von Mathias Weber, Erding

Es ist das sehr unschöne Ende einer problematischen Zusammenarbeit: Die Schiaßn am Erdinger Volksfestplatz steht wieder einmal vor der Schließung. Allerdings nicht, weil der derzeitige Pächter Matthias Stangier freiwillig das Handtuch wirft, sondern weil gegen ihn ein Gerichtsurteil ergangen ist, das ihn zur Räumung der Schiaßn verurteilt. Offenbar ist Stangier seit Monaten im Mietverzug. Die Fischer's Wohltätigkeitsstiftung, der das Gebäude gehört, hatte die Klage angestrengt, wie der Geschäftsführer der Stiftung, Matthias Vögele, bestätigt.

Bereits Ende November gab es eine öffentliche Verhandlung am Landgericht Landshut. Das Gericht verurteilte laut Vögele Stangier zur Räumung des Lokals. Noch aber hat er die Schiaßn nicht verlassen und plant offenbar weiterhin Veranstaltungen. Unter anderem ist am 15. Januar eine Jazz-Veranstaltung angekündigt. Verlässt Stangier die Schiaßn jedoch nicht bald, muss er mit dem Gerichtsvollzieher rechnen. Sobald das Versäumnisurteil schriftlich vorliegt, was noch vor Silvester erwartet wurde, soll das Lokal zwangsgeräumt werden.

Bei mindestens einer Veranstaltung hatte Stangier schon Besuch von den Behörden bekommen: Sowohl das Finanzamt Erding als auch sein Vermieter, die Fischer's Stiftung, haben eine so genannte Taschenpfändung vollziehen lassen. Stangier wurde also buchstäblich Geld aus seinem Geldbeutel genommen. Es handelte sich wohl um einige hundert Euro. Stangier selbst bestätigte der SZ nur, dass er "in den kommenden Monaten" sein Engagement in der Schiaßn beenden will. Über die genauen Umstände wollte er erst nach Neujahr sprechen.

Der Augsburger Matthias Stangier hat zusammen mit seinem damaligen Geschäftspartner Markus Weber, der das Unikum in Dorfen führt, vor zweieinhalb Jahren die Schiaßn als GmbH übernommen. Diese GmbH wurde zuvor von Uwe Pianka und Börnie Sparakowski sowie zu Beginn auch von Harry Seeholzer geführt, die von 2010 bis 2013 Pächter der Schiaßn waren. Sie sanierten das Haus und wollten es zu einem Treffpunkt für Kleinkunst und Kultur machen. Auch die Gastronomie sollte reaktiviert werden, der Biergarten wurde wieder eröffnet. Aus persönlichen Gründen stieg Pianka 2013 aus und auch Sparakowski gab auf.

Stangier und Weber übernahmen nach ein paar Monaten Pause. Doch auch Weber verließ die GmbH bald. Im Streit, wie es hieß. Seitdem ist die Schiaßn immer mehr eingeschlafen. Obwohl die GmbH offenbar seit Monaten kein Geld mehr erwirtschaftet hat und womöglich pleite ist, macht Stangier weiter. Deshalb steht nun sogar der Verdacht der Insolvenzverschleppung im Raum - eine entsprechende Anzeige ist bei der Landshuter Staatsanwaltschaft bereits gestellt worden.

Seit Monaten gibt es kritische Stimmen zum Betrieb in der Schiaßn: Eine laufende Gastronomie gab es nicht mehr, die einzige regelmäßige Veranstaltung war zuletzt der monatliche Jazz-Abend, den Walter Riedel dort organisierte. Riedel zeigte sich zwar noch im vergangenen Oktober zufrieden mit der Resonanz auf seine Veranstaltungsreihe, sagte aber auch vorsichtig, dass man mehr aus dem Veranstaltungsort machen könnte. Andere wurden deutlicher: "Das Publikum ist nicht glücklich, wenn die Räumlichkeiten nicht in Ordnung sind", sagte ein Insider. Stangier habe sich zu sehr auf private Veranstaltungen und zu wenig auf den laufenden Betrieb konzentriert. "Wie die Schiaßn derzeit geführt wird, ist nicht in unserem Sinne", sagt nun auch Stiftungs-Geschäftsführer Vögele.

Jetzt also kommt es zu einem bitteren Ende. Vögele denkt allerdings schon an die Zukunft. Ihm zufolge hat man bereits einen Nachfolger für die Schiaßn im Blick. Einen Namen will Vögele aber noch nicht nennen. Wann der Nachfolger beginnen könnte, ist dem Umständen entsprechend unklar: Zuerst muss Stangier das Lokal räumen. Dann muss Ordnung in das Gebäude gebracht werden, offenbar ist es an manchen Stellen in schlechtem Zustand. Die Aufräumarbeiten werden wohl Sache der Fischer's Stiftung. Der neue Pächter soll allen bisherigen Erfahrungen zum Trotz das alte Konzept weiterführen: Kultur, Kleinkunst, Gastronomie.

© SZ vom 02.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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