Für Flüchtlinge:Bezirk will Bundeswehrgebäude kaufen

Lesezeit: 2 min

Alte Mannschaftsunterkunft soll saniert und als Wohnheim verwendet werden. Die Stadt Erding soll die Option erhalten, die Immobilie zu einem späteren Zeitpunkt zu erwerben

Von Florian Tempel, Erding

Im Sommer 2014, lange bevor am Fliegerhorst Erding der Warteraum Asyl eingerichtet worden ist, kam der Erdinger Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) auf die Idee, ein altes Bundeswehrgebäude an der Rotkreuzstraße als Unterkunft für etwa 150 Flüchtlinge zu nutzen. Um die Idee schnell zu realisieren, wollte die Stadt Erding das Gebäude kaufen und auf eigene Kosten sanieren, um es danach der Regierung von Oberbayern zur Flüchtlingsunterbringung zur Verfügung zu stellen. Eineinhalb Jahre sind seitdem vergangen, doch an der Rotkreuzstraße ist nichts passiert. Endlich scheint wieder Bewegung in die Sache zu kommen: Die Bezirksregierung will nun selbst das Gebäude kaufen und renovieren. Sobald es später nicht mehr zur Unterbringung von Flüchtlingen gebraucht wird, soll es die Stadt erwerben können.

Im Sommer 2014 lebten etwa 250 Flüchtlinge im Landkreis. Die damaligen Prognosen der Regierung von Oberbayern sagten voraus, dass bis Ende 2015 etwa 800 Flüchtlinge untergebracht werden müssen und entsprechend viel Wohnraum zu schaffen sei. Doch es kamen noch weitaus mehr Menschen. Aktuell leben circa 1300 Geflüchtete in etwa 80 Unterkünften im Landkreis. Und die Anmietung bestehender Gebäude sowie der Bau von Containeranlagen ist unvermindert notwendig.

Gotz sagte, auch wenn er die Dynamik der vergangenen Monate nicht voraussehen konnte, schon vor eineinhalb Jahren, die schnelle Bereitstellung von Wohnraum für Flüchtlinge genieße hohe Priorität. Doch die Verhandlungen für einen Kauf der alten Mannschaftsunterkunft an der Rotkreuzstraße zogen sich hin. Das Bundesverteidigungsministerium gab das Gebäude für den Zweck der Flüchtlingsunterbringung zwar nach kurzer Zeit schon Ende 2014 frei. Doch die Stadt und die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima), die die nicht mehr von der Bundeswehr benötigten Immobilien vermarkten soll, konnte sich nicht auf einen fairen Verkaufspreis einigen. Das 80 Jahre alte Gebäude hat einen großen Sanierungsbedarf und eine Renovierung ist teuer. Auch die Regierung von Oberbayern brauchte lange, um dem Projekt zuzustimmen. Erst im Juni 2015 teilte sie mit, das Gebäude nach einem Kauf und einer Sanierung durch die Stadt Erding als Unterkunft für 180 Flüchtlinge nutzen zu wollen.

Das will die Bezirksregierung zwar noch immer. Doch nun möchte sie die alte Mannschaftsunterkunft selbst erwerben und wieder instand setzen. Oberbürgermeister Gotz hat nichts dagegen. Die Vizeregierungspräsidentin Maria Els, habe ihm erklärt, dass der Bezirk dafür "ziemlich unkompliziert Geld vom Bund zur Verfügung" bekomme. Durch die staatliche Förderung des Bundes wäre es nunmehr für die Regierung von Oberbayern einfacher, selbst Immobilien für die Flüchtlingsunterbringung zu erwerben und herrichten zu lassen, habe ihm Els erklärt. Allerdings sei das Projekt noch nicht "schlussendlich finalisiert", sagt Gotz.

Eines sei ihm aber bereits zugesichert worden, sagt der Erdinger OB. In den Kaufvertrag, den die Bezirksregierung mit der Bima schließen werde, soll ein sogenannter Andienungszusatz aufgenommen werden. Das bedeute, dass der Stadt Erding die Option eingeräumt werde, das Gebäude später - wahrscheinlich nicht vor Ablauf von zehn Jahren - zu einem festgesetzten Preis zu erwerben. Auch der Erdinger Stadtrat werde, wenn die Verträge unterschriftsreif seien, noch zu seiner Meinung gefragt. Da die Stadt aber längst grundsätzlich bereit ist, dass das alte Bundeswehrgebäude eine große Flüchtlingsunterkunft werden kann, ist kaum mit Einwänden zu rechnen.

Gotz wies auch darauf hin, dass der Erwerb des Gebäudes für die Stadt langfristig Sinn machen sollte. Wenn es später nicht mehr als Flüchtlingsunterkunft gebraucht werden sollte, könnten dort "Einfachstwohnungen" eingerichtet werden. Für schlichten, aber dafür günstigen Wohnraum werde es in einer Stadt wie Erding immer Bedarf geben, ist sich Oberbürgermeister Gotz sicher.

© SZ vom 21.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: