Erding:Berufsschulturnhalle bleibt Erstaufnahmeeinrichtung

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Auf diesen Betten schlafen die Asylsuchenden (Foto: Renate Schmidt)

Die Regierung von Oberbayern bittet den Landkreis um eine Verlängerung der Einrichtung. Für die Schüler der Berufsschule muss der Sportunterricht nach den Ferien ausfallen.

Der permanente Flüchtlingsstrom nach München hat jetzt auch direkte Auswirkungen auf die Erdinger Erstaufnahmeeinrichtung in der Berufsschulturnhalle. Wie das Landratsamt am Donnerstag mitteilte, bleibt die Turnhalle auch über den Schuljahresbeginn hinaus geöffnet. Bereits vor gut einer Woche gab es eine Anfrage der Regierung von Oberbayern, ob die Erdinger Einrichtung auch weiter zur Verfügung stünde. Daraufhin hat das Landratsamt gemeldet, dass man 129 freie Plätze habe. Nach dem Wochenende werden es noch einmal 50 mehr sein, weil diese Personenzahl dann die Erstaufnahmeeinrichtung verlassen hat und auf verschiedene Standorte verteilt wird. Wann die ersten Flüchtlinge zur Registrierung in der Erdinger Erstaufnahme ankommen werden, konnte Claudia Kirmeyer, die Pressesprecherin des Landratsamtes, nicht sagen.

Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) zeigte sich im Gespräch mit der SZ darüber verwundert, von der Regierung von Oberbayern so lange keine Reaktion auf seine Offerte erhalten zu haben. Man könne bei Bedarf im wahrsten Sinne des Wortes mit Stockbetten sogar noch aufstocken, sagte Bayerstorfer. Jetzt werde zwar der Sportunterricht leiden, aber der Landrat hält diesen Schritt trotzdem für durchaus logisch. Von der Gesundheitsbehörde über den Caterer bis hin zum Sicherheitsdienst sei an Logistik noch alles vorhanden, was in einer Erstaufnahmeeinrichtung für die Arbeit benötigt werde. Darüber hinaus laufe die Arbeit mit den Ehrenamtlichen richtig gut, auch mit der Arbeitsgruppe Asyl, lobte er. "Wenn wir den laufenden Betrieb noch ein bisschen verlängern, tun wir uns sicher fünfmal leichter, bevor wir in vier Wochen wieder bei Null beginnen müssen", sagte Bayerstorfer.

Die Berufsschule trifft die Entscheidung des Landratsamtes zwar unvorbereitet; man hatte eigentlich damit gerechnet, dass die Turnhalle den Schülern nach den Sommerferien wieder zur Verfügung steht. Aber Schulleiter Dieter Link sagt, dass man dem Landkreis jede Unterstützung geben werde, die in dieser Ausnahmesituation nötig ist. "Es wäre vermessen zu sagen, der Sportunterricht sei so wichtig, dass man ihn nicht für Bedürftige ausfallen lassen könnte", so Link.

Denn das wird jetzt passieren: Der Sport fällt aus. Solange es noch einige schöne Tage im Herbst gibt, kann noch auf das Außengelände ausgewichen werden, aber wenn es kalt ist, ist Schluss. Ausweichquartiere gibt es nicht. "Das stellt uns vor Probleme, weil Sportunterricht Pflichtunterricht ist", sagt Link.

Die Alternative wird vielen Schülern wohl nicht gefallen: Statt Sport wird normaler Fachunterricht angeboten. Die meisten der Sportlehrer seien sowieso noch in anderen Fächern ausgebildet, sagt Link, könnten sich also von Kollegen Unterrichtsmaterialien abholen und in einem Fach weiter arbeiten. Im absoluten Notfall werde der Unterricht aber wohl auch ausfallen müssen, sagt Schulleiter Link.

Am meisten betroffen von den Änderungen ist die Fachoberschule und der Berufsoberschule, denn dort haben die Schüler ständig Unterricht und zwei Wochenstunden Sport. Weniger betroffen sind die Berufsschüler, dort wird blockweise unterrichtet, die Schüler sind nicht ständig an der Schule. Und auch für zwei besondere Klassen fällt der Sportunterricht nun aus, nämlich für jeweils 16 Asylbewerber und Flüchtlinge, die entweder das so genannte Berufsintegrationsjahr oder das vorbereitende Berufsintegrationsjahr besuchen.

Wie lange die Schulen nun noch auf die Schulturnhalle verzichten müssen, dazu will Link keine Prognose abgeben. Am 31. Oktober soll sie wieder frei sein, aber: "Man weiß nie."

© SZ vom 11.09.2015 / wos, webe - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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