Erding:Bauboom im Landkreis Erding

Lesezeit: 2 min

Im vergangenen Jahr wurden im Landkreis so viele neue Häuser und Wohnungen fertiggestellt wie nirgendwo sonst in Oberbayern. Dass diese trotzdem nicht reichen, liegt am starken Einwohnerzuwachs der Region

Von Gerhard Wilhelm, Erding

"Erding ist Oberbayerns Bauboom-Region", schreibt die Bayerische Landesbausparkasse (LBS). Das zeige eine Auswertung von Daten des Landesamts für Statistik, so die LBS. Demnach sind 2017 im Landkreis im vergangenen Jahr 7,7 neue Häuser beziehungsweise Wohnungen je 1000 Einwohner fertiggestellt worden. Das sei deutlich mehr als der bayerische Durchschnitt (4,2) und der höchste Wert in Oberbayern. In konkreten Zahlen ausgedrückt, wurden nach Angaben des Landesamtes 1141 Wohnungen im Landkreis fertiggestellt. Mehr als zum Beispiel in Freising (1023) oder Ebersberg (579).

1141 neue Wohnungen sind auf dem ersten Blick ein guter Wert. Zum 30. Juni 2017 hatte der Landkreis 136 101 Einwohner. In zehn Jahren sollen es laut Prognosen aber bereits 148 000 Einwohner sein, 2036 sogar 154 000. Rund ein Drittel der fertiggestellten Wohnungen entfielen im vergangenen Jahr in Erding auf Einfamilienhäuser (390), knapp die Hälfte auf Gebäude mit drei oder mehr Wohnungen.

Erding ist keine Ausnahme, was den Bau von Ein- oder Zweifamilienhäuser betrifft, der nach Meinung des Regionalen Planungsverbands München (PV) mit Schuld am Wohnungsmangel sei: Die Zahl der Einpersonenhaushalte nimmt regionsweit zu und mit ihr die Wohnfläche pro Einwohner. Lag diese 1987 bei rund 35,7 Quadratmetern, stieg sie auf etwa 42,5 Quadratmeter pro Einwohner 2015. Im ländlicher geprägten Landkreis Erding mit mehr Ein- und Zweifamilienhäusern hat jeder Einwohner sogar 45 Quadratmeter. 524 der 2017 fertiggestellten Wohnungen sind in Gebäuden mit einer oder zwei Wohnungen.

Auch die Zahl der 2017 genehmigten Wohnungen durch die Baubehörden zeigt, dass der Trend weitergeht. 997 verzeichnet das Statistische Landesamt im vergangen Jahr für den Landkreis. 900 Wohnungen davon sollen durch den Neubau von Häusern entstehen. 289 davon wieder in Einfamilienhäusern. 494 entfallen auf Gebäude mit drei oder mehr Wohnungen.

Für das erste Quartal 2018 sind bisher im Landkreis nach den amtlichen Zahlen 206 Wohnungen genehmigt worden. 62 in Gebäuden mit einer Wohnung, 197 in Mehrfamilienhäusern. Nimmt man an, dass auch bis Ende des Jahres in etwa gleich viele Genehmigungsbescheide ausgestellt werden, würde mit rund 830 Wohnungen die Zahl deutlich unter den des Vorjahres liegen. Eine Entwicklung, die sich bundesweit zeigt, wie Zahlen des Statistischen Bundesamtes belegen.

Die Folgen des dem Zuzug immer hinterher hinkenden Wohnungsbaus sind an deutlich gestiegenen Miet- und Kaufpreisen zu sehen. Laut einer Studie des Immobilienverbands Deutschland (IVD) liegen die Preise für ein Einfamilienhaus in den Kreisstädten des Umlands zwischen rund 600 000 und 1,5 Millionen Euro. Für eine bestehende Eigentumswohnung muss zwischen 2500 und 5600 Euro pro Quadratmeter gezahlt werden. Bei Neuvermietungen für Bestandswohnungen sind in der Region neun bis 15 Euro Miete je Quadratmeter fällig.

Wie stark der Baudruck durch den Zuzug in die Region ist, zeigen die Wachstumsraten für die Kommunen im Landkreis. Den stärksten Bevölkerungsanstieg hat nach Berechnungen des Planungsverbands seit 2005 die Gemeinde Oberding erlebt. Die Wachstumsrate betrug 19,6 Prozent, gefolgt von Eitting (18,4 Prozent) und Forstern (15,9). Die Große Kreisstadt liegt knapp über dem Durchschnitt des Landkreises (8,7) mit 9,5 Prozent.

© SZ vom 20.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: