Erding:Authentisch und beharrlich

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Simone Gutmann ist am Rande des Schwarzwaldes aufgewachsen, und auch heute ist sie noch keine echte Erdingerin: Sie wohnt in Ismaning. (Foto: Renate Schmidt)

"Im Zweifelsfall auch der Prellbock" für die Jugendlichen: Simone Gutmann ist für die Jugendarbeit beim Kreisjugendring zuständig - nicht immer eine leichte Aufgabe

Von Jan-Hendrik Maier, Erding

"Ich unterstütze, stärke und qualifiziere Jugendliche, bin für sie ein Sprachrohr und im Zweifelsfall auch der Prellbock", sagt Simone Gutmann. Seit April arbeitet die 30-Jährige als Fachkraft für offene Jugendarbeit beim Kreisjugendring (KJR) in Erding. Dabei betreut sie die selbstverwalteten Jugendtreffs im Landkreis, vermittelt zwischen den jungen Erwachsenen und Behörden und ist Ansprechpartnerin für die Gemeinden.

Simone Gutmann ist am Rande des Schwarzwaldes in Lörrach aufgewachsen. An der Eberhard Karls Universität Tübingen hat sie Erziehungswissenschaft mit Schwerpunkt Soziale Arbeit und Soziologie studiert. Nebenbei organisierte sie Freizeiten für Menschen mit und ohne Behinderung , ihre Abschlussarbeit beschäftigte sich mit Jugendkulturen. Nach dem Magister leitete sie vier Jahre lang hauptamtlich einen Jugendtreff im Raum Freudenstadt und betreute anschließend ein Jugendhaus in Herrenberg. Auf die Frage, warum sie sich für diesen Beruf entschieden hat, antwortet Gutmann: "Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen hat mir schon immer Spaß gemacht." Am Anfang fühlte sie sich als "Berufsjugendliche", aber mittlerweile habe sie den notwendigen Abstand gefunden. Derzeit wohnt sie mit ihrem Mann und dem eineinhalb Jahre altem Sohn in Ismaning. Das Pendeln nach Erding mache ihr nichts aus: "Im Gegenteil, die halbe Stunde im Auto ist wunderbar um abzuschalten."

Eine zentrale Rolle für ihre Arbeit mit den Jugendlichen spielt das gegenseitige Vertrauen. Zu Beginn könne der Zugang zu einer neuen Gruppe schwierig sein, gerade weil Gutmann nicht täglich in den Zentren ist. Daher komme es auf Offenheit, Authentizität und Beharrlichkeit an. "Man sollte sich weder aufdrängen noch verstellen, denn das würden die Jungen und Mädchen sofort merken." Sie könne ihre Hilfe lediglich anbieten, und nicht jeder Treff wünsche sich gleich viel Betreuung. Gelegentlich informierten sie auch Dritte über Probleme. Die Pädagogin ist jedoch überzeugt: "Wenn die Jugendlichen mal wirklich in der Klemme stecken, werden sie sich melden." In den Gemeinden arbeitet sie mit den Jugendpflegern zusammen. Diese würden zu Beginn oft das Eis brechen und Kontakte vermitteln. Da Erfolge in der Jugendarbeit meist klein ausfielen, sei es viel wert, wenn man mit einer Gruppe auf der gleichen Ebene angekommen ist.

Gutmann bedauert, dass Heranwachsenden in der Gesellschaft zu wenig Raum zugestanden wird und sie teilweise unterschätzt würden. In den Augen der Öffentlichkeit fielen sie "oft nur negativ" auf. "Wenn beispielsweise in einem Dorf Fensterscheiben eingeschlagen werden, fällt der Verdacht schnell auf die Jugendlichen." Ihr ist es wichtig, die positiven Aspekte stärker in den Fokus zu rücken. Mit der Selbstverwaltung der Jugendzentren leisteten die jungen Menschen "unglaublich viel": angefangen mit der eigenen Verbandsstruktur über die Wahl eines Vorstandes bis hin zur Organisation von Veranstaltungen. "Für mich zählt das Alltägliche, dass sie es gebacken kriegen, den Treff auch für die nachfolgenden Generationen am Leben zu erhalten."

Ihr Ziel ist es, mit den Jugendlichen in einen kontinuierlichen Austausch zu treten und wieder ein gemeinsames Treffen aller Zentren im Landkreis einzuführen. Momentan "schnuppere" sie in die Zirkuspädagogik. "Für den Sommer plane ich vielleicht ein kleines Projekt in Richtung Flüchtlinge." Ansonsten müsse sie noch ihren Platz in Erding finden.

Simone Gutmann ist montags von 15 bis 19 sowie mittwochs und donnerstags von 9 bis 14 Uhr in der Geschäftsstelle des KJR unter Tel. (08122) 46 87 zu erreichen. Weitere Terminabsprachen abends unter (0176) 79 06 88 84.

© SZ vom 29.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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