Erding:Ausbau statt Abbau

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Bereitschaftspraxen, neue Fachärzte und moderne Technik in Dorfen, ein neuer Kliniktrakt in Erding: Im Landkreis soll die medizinische Versorgung erweitert werden - man will es besser machen als in Freising

Von Antonia Steiger und Florian Tempel

An der Klinik Dorfen ist es möglich, eine Bereitschaftspraxis für niedergelassene Ärzte einzurichten, die Patienten außerhalb der Sprechzeiten aufsuchen können. Das sagte Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) beim Wahlkampfauftakt des Erdinger OB Max Gotz. Den Bereitschaftsdienst zu organisieren sei jedoch eigentlich Aufgabe der niedergelassenen Ärzte, fügte er an, weswegen er zögere, sich hier einzumischen. Bayerstorfer möchte aber eine landkreisweite Gesundheitskonferenz einberufen, um dieses Thema und andere Probleme anzusprechen.

Die medizinische Versorgung der Bürger im Landkreis Erding wird damit weiterhin einen zentralen Stellenwert in der Kommunalpolitik einnehmen. Anfang des Jahres wurde der ärztliche Bereitschaftsdienst in Isen aufgelöst und neuorganisiert, da es dort zu wenige niedergelassene Ärzte gibt, die sich die Dienste nachts und an den Wochenenden teilen könnten. Der ärztliche Bereitschaftsdienst im Raum Isen wird freilich nicht gänzlich abgeschafft, sondern ist auf die umliegenden Bereitschaftsbezirke Erding, Dorfen, Haag in Oberbayern und Markt Schwaben/Poing aufgeteilt worden.

In Erding ist der Bereitschaftsdienst seit einigen Jahren modern und zukunftsweisend organisiert. Eine zentrale Bereitschaftspraxis direkt im Erdinger Krankenhaus ist am Wochenende mit einem Mediziner besetzt, ein Kollege macht Hausbesuche. An der Klinik Dorfen sei ebenfalls Platz für eine solche Praxis, sagte Bayerstorfer. Den Menschen sei es egal, wie die Versorgung außerhalb der normalen Sprechzeiten organisiert werde. Im Zweifelsfall gingen sie sowieso ins Krankenhaus und landen dort manchmal zu unrecht in der Notaufnahme.

Eine Bereitschaftspraxis im Dorfener Krankenhaus sollte auch die Bürger stärker an dieses Haus binden. Damit würde der Landkreis einen weiteren Schritt in die Richtung machen, die kommunale Kliniklandschaft im Landkreis auszubauen statt abzubauen. Bislang gibt es in Dorfen nur eine internistische Abteilung und eine Station für Krebskranke. Beide Abteilungen werden in Kooperation mit niedergelassenen Fachärzten geführt, die ihre Praxen in Dorfen haben und zugleich Teilzeit-Chefärzte an der Klinik sind. Nach Informationen der SZ sind als zusätzliche Einrichtungen an der Dorfener Klinik eine psychosomatische oder geriatrische Abteilung im Gespräch. Platz ist im ersten Stock des Klinikgebäudes vorhanden.

Der Landkreis wähnt sich diesbezüglich weiterhin auf dem richtigen Weg. Als negatives Beispiel nannte Bayerstorfer den Landkreis Freising: Dort sei vor etwa zehn Jahren das Moosburger Krankenhaus geschlossen worden. Die wirtschaftliche Situation für die Klinik in Freising hätte sich dadurch aber nicht verbessert. "Durch das Schließen eines benachbarten Hauses ist noch keine Klinik gesundet." Das Defizit der Freisinger Klinik sei aktuell etwa doppelt so hoch wie das der Erdinger Klinik. Nach SZ-Informationen machte die Klinik Dorfen im operativen Bereich zuletzt sogar Gewinne.

Bayerstorfer verwies auf den schon erfolgten Ausbau des Erdinger und des Dorfener Krankenhauses und kündigte weitere Schritte an. So soll die im Frühjahr 2013 eröffnete Dialysestation in Erding bald vergrößert werden, weil die Behandlungsplätze schon jetzt nicht ausreichen. Weitere Pläne für die nähere Zukunft umfassen eine Abteilung für Strahlentherapie und einen modernen Operationssaal, der mit einem Computertomografen ausgestattet ist. Das sei "Spitzenmedizin in Erding".

Um das medizinische Spektrum in Erding erweitern zu können, ist jedoch der Bau eines neuen Kliniktrakts notwendig. Ein Planungsteam hat bereits im vergangenen Jahr die Arbeit aufgenommen. Es zeigte sich allerdings, dass die Planungen so komplex sind, dass die ersten Entwürfe nicht wie zunächst beabsichtigt schon im November 2013 beim bayerischen Gesundheitsministerium eingereicht werden konnten. Klinikchef Sándor Mohácsi hofft nun, dass die Pläne für den neuen Kliniktrakt im Frühjahr 2015 fertig sind. Der Freistaat wird nur einen Teil der Baukosten übernehmen. Die für das Dialysezentrum und die Strahlentherapie benötigten Räume muss der Landkreis selbst finanzieren.

© SZ vom 03.02.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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