Erding:Aufklärungsarbeit gegen Demagogen

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Mit der Wanderausstellung "Die missbrauchte Religion - Islamisten in Deutschland" will der Verfassungsschutz in der Gesellschaft kursierenden Vorurteilen begegnen. Sie ist bis 24. April in der Berufsoberschule zu sehen

Von Denis Giessler, Erding

Der "Islamische Staat" (IS), Boko Haram, Al Qaida: islamistische Organisationen sorgen weltweit für Angst und Schrecken. Die Terroranschläge am 11. September 2001 oder das Attentat auf die Redaktion des Satiremagazins "Charlie Hebdo" in Paris zeugen von der globalen, allgegenwärtigen Gefahr des Terrors. Angesichts der Furcht vor weiteren Anschlägen kommt es immer häufiger zur Bildung von Vorurteilen bis hin zu anti-islamischen Bewegungen - etwa das Pegida-Bündnis in Deutschland, deren Sympathisanten gegen eine vermeintliche Islamisierung des Abendlandes auf die Straße gehen. Die Begriffe Islamismus und Islam werden dabei häufig synonym verwendet. Mit der Ausstellung "Die missbrauchte Religion - Islamisten in Deutschland" - will das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) nun in der Beruflichen Oberschule (BOS) Erding sachlich, differenziert und anschaulich über das Thema "Islamismus in Deutschland" aufklären und in der Gesellschaft kursierende Vorurteile beseitigen.

Zentrales Anliegen der Veranstaltung sei es, "klar zwischen der Weltreligion des Islam und der extremistischen Ideologie des Islamismus zu unterscheiden", sagt Sibylle Vocke, Referatsgruppenleiterin im BfV. 99 Prozent der Muslime würden ihre Religion friedlich ausüben, weswegen man von einem Missbrauch des Islam durch Extremisten sprechen könne. Die Wanderausstellung existiert seit 2006 und war in den vergangenen Jahren bereits deutschlandweit in anderen Städten wie München, Berlin und Hamburg zu sehen und wurde inhaltlich stetig überarbeitet.

Gottfried Wengel, Schulleiter der BOS, ist froh, dass die kostenlose Ausstellung vom 14. bis zum 24. April in seiner Schule stattfinden wird: "Das Thema ist hochaktuell und überaus brisant. Besonders bei jungen Menschen ist es wichtig, Aufklärungsarbeit zu leisten, um mit Vorurteilen aufzuräumen, sie vor Demagogen zu schützen und ein aufgeklärtes Miteinander zu ermöglichen."

Für die 950 Schüler an der BOS wird der Besuch in der Wanderausstellung Wengel zufolge in das Unterrichtsgeschehen eingebettet. Der Schulleiter betont, dass die BOS "zwar keine Brennpunktschule ist und es für die Ausstellung keinen innerschulischen Anlass gibt", das Thema aber angesichts einer gesamtgesellschaftlichen Bildung trotzdem wichtig sei. Während des Rundganges werden die Besucher von Fachreferenten des Verfassungsschutzes von Montag bis Donnerstag von 8 bis 16 und Freitag von 8 bis 12 Uhr durch die verschiedenen Informationstafeln geführt.

Die Wanderausstellung ist in mehrere Teile untergliedert und unterscheidet sich farblich. Der erste Abschnitt stellt in der Farbe Grün die Grundprinzipien des Islam anhand von fünf Säulen dar. Es folgen in den Farben Gelb, Hell- und Dunkelgrau Informationstexte über den legalistischen Islamismus, der zwar keine Gewalt befürwortet, aber aufgrund der fehlenden Trennung von Staat und Kirche trotzdem im Konflikt mit dem Grundgesetz stehen kann. Die zweite Hälfte der Ausstellung widmet sich dem Missbrauch des Islam für politische Zwecke, wobei Erscheinungsformen, Ziele und Aktivitäten islamistischer Organisationen in Deutschland näher beleuchtet werden. In der Farbe Schwarz wird an einer fünften Station schließlich die radikalste Form des Islamismus, "Jihadistische Islamisten - Anatomie des Terrors", dargestellt und einzelne Anschläge werden chronologisch wiedergegeben.

Referatsgruppenleiterin Vocke ist der Überzeugung, dass bei der Radikalisierung vor allem das Internet eine zentrale Rolle spiele. Die Ausstellung widmet sich daher diesem Aspekt und versucht die Motivationen junger Menschen nachzuvollziehen, die in die Kampfgebiete des IS reisen.

Nahe der letzten Ausstellungsstation befindet sich in einem Glaskasten eine modifizierte Propangasflasche - der Nachbau einer Kofferbombe, die bei einem versuchten Anschlag am 31. Juli 2006 explodieren sollte. Die Detonation schlug aufgrund von Konstruktionsfehlern fehl.

© SZ vom 14.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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