Buchvorstellung:An der Seite des Königs

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Johann Georg von Dillis war einer der bedeutendsten deutschen Maler des 19. Jahrhunderts. Jetzt erforscht ein neues Buch Leben und Werk des Schwindkirchners

Von Florian Tempel, Erding

"Hohe Freude gewährt jedem Ihre so schön und wahr aus der Natur gegriffenen Zeichnungen." Ein wahrhaft königliches Kompliment. Es stammt aus der Feder des Kronprinzen und späteren bayerischen Königs Ludwig I., der diese Zeilen am 28. Dezember 1819 in einem Brief an Johann Georg von Dillis schrieb. Die beiden kannten sich schon lange. 1805 hatte Dillis den damals 19-jährigen Ludwig auf einer ausgedehnten Reise nach Rom und Paris begleitet. Die gemeinsamen Monate waren für beide prägend. Denn der Kunstfreund Ludwig nahm sich später vor "aus München einen Stadt zu machen, die Teutschland so zur Ehre gereichen soll, dass keiner Teutschland kennt, wenn er nicht München gesehen hat". Und Dillis wurde bei diesem Projekt einer der wichtigstens Mitarbeiter: Als Zentralgaleriedirektor betreute und vergrößerte er die königliche Gemäldesammlung und war verantwortlich für den Aufbau der Alten Pinakothek, noch immer eines der bedeutendsten Kunstmuseen der Welt.

An diesem Montag wurde im großen Sitzungssaal des Erdinger Landratsamts ein neues Buch über Johann Georg von Dillis, seine Familie, sein Leben und Schaffen vorgestellt, in dem man das alles lesen kann. Herausgeber ist der Kreisverein für Heimatschutz und Denkmalpflege. Verfasst und zusammengestellt hat das Buch eine Dillis-Arbeitsgruppe aus dem östlichen Landkreis: Anton Empl, Albrecht Gribl, Michael Jank, Wolfgang Lanzinger, Alois Lehrhuber und Franz Wimmer. Zudem konnten sie externe Kunstexperten wie die Kunsthistorikerinnen und Dillis-Kenner Barbara Hardtwig und Claudia Schachtner für Beiträge gewinnen.

Nach der großen Schwindkirchener Dillis-Woche zum 250. Geburtstag des am 26. Dezember 1759 in Gmain bei Schwindkirchen geborenen Malers und Kunstberaters von Ludwig I., hatte sich die Arbeitsgruppe zusammengefunden, um die wissenschaftliche Literatur zu einem der bedeutendsten deutschen Künstler der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu ergänzen. Herausgekommen ist ein 288 Seiten starker und reich bebilderter Band, der mehr als eine Ergänzung ist. Es ist eine Darstellung zu Johann Georg von Dillis, die sich sehr umfassend mit ihm befasst. Sandra Angermaier, die Geschäftsführerin des Kreisvereins für Heimatschutz und Denkmalpflege, lobte das Buch denn auch als künftiges "Standardwerk".

Die Mischung des Buches ist außerordentlich gelungen. Denn es vereint Aspekte zu Dillis' Leben und Werk, die gar nicht leicht in einen Band zusammenzufassen sind: Kapitel, die sich mit ihm in einem größeren, geschichtlichen und kunsthistorischen Rahmen befassen, stehen neben Beiträgen, die sich ihm aus lokaler Sicht nähern. Denn Dillis hat ja, wie ihn Kronprinz Ludwig treffend lobte, in seinen Werken "wahr aus der Natur gegriffen". Und die Dillis-Arbeitsgruppe hat in mühsamer Recherche in den Archiven des Münchner Lenbachhauses und der Staatlichen Graphischen Sammlung in München unter vielen Tausenden Skizzen, Aquarellen und Zeichnungen aus seiner Hand Werke gefunden, in denen er Landschaften, Ansichten und Menschen seiner Zeit in seiner Heimatregion festgehalten hat. Das sind für an lokaler Geschichte und regionaler Volkskunde Interessierte geradezu sensationelle Funde.

Dillis ist offensichtlich immer wieder in seine Heimat zu Familienbesuchen und vielleicht auch zu anlasslosen Ausflügen gekommen. Dabei hat er, der zwischenzeitlich Professor für Landschaftsmalerei an der Münchner Akademie war, offenbar sehr gerne kleine Sujets gezeichnet. Wie Männer und Frauen in ihrer dörflichen Tracht, eine ärmliche Hütte bei Giebing, eine winterliche Szene bei Kleinschwindau oder eine Ansicht von Steinkirchen.

Ein weiterer großer Erfolg ist, das der korrekte Geburtsort des Malers durch akribische Nachforschung identifiziert werden konnte. Bislang hieß es stets, Dillis sei in Giebing zur Welt gekommen, was aber gar nicht stimmt und offensichtlich immer wieder ungeprüft falsch übernommen wurde. Sein Elternhaus stand in Gmain, nicht weit weg vom vermeintlichen Geburtsort, aber eben doch wo anders. Auch in Wikipedia steht es jetzt richtig.

Am Donnerstag, 2. Juli, wird das neue Dillis-Buch um 19.30 Uhr im Wolfgang-Meier-Haus in Schwindkirchen vorgestellt. Mit einer Uraufführung von Ernst Bartmanns Komposition "Dillis tanzt".

© SZ vom 25.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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