Erding:Ära Weidenhammer geht zu Ende

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Günther Weidenhammer und seine Frau Brigitte bei der Mitgliederversammlung: Künftig werden sie mehr Zeit zum Walken haben. (Foto: Renate Schmidt)

Nach 38 Jahren tritt der Präsident des TSV Erding von seinem Amt zurück. Nachfolger an der Spitze des größten Vereins im Landkreis Erding wird Thomas Zahn

Von Antonia Steiger, Erding

Formal ist dem TSV Erding der Übergang in eine neue Epoche geglückt: Am Freitagabend haben die knapp hundert Delegierten aus 21 Abteilungen den 33-jährigen Thomas Zahn zum neuen Präsidenten gewählt. Kurz zuvor war Günter Weidenhammer nach 38 Jahren an der Spitze des größten Vereins des Landkreises zurückgetreten. Zahn hinterließ gleich bei seiner ersten Rede Eindruck: Er kündigte an, die Vizepräsidenten würden künftig mehr zu tun bekommen, weil er nicht wie Weidenhammer mehrere Stunden täglich in der Geschäftsstelle verbringen könne. Und er regte an, dass der Verein sich eine Geschäftsführung zulegen sollte. Mit ihrem Applaus signalisierten die Mitglieder, dass sie beide Maßnahmen gut finden.

Günter Weidenhammer hatte schon zu Beginn dieser Amtsperiode vor zwei Jahren angekündigt, dies werde seine letzte sein. Weil sich in Thomas Zahn, Verwaltungsfachwirt in Diensten der Stadt Erding, nun jemand gefunden hatte, der bereit war, diese Aufgabe zu übernehmen und dem das Präsidium dieses Amt auch zutraute, vollzog Weidenhammer den Schritt jetzt. Zahn ist kein Neuling, er weiß was auf ihn zukommt. Seit 14 Jahren engagiert er sich in der Vereinsführung. Er war zehn Jahre lang Schatzmeister, derzeit hat er das Amt des Jugendleiters inne. Weidenhammer begründete seinen Rückzug auch mit gesundheitlichen Problemen. Im vergangenen Jahr war er im Krankenhaus, und damals habe er erkannt, "es geht auch ohne mich", sagte er mit einem Anflug von heiterer Melancholie. "Ich habe es gerne gemacht", sagte er über seine ehrenamtliche Tätigkeit, für die er oft mehr als fünf Stunden täglich eingebracht hat, in härteren Zeiten deutlich mehr. "Dass jetzt so plötzlich Schluss ist, das ist nicht so einfach", schloss er. Und das war auch nicht zu übersehen, als der 72-Jährige die stehenden Ovationen der Delegierten entgegen nahm und ein paar Tränen trocknen musste. Im Laufe des Abends hatte sich Weidenhammer dann aber so weit wieder gefangen, dass er mit seiner Frau Brigitte in großer Gemütsruhe das Vereinsheim verlassen konnte, während Zahn im Kreis des Präsidiums bereits die ersten Termine festlegte.

Dass der TSV Erding Weidenhammer viel zu verdanken habe, machten einige Redner deutlich: der Vizepräsident Robert Pröller, auf dessen Vorschlag die Delegierten Weidenhammer umgehend zum Ehrenpräsidenten machten, und der BLSV-Kreisvorsitzende Adi Maier, der ihm die Verdienstnadel in Gold mit Brillanten überreichte: "Du hast 42 Jahre lang dauerhaft unentgeltliche Arbeit an verantwortlicher Stelle für den TSV Erding geleistet." Bevor Weidenhammer Präsident wurde, hatte er einige Jahre lang die Volleyballabteilung geleitet. Auch Erdings OB Max Gotz (CSU), der sich als ehemaliger Gewichtheber dem Verein zugehörig fühlt, betonte, die Gesellschaft brauche Menschen wie Weidenhammer, "die sich mehr einbringen als dass sie herausholen".

Mit einigen mahnenden Worten forderte Weidenhammer die Vereinsmitglieder zu größerem Engagement auf. Er streifte auch zwei ernstere Themen, die ihm zu schaffen gemacht hatten: die finanziell für den TSV Erding folgenreichen Pleiten des Profieishockeys - die letzte vor wenigen Monaten wird wohl seinen Abschied beschleunigt haben - und die Sorgen um das Vereinsheim wegen Hochwasser und steigendem Grundwasser. 30 000 Euro musste der Verein investierten, um die Schäden zu korrigieren. 5000 Euro Zuschüsse gab es dafür bisher. "Ich hoffe, das wird noch ein bisschen mehr", sagte Weidenhammer. Künftig wird sich Weidenhammer intensiver seiner eigenen Fitness widmen anstatt Bedingungen zu schaffen, dass 2740 Mitglieder, darunter mehr als die Hälfte jünger als 18, sorgenfrei Sport treiben können.

© SZ vom 20.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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