Erding:Abgerechnet

Lesezeit: 1 min

OB Max Gotz zieht Bilanz

Von Antonia Steiger, Erding

Vor der Schwarzwurzelcremesuppe war bereits alles gesagt: Beim Dämmerschoppen der Stadt Erding zum Jahresende erwarten die Stadträte und führenden Verwaltungsmitarbeiter ein paar verbindliche Worte von OB Max Gotz (CSU) zum ablaufenden Jahr. Dieses Mal zeigte sich jedoch, dass dem Oberbürgermeister vieles gar nicht so gut gefallen hat. Seine Rede geriet zu einem Angriff: auf die Fraktion Erding Jetzt, die per Facebook ihre simple Auffassung in die Welt geblasen hatte, nur sie seien die einzigen wirklich Unbestechlichen in der Stadtpolitik; auf die Grünen, die dem Haushalt wegen fehlender Klimaschutz-Relevanz ihre Zustimmung verweigert hatten - und auf den Bayerischen Rundfunk, der laut der Analyse des Oberbürgermeisters keine Nachrichten mehr sende.

Zweimal hatte der BR in dieser Woche aus Erding berichtet: Einmal hatte die "Abendschau" die Kunststoffbahn in der Erdinger Innenstadt als Alternative zur Eislauffläche zum Thema eines Beitrags gemacht. Einmal hatte sich die Satiresendung "Quer" über den Tunnel lustig gemacht, den die Stadt Erding zwischen ihrem Rathaus und dem Erweiterungsbau auf knapp 30 Metern Länge in die Erde vergraben lässt. Der BR werde seinem Auftrag nicht mehr gerecht, sagte Gotz. Er würde nur noch Meinungen verbreiten. "Sagen Sie mir eine Sendung, die Nachrichten bringt!", schimpfte Gotz. "Quer" bezeichnete er gar als "geistige Schmutzveranstaltung". Der BR war zu dem gemütlichen Abendessen im kleinen Saal der Stadthalle nicht eingeladen, die Vertreter von Erding Jetzt dagegen schon. Sie durften sich von Gotz dann noch "populistisches Gequatsche" vorwerfen lassen, weil Erding Jetzt-Sprecher Hans Egger in den Haushaltsberatungen gefordert hatte, die anderen im Stadtrat vertretenen Parteien sollten ihren Fraktionszwang aufheben.

Zu wenig Respekt voreinander und ein Vertrauensverlust der Bürger gegenüber Verwaltung und Politik, auch das hat Gotz in diesem Jahr bemerkt. Er mache sich Sorgen um das Klima in den Gremien und stelle fest, dass es immer schwerer werde, Menschen für die ehrenamtliche Arbeit in der Politik zu begeistern. Dann fielen ihm noch ein paar freundliche Worte ein: "Wir haben Dinge fertiggebracht, das ist heute gar nicht mehr so einfach", sagte Gotz und nannte den Stadtpark, die Mensa in Altenerding und die erste Fahrradstraße in Erding. Was folgte, stimmte alle zufrieden: die Suppe, eine Entenbrust, ein Schnaps an der Bar und ein versöhnliches Spekulatius-Tiramisu.

© SZ vom 21.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: