Infotruck:85 Quadratmeter Lust am Lernen

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Im Infotruck probieren Schüler einen Stromkreis zu bauen. Sie hatten auch die Möglichkeit, mit Azubis der Metall- und Elektroindustrie zu sprechen. (Foto: Renate Schmidt)

Der Infotruck hat vergangene Woche an der Mittelschule in Altenerding Halt gemacht. Die Schüler lernten dort nicht nur, welche Fragen sie in Bewerbungsgesprächen erwarten. Sie konnten sich auch ganz praktisch ausprobieren - etwa an der Fräse

Von Denis Giessler, Erding

Langsam bewegt sich die Fräse auf der Oberfläche des Aluminiumwürfels und schneidet das Metall, als sei es Butter. Aluminiumspäne fliegen umher und lassen nach wenigen Sekunden ein feines Muster erkennen. In kurzer Zeit ist der Würfel fertig, den die Schüler der Klasse 7b der Mittelschule Altenerding aus der Fräsmaschine holen und aufmerksam betrachten. Normalerweise haben sie nicht die Möglichkeit, sich während der Schulzeit an teuren Arbeitsgeräten praktisch auszuprobieren. Um dem entgegenzuwirken, gibt es den Infotruck der bayerischen Metall- und Elektro-Arbeitgeberverbände. Er soll Schülern die Möglichkeit geben, praktisch zu arbeiten und sich gleichzeitig über Unternehmen zu informieren. Vor wenigen Tagen stand er an der Altenerdinger Mittelschule. Auf zwei Stockwerken und 85 Quadratmetern Ausstellungsfläche bekamen die jungen Erwachsenen Einblicke in die Berufsmöglichkeiten der Metall- und Elektroindustrie.

Norbert Ammon und Verena Kastenhuber führten durch die Ausstellung. Gleich zu Beginn machte Ammon deutlich, dass er den Schülern freie Hand dabei lassen wolle, die unterschiedlichen Stationen innerhalb des LKWs selbst zu erkunden: "Es ist mir wichtig, dass ihr euch eigenständig mithilfe der verschiedenen Angebote einen Eindruck von der Branche machen könnt", sagte er. Nach einer kurzen Einführung teilten Ammon und Kastenhuber die Klasse in zwei Gruppen auf. Die eine blieb im Erdgeschoss, die andere ging in den ersten Stock, dort erzählten einige Auszubildenden der Metall- und Elektroindustrie über ihren Beruf, die Schüler erhielten Adressen zuständiger Ansprechpartner und Informationen über die Arbeitswelt und Produkte.

Im Erdgeschoss des Infotrucks waren fünf verschiedene Stationen. In der Mitte des Raumes konnten die Schüler an zahlreichen Flachbildschirmen kleine Spiele und Knobeleien ausprobieren - etwa Statikberechnungen anhand eines mittelalterlichen Holzbaukrans, die Bergung eines Aztekenschatzes oder Pflanzenwachstumsexperimente auf der internationalen Raumstation ISS. Im hinteren Teil des LKWs stand die vollautomatische Fräsmaschine. Ammon unterstützte die Schüler bei den vorherigen Berechnungen für das Würfelmuster: "Koordinatensysteme, das Eintragen in das Programm und die richtigen Befehle finden, das ist anspruchsvoll, die Schüler haben es aber sehr gut hinbekommen", sagte er.

Ein Hohlspiegel, den eine Wärmelampe bestrahlte, stellte die Jugendlichen vor eine weitere knifflige Aufgabe. "Welchen Einfluss hat die Lampe auf den Hohlspiegel?", fragte Ammon die Schüler, die sich an Infotafeln zu dem Phänomen einlesen konnten. Gegenüber des Spiegels stand ein Holztisch, auf dem ein Elektromotor, LEDs und verschiedene Schalter lagen. Ammon stellte auch hier den Schülern Aufgaben, so sollten sie etwa eine Parallelschaltung bauen. Eifrig machten sich die Schüler an die Arbeit und lösten die Aufgabe innerhalb kürzester Zeit. An einer letzten Station fanden die Jugendlichen mehrere Fragekarten vor. "Die Fragen stammen von ehemaligen Einstellungstests bei Unternehmen, um die Allgemeinbildung der Bewerber zu prüfen", erklärte Ammon. So könnten die Schüler schon mal einen Einblick in die Anforderungen gewinnen. "Welcher Kanzler wird auch der Kanzler der Einheit genannt?" war eine Frage, auf die mehrere Schüler mit Helmut Kohl die richtige Antwort wussten. Neben der praktischen Arbeit halfen auch zwei Auszubildende aus der Metall- und Elektroindustrie. Sie erzählten im ersten Stock von ihrer Arbeit. Einige interessierte Schüler fragten nach, welchen Abschluss sie für die unterschiedlichen Berufszweige brauchen, andere wollten wissen, welche Noten hierfür erforderlich sind.

Der Infotruck hält seit November 2004 an bayerischen Schulen und kann kostenlos gebucht werden. Eine Führung durch die Ausstellung dauert in der Regel etwa neunzig Minuten. In der kommenden Woche fährt der LKW weiter zur Mittelschule Rosenheim.

© SZ vom 19.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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