Erding:15 Millionen Euro für Heilig Blut

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Die Wallfahrtskirche ist ein Sanierungsfall: Der Untergrund gibt nach und muss mit Betonpfählen gestützt werden. Die Erzdiözese will den Großteil der Kosten übernehmen, die Stadt und die Pfarrei wollen einen Förderverein gründen

Von Vanessa Neuss und Regina Bluhme, Erding

Ein Bauzaun umrandet das gelbe Kirchengebäude. Die Südseite wird von einem Gerüst verdeckt. Das Betreten ist schon seit drei Jahren verboten. Die Wallfahrtskirche Heilig Blut ist in einem schlechten Zustand. Das Problem liegt im nicht mehr tragfähigen Fundament. Nun bestätigt die Pressestelle der Erzdiözese München und Freising: "Es gibt keine Alternative zu einer sehr aufwendigen Nachgründung." 15 Millionen Euro soll die Sanierung kosten. Kommende Woche wird in München über Umfang der Arbeiten und den Zeitrahmen entschieden.

Alle Voruntersuchungen der Erzdiözese seien abgeschlossen, informiert auf Nachfrage Ursula Hinterberger von der Pressestelle. Für die Sanierung seien knapp 15 Millionen Euro eingeplant. "Dieses Geld muss natürlich auch erst mal bereitgestellt werden." Trotz des großen finanziellen Aufwandes sei eine Nachgründung unabdingbar. Besonders bei Starkregen gebe das Fundament nach.

Ein genauer Zeitpunkt für die Sanierung ist laut Hinterberger bislang nicht bekannt. Für dieses Jahr sei noch die Stabilisierung durch ein Plattformgerüst im Inneren der Kirche geplant. Falls sich also Stuck, Gestein oder Ziegel lösen sollten, würden diese aufgefangen und der Innenraum bliebe unbeschädigt.

Mit einem Bauzaun ist die Wallfahrtskirche Heilig Blut umgeben. Ein Schild warnt sogar: Achtung Lebensgefahr. In akuter Bedrängnis ist die kleine Kirche schon, sie ist dringend sanierungsbedürftig - und das wird teuer. (Foto: Renate Schmidt)

Eine Nachgründung sei die einzige Lösung, sagt Architekt Markus Heilmaier. Er sei sehr froh, dass die Kirche nach vielen Gesprächen das nun auch so sehe. Die Wallfahrtskirche stehe auf typisch Erdinger Almgrund, erst nach vier Meter komme eine tragfähigere Kiesschicht. Alm reagiert laut Heilmaier "sehr empfindlich auf Wassergehaltsänderungen" wie zum Beispiel bei Hochwasser oder "auf Schwingungseinträge" zum Beispiel durch Bauarbeiten in der Nachbarschaft. Alm sei "setzungswillig", die Kirche drücke sich immer mehr in den Boden. Bei der Nachgründung werden mithilfe von Bohrungen Betonpfähle mehrere Meter bis in den tragenden Boden gegossen, so dass die Kirche letztendlich auf mehreren Pfählen stehen wird. Damit sei ein Absinken für nächste Jahrhunderte "kein Thema mehr", so Heilmaier.

Stadtpfarrer Martin Garmaier weiß, dass die Sanierung viel Geld kostet, "aber wir können Heilig Blut doch nicht zusammenfallen lassen." Im September hat sich ein Dachziegel der 1675 errichteten Kirche gelöst und ist heruntergestürzt. Daraufhin wurde das Gerüst an der Südseite und der Bauzaun rundum die Wallfahrtskirche errichtet. "Vor allem um die Schüler zu schützen, die die umliegenden Schulen besuchen und die Verkehrssicherheit durch die Nähe zur Straße zu gewährleisten", sagt Architekt Heilmaier.

Die reiche Stuckverzierung im Gewölbe ist mit einem Netz überspannt, damit auch keine einzelnen Teile herabstürzen können. (Foto: Renate Schmidt)

Am Bauzaun hängt ein Schild: "Achtung Lebensgefahr" Nachdem sich der Dachziegel gelöst hatte, wurde die gesamte Dachfläche kontrolliert. Mit positivem Ergebnis: Die anderen Ziegel scheinen weiterhin zu halten. Seit der Schließung steht im Inneren ein Vermessungsgerät, das überprüft, ob sich Fliesen, Säulen oder andere Elemente verschieben. Im Zweistundentakt gibt es die Informationen über die Statik an die Architekten weiter. Hier kann Heilmaier Entwarnung geben: "Es ist nichts Alarmierendes passiert." Dennoch würde der Gesamtzustand von alleine nicht besser werden.

Den Großteil der Sanierungskosten werde die Diözese übernehmen, so Stadtpfarrer Garmaier. Aber einen Batzen wird die Pfarrei schon beisteuern müssen. Er sei daher Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) für dessen Einsatz "persönlich dankbar". Noch im Dezember wollen Stadt und Pfarrei einen Förderverein gründen. Pfarrer und Architekt hoffen, dass die Diözese bald grünes Licht für die Arbeiten gibt. Einig sind sie sich auch, dass danach wohl zehn Jahre vergehen werden, bis in Heilig Blut wieder Gottesdienste gefeiert werden.

© SZ vom 22.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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