Schon vor neun Uhr morgens stehen die Erdinger vor der verschlossenen Schiebetür der Postbankfiliale in der Dorfener Straße. Doch nicht etwa um ein Konto zu eröffnen oder finanzielle Angelegenheiten zu klären: Die Erdinger wollen ihre Pakete abholen oder noch rechtzeitig zum Weihnachtsfest verschicken. In der Vorweihnachtszeit hat die Deutsche Post bundesweit allerhand zu tun. Das spiegelt sich auch in Erding wider: In den Wochen vor Weihnachten werden pro Tag bis zu 10 000 Pakete ausgeliefert. Nachdem sich die Türen geöffnet haben, strömen die Menschen herein und bilden eine Schlange - sie reicht bis vor die Tür.
Das Weihnachtsgeschäft der Deutschen Post geht schon Ende Oktober los. Bereits zu dieser Zeit wird Extrapersonal eingestellt. In Erding gibt es insgesamt 57 Zustellungsbezirke. Für die hitzige Zeit werden sieben zusätzliche Fahrten eingeplant. "Zusätzliches Personal ist dringend nötig um das Weihnachtsgeschäft zu bewältigen", sagte Erwin Nier von der Pressestelle der Deutschen Post. Die Post in Erding versorgt die Stadt Erding, Eitting Moosinning, Wörth und Bockhorn mit Briefzustellungen und Paketen, so Nier weiter. Wenn die adressierten Leute nicht zuhause sind, kommen die Pakete in eine der Postfilialen. "Da gibt es in der Vorweihnachtszeit auch immer wieder Platzprobleme", erklärt Iris Laduch von der Pressestelle der Postbank.
Am Deutsche Post Tresen in der Dorfener Straße haben nur drei von sieben Schaltern geöffnet. Im Hintergrund laufen immer wieder Angestellte mit Paketen beladen vorbei. Ein Kunde nach dem anderen tritt mit seinem Anliegen vor. Eine Kundin wiegt bereits ungeduldig auf der Stelle von einem Fuß auf den anderen. "Ich verstehe nicht, wieso nur drei Schalter geöffnet sind in der Weihnachtszeit", sagt sie verständnislos. Laduch hingegen gab an: "Wir werfen momentan alles, was wir an Personal haben an den Schalter." Eines steht auf jeden Fall fest: Wer vor Weihnachten ein Paket abgeben oder abholen muss, sollte Zeit mitbringen. Eine Wartezeit von 20 Minuten - ungeachtet der Tageszeit - ist in dieser Filiale jedenfalls einzuplanen. Aus der Schlange, die mittlerweile noch weiter hinaus reicht ertönen aber auch verständnisvollere Stimmen. Ein Vater will mit seinem Sohn das Geschenk für die Mutter abholen. "Ich möchte an Weihnachten nicht in der Haut von Mitarbeitern der Post stecken", sagte er.
Laut Laduch hat sich der Versandhandel in den letzten drei Jahren bundesweit beinahe verdoppelt. "Der Onlinehandel boomt. Von A bis Z - von Amazon bis Zalando", so Nier. Im Jahr 2019 wurden durchschnittlich ungefähr fünf Millionen Pakete bundesweit verschickt - 2016 waren es noch drei Millionen. In der Vorweihnachtszeit sind es nun annähernd elf Millionen.
Eine genaue Auskunft zur Steigerung von Paketsendungen in Erding wollte Nier aufgrund von Konkurrenzunternehmen nicht treffen. Er verriet nur so viel: "Wenn es bundesweit beinahe doppelt so viele Pakete sind wie unter dem Jahr, wird es in Erding nicht anders sein." Also würden an einem normalen Tag in Erding circa 5000 Pakete verschickt, wenn es laut Nier vor Weihnachten 10 000 sind.