"Enormes Potenzial":Zurück zur Natur

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Zum Auftakt säten Alt-Bürgermeister Jakob Schwimmer (rechts) und Landrat Martin Bayerstorfer im Kreisobstlehrgarten eine Blühwiese an. (Foto: Philipp Schmitt)

Bei der Auftaktveranstaltung "Der Landkreis blüht" im Kreisobstgarten wird eine neue Blühwiese angesät. Die Aktion soll Vorbild für mehr insektenfreundliche Gärten sein

Von Philipp Schmitt, Sankt Wolfgang

Blühende Obstbäume, zwitschernde Vögel, Sonnenschein im Frühling: Die Rahmenbedingungen für die Auftaktveranstaltung "Der Landkreis blüht" im Obstgarten an der Germanenstraße hätten nicht besser sein können. Landrat Martin Bayerstorfer (CSU), sein Stellvertreter und Alt-Bürgermeister Jakob Schwimmer (CSU), und der Vorsitzende des Landesverbands für Gartenbau und Landespflege Wolfram Vaitl starteten im Kreisobstgarten mit der symbolischen Aussaat von bei Bienen beliebten Blumen- und Kräutern auf einer 200 Quadratmeter großen neuen Blühwiese. Es war der Startschuss für die vom Umweltausschuss des Kreistags beschlossene Aktion für mehr insektenfreundlich gestaltete private und öffentliche Gärten.

Der Landkreis fördere Blühwiesen, der Artenschutz und die Artenvielfalt seien eine gesellschaftliche Aufgabe, "wir müssen daran gemeinsam arbeiten, jeder Einzelne kann seinen Beitrag zu einem blühenden Landkreis leisten", sagte Bayerstorfer. Der 1994 gegründete Kreisobstgarten auf einem Hang neben Wohnhäusern zeige, dass sich der Landkreis nicht erst seit der Debatte rund um das Volksbegehren "Rettet die Bienen" mit dem Thema beschäftige. Der Landrat appellierte an Bürgermeister und Gartenbesitzer, künftig noch mehr zu tun, um Biodiversität zu ermöglichen und möglichst viele Blumen- und Tierarten im Landkreis durch geeignete Lebensräume anzusiedeln. Der Landkreis werde mit gutem Beispiel voran gehen. Es solle durch die Aktion ein positives Bewusstsein bei Gartenfreunden geschärft werden, die statt plumper Designer-Steinwüsten mit zugepflasterten Wegen und kurz geschnittenen Rasen mehr wilde Blühwiesen dulden sollten. Hier liege ein enormes Potenzial, denn in Bayern gestalten zwei Millionen Gartenbesitzer insgesamt 135 000 Hektar Gärten, die mit naturbelassenen Abschnitten und neuen blühenden "Bienenweiden" oder auch durch die richtigen Balkonpflanzen zum Dorado für Insekten werden und damit Honig- und Wildbienen ihre Bestäubungsarbeit erleichtern könnten. Der gelernte Landwirt verteidigte dabei aber die Bauern, die zwar durch weitere naturbelassene Wiesen und der Pflege der Naturlandschaft ihren Beitrag leisten sollten, deren Hauptaufgabe aber in erster Linie die Erzeugung gesunder Nahrungsmittel zur Sicherung der Ernährung und nicht der Insektenschutz sei: "Wir müssen beim Artenschutz einen guten Weg mit den Landwirten finden - einer einzelnen Berufsgruppe kann der Artenschutz nicht aufgebürdet werden", sagte der Landrat.

Der Präsident des Bayerischen Landesverbands für Gartenbau und Landespflege Wolfram Vaitl attestierte dem Landkreis eine gute Vorreiterrolle, die sich beim vor einem Vierteljahrhundert gegründeten Kreisobstgarten zeige. Erding sei beim Artenschutz "auf einem guten Weg und nimmt die Vorbildfunktion wahr, was mich freut", sagte Vaitl. Wichtig sei, nun auch in den Gemeinden und bei privaten Gartenbesitzern im Zusammenspiel von Verband und Fachberatern "mit gutem Beispiel voran zu gehen und damit den Landkreis zum Blühen zu bringen". Der Landesverband werde die einzelnen Gartenbauvereine und Privatgärtner sowie Schulen zur Gestaltung von naturbelassenen und insektenfreundlichen Gärten animieren, wobei auf chemische Pflanzenschutzmittel verzichtet werden solle: "Wenn in Äpfeln mal der Wurm drin ist, macht das auch nichts - das hat uns früher auch nicht geschadet", sagte Vaitl dazu. Der stellvertretende Vorsitzende des Gartenbau-Kreisverbands Johannes Ober teilte mit, dass er für die Aktion werben werde.

SPD-Fraktionssprecherin im Kreistag und zweite Wörther Bürgermeisterin Ulla Dieckmann begrüßte die Aktion. Sie stimmte mit dem Fraunberger Bürgermeister und Landwirt Hans Wiesmaier (CSU) darin überein, dass im Schulterschluss mit Landwirten durch Blühwiesen Artenschutz verbessert werde. Die Sankt Wolfganger, Isener, Wörther, Bucher und Steinkirchner Bürgermeister Ulli Gaigl, Siegfried Fischer, Thomas Gneißl, Ferdinand Geisberger und Ursula Eibl begrüßten ebenso wie CSU-Kreistags-Fraktionschef Thomas Bauer die Initiative "Der Landkreis blüht". Eine neue Broschüre mit dem Titel "Blüten, Bienen, Schmetterlinge & Co." ist im Landratsamt erhältlich.

© SZ vom 24.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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