Ende einer langen Tradition:Ausbildungswerkstatt vor Schließung

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Vor einem Jahr gab es noch den Ausbildungspreis der Stadt Erding, nun gibt es keine Lehrstellen mehr am Fliegerhorst Erding

Antonia Steiger

Wer sich bei der Bundeswehr zum Mechaniker ausbilden lassen wollte, war in den vergangen fünfzig Jahren bei der Ausbildungswerkstatt am Fliegerhorst Erding an der richtigen Adresse. Das ist nun offenbar nicht mehr so. Obwohl der CSU-Bundestagsabgeordnete Max Lehmer beim Empfang der Jungen Union am Sonntag in Erding gesagt hat, dass die Entscheidung noch nicht gefallen sei, wird die Ausbildungswerkstatt auf der Homepage der Bundeswehr nicht mehr als ausbildender Betrieb geführt. Die Entscheidung falle aber erst in ein paar Monaten, sagte Lehmer.

Junge Leute können sich bequem auf der Homepage www.ziv.bundeswehr-karriere.de darüber informieren, welche Vielfalt die Bundeswehr auch bei zivilen Berufen zu bieten hat - und an welchen Standorten sie ausbildet. Wer sich bis zu den Standorten durchklickt, findet zwar auch die Ortsname Erding, Penzing und Kaufbeuren - mehr jedoch nicht. Die Seiten der Ausbildungswerkstätten sind bereits gelöscht. Für die Stadt Erding wäre dies ein herber Schlag.

Mit dem Ausbildungspreis der Stadt Erding hatte der Stadtrat erst im vergangenen Jahr die herausragende Arbeit der Werkstatt honoriert. Auch als Ende Oktober der Verteidigungsminister Thomas de Maizière die Kürzungspläne der Bundeswehr bekannt gegeben hatte, hoffte man in Erding weiter darauf, dass die Ausbildungswerkstatt Bestand haben wird. Derzeit werden dort laut Lehmer 147 junge Leute ausgebildet, und bis vor kurzem hatte man in der Ausbildungswerkstatt sogar noch Vorstellungsgespräche geführt für den nächsten Jahrgang, der im Herbst 2012 seine Ausbildung hätte beginnen sollen. Diesen jungen Menschen habe man nun signalisiert, "dass sie sich besser noch woanders umsehen sollen. Sicher ist nichts", sagte Lehmer am Sonntag.

Gesichert ist am Standort Erding weiterhin offenbar nur das Wehrwissenschaftliche Institut für Werk- und Betriebsstoffe in Erding, das Wiweb. Und dort wird auch weiter ausgebildet: zum Chemielaboranten und zum Werkstoffprüfer. Doch die Ausbildungswerkstatt hat auch für das Wiweb eine hohe Bedeutung, das hatte vor kurzem der Wiweb-Leiter Peter Bartl betont: Er sehe sein Institut nicht als großen Gewinner. Über die Ausbildungswerkstatt sagte er. "Wir sind auf ihre Hilfe angewiesen." Dort konnten Mechaniker und Elektroniker 50 Jahre lang an ausrangierten Flugzeugen, Turbinen und anderen Baugruppen üben. Mehr als 1600 Lehrlinge sind ausgebildet worden.

© SZ vom 19.12.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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