Empfang der Kreishandwerkerschaft:"Schön wär's"

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Der Kreishandwerksmeister verkündet gute Zahlen und setzt wenig Hoffnung auf Flüchtlinge als Nachwuchs

Von Mathias Weber, Erding

Sehr positive Zahlen hatte Kreishandwerksmeister Rudolf Waxenberger am Sonntag zu verkünden. Beim Empfang der Erdinger Kreishandwerkerschaft im Schrannensaal sagte er, dass das Handwerk im Landkreis weiter wächst und "in Fahrt" sei: Der Umsatz der Erdinger Handwerksbetriebe ist enorm gestiegen, von 900 Millionen Euro (zuzüglich Mehrwertsteuer) im Jahr 2014 auf 990 Millionen Euro im Jahr 2015. Insgesamt sind im Landkreis 8800 Personen in 2431 Handwerksbetrieben beschäftigt - vom Frisör über den Maurer bis zum Bäcker. Fast 19 Prozent der Unternehmen im Landkreis sind Handwerksbetriebe, sie erwirtschaften knapp 14 Prozent des landkreisweiten Umsatzes. Insgesamt, so sagte Waxenberger vor Vertretern aus Verbänden, Gesellschaft und Politik, wachse das Handwerk allerdings ein wenig langsamer als die deutsche Wirtschaft; dies führt er auf den starken Konkurrenzdruck im Handwerk zurück.

Eine kleine Überraschung hatte Waxenberger auch parat: In Erding wird immer mehr ausgebildet. 287 neue Ausbildungsabschlüsse gab es im vergangenen Ausbildungsjahr, das seien zehn Prozent mehr als noch im Jahr zuvor. Trotzdem warnte Waxenberger wieder vor einem Nachwuchsmangel: "Uns fehlen die guten Leute", sagte er. Nicht zu ersten Mal monierte der Kreishandwerksmeister, dass zu viele junge Leute auf weiterführende Schulen gingen und eine akademische Laufbahn wählten, und im Handwerk eben keine Zukunft sähen.

Eine klare Absage erteilte Waxenberger in diesem Zusammenhang der in diesen Tagen oft geäußerten Hoffnung, die nach Deutschland kommenden Flüchtlinge könnten das Nachwuchsproblem im Handwerk lösen. "Schön wär's", sagte er. Die Realität sehe anders aus: Man überfordere die Flüchtlinge; und die deutsche Sprache sei mitunter das geringste Problem. Die Flüchtlinge könnten weder mit dem mitteleuropäischen Wirtschaftssystem noch mit der mitteleuropäischen Kultur etwas anfangen. Und die Betriebe seien überfordert: Zu wenige Zeit und zu wenig Geld hätten sie für diese Integrationsaufgabe. Andreas Lenz, der Bundestagsabgeordnete für Erdig und Ebersberg (CSU), erinnerte die Gäste allerdings an die Zusage des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks, bis zu 10 000 Asylberechtigten mit Berufsvorbereitungen an eine Ausbildung im Handwerk heranzuführen.

Lenz war allerdings in den Schrannensaal gekommen, um über ein anderes Thema zu sprechen: Die Digitalisierung und Automatisierung in der Handwerksbranche - eine weitere Herausforderung unserer Tage an die Betriebe. Gerade die Digitalisierung werde zwar die Handwerker nicht obsolet machen, vieles werde sich aber in Zukunft ändern; als Beispiel nannte der Bundestagsabgeordnete die Drohne, die der Dachdecker heute über Dächer fliegen lassen könnte und so schnell sehe, wo welcher Schaden ist. Die Digitalisierung biete für jeden Betrieb "individuelle Chancen", sagte Lenz; dem Maurermeister vielleicht andere als dem Metzger. Aber Gedanken machen über Digitalisierung werden sich alle müssen.

Vieles habe sich ja schon verändert. Kein Betrieb werde heutzutage zum Beispiel mehr über die Gelben Seiten gefunden, bei Google müsse man präsent sein. Auch digitales Auftragsmanagement sei heutzutage keine Seltenheit mehr. Keine Angst also vor der Zukunft, sagte Lenz, das Handwerk bleibe das Handwerk: "Gott sei Dank!"

© SZ vom 14.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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