"Emil besucht Franz":Inspiriert und engagiert

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Der vielseitig begabte Emil Vinzenz war Mitbegründer des Kunstvereins Erding. Das Museum Franz Xaver Stahl hat ihm eine Sonderausstellung gewidmet

Von Regina Kirschner, Erding

Er war Mitbegründer des Kunstvereins Erding, kannte den Tiermaler Franz Xaver Stahl persönlich und probierte viele verschiedene Stile und Techniken aus - Emil Vinzenz, Hobbymaler aus Erding. Nun zeigt das Franz-Xaver-Stahl-Museum in der Sonderausstellung "Emil besucht Franz" 30 Gemälde aus seinem Nachlass. Passend zur Jahreszeit ist ein Raum mit seinen Bildern ausschließlich dem Thema Winterzeit gewidmet. Idyllisch verschneite Landschaften in den Bergen, aber auch Städte wie Wasserburg und Moosburg sind als naturalistische Ölgemälde zu sehen. Auch eines der Lieblingsbilder von seiner Tochter Monika Heinzmann ist mit dabei. "Bald ist Weihnachten" heißt es und zeigt zwei Kinder, die von einem Balkon aus über das verschneite München in Richtung Frauenkirche blicken. Vor einem Jahr hing es um diese Zeit noch in Heinzmanns Wohnzimmer.

"Es ist schön, dass die Bilder ausgestellt werden", sagt Heinzmann, "bei mir liegen viele nur im Keller rum und das ist wirklich schade." Das fand auch Heike Schmidt-Kronseder, Leiterin des Museums. Sie kannte den 2015 verstorbenen Hobbykünstler Vinzenz persönlich. Er sei jedoch auch "spannend als Maler", denn seine Bilder lassen sich nicht auf einen Stil festlegen. "Im zweiten Ausstellungsteil wollte ich einen Querschnitt seiner Gemälde zeigen", sagt Schmidt-Kronseder. Vier Aquarelle hat sie dafür ausgewählt, der Rest der ausgestellten Gemälde ist mit Ölfarbe oder Tempera entstanden. Inspiriert haben Vinzenz, der im Hauptberuf bei der AOK arbeitete, viele Künstler, wie etwa die Expressionisten Emil Nolde und Oskar Kokoschka, an denen er sich orientierte. So ist Vinzenz' Ölgemälde "Salzburg" nach der Vorlage des gleichnamigen Bilds von Kokoschka entstanden. Ähnlich farbig sticht eines seiner Landschaftsbilder hervor, mit orange leuchtenden Bergspitzen und einem grünen und rosa Himmel.

Im Kittel, aber mit Krawatte: Emil Vinzenz an der Staffelei. (Foto: Privat)

Als Gegensatz dazu hängen im Ausstellungsraum zwei naturalistische Stillleben mit Blumen. Eines davon, Vinzenz' erstes Ölgemälde, ein "Kleines Rosenbild", malte er 1935 im Alter von zehn Jahren. Seine Leidenschaft für die Kunst entdeckte er im Gasthaus Mayr-Wirt, sagt Heinzmann, denn dort arbeitete der Chiemsee-Maler Hiasl Maier-Erding, wenn er auf Heimaturlaub war. In seinen jungen Jahren zeichnete Vinzenz überwiegend oder malte mit Aquarellfarben, weiß Schmidt-Kronseder. Erst in den 1950ern begann er, wieder mit Ölfarben zu arbeiten. Mit der Zeit bildete er sich in Malkursen weiter, probierte sich aus und testete die Grenzen seines Könnens, sagt die Museumsleiterin.

Bei dem jüngsten Werk der Ausstellung, "Segelboote", arbeitete Vinzenz, damals 80 Jahre alt, mehr mit Farben als mit Formen, in der Spachteltechnik. Da dieses Werk nicht so recht zu den anderen Bildern passe, stellte es Schmidt-Kronseder zunächst auf eine Staffelei. Aus Platzmangel musste es die Museumsleiterin dann doch an die Wand hängen: "Ich wollte das Bild unbedingt zeigen."

Ein weiterer Teil der Ausstellung ist ein Schaukasten mit privaten Fotos und einigen von Vinzenz' Arbeitsmaterialien. Als Kalligraf gestaltete er in Schönschrift Urkunden, wie zum Beispiel für den Kulturpreis des Landkreises 1979. Den bekam damals das Kammerorchester, bei dem Vinzenz ebenfalls Gründungsmitglied war. Auch in der Spielvereinigung Altenerding und im Förderverein des Sinfonieorchesters der Kreismusikschule war er aktiv. Dort unterrichtete er zudem Cello. "Emil Vinzenz kannten einfach viele", sagt Schmidt-Kronseder. Er gehörte der Künstlervereinigung "Bunter Kreis" an, dem Vorläufer des Kunstvereins Erding, den er mitgründete. Von 1981 bis 1992 war er Teil des Vorstands, davon fünf Jahre als Vorsitzender. Bis ins hohe Alter besuchte er Vernissagen des Vereins und malte selbst bis zum seinem 81. Lebensjahr, sagt seine Tochter. Nun hat Vinzenz eine eigene Sonderausstellung bekommen. Sie ist die dritte Veranstaltung einer Reihe, in der Werke von Künstlern gezeigt werden, die in einer Beziehung zu Franz Xaver Stahl standen.

"Bald ist Weihnachten" ist das einzige Gemälde der Ausstellung, auf dem Menschen im Vordergrund sind. Es ist das Lieblingsbild von Vinzenz' Tochter. (Foto: Privat)

Die Ausstellung "Emil besucht Franz" dauert bis zum 4. Februar. Führungen finden am Donnerstag, 14. Dezember, 14 Uhr, am Sonntag, 17. Dezember, 13 Uhr, und am Mittwoch, 20. Dezember, 11 Uhr, statt. Weitere Termine sind geplant.

© SZ vom 14.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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