Eis-Saison beginnt:Viele Verführer

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Alle 25 vorhandenen Sorten sind in der Königsschale, die es bei GelatOK in der Spiegelgasse gibt. (Foto: Renate Schmidt)

Sie heißen "Don Vito" oder "Amadeus Dream", sind engelblau und schmecken nach Kaugummi. Die Phantasie kennt beim Eis kaum Grenzen. Joghurt etwa wird gerne von Frauen geordert, weil der Sorte der Irrglaube anhaftet, sie sei besonders kalorienarm.

Von Gianna Niewel, Erding

Der Chef heißt Giovanni, er kommt aus Belluno und wenn er redet, dann jagt ein deutsches Wort das nächste italienische. "Ciao" sagt er oft und "grazie" und natürlich auch "mamma". Von der hat der Inhaber des Eiscafés Fantasya in der Langen Zeile das Eismachen gelernt, wie viel Milch, wie viel Zucker, wie viel Frucht. Was Giovanni nicht sagt: Welche Zutaten er in die Sorte mischt, die "Don Vito" heißen wird und ihm zufolge den Erdingern den Sommer versüßt wie keine zweite. "Bereits jetzt verkauft sich das Whisky-Eis gut", sagt er. Das bereitet er zwar nicht mit reinem Alkohol zu, sondern mit einer whiskylastigen Creme, dennoch gilt: "Nichts für die Bambini." Überhaupt sei das Eismachen ein kreativer Beruf, es gehöre dazu, sich auszuprobieren. Im Winter hat er eine Mischung aus weißer Schokolade und Pistazien getestet. "Hat nicht geklappt", sagt er. Aber auch das sei Teil der Arbeit.

Laut einer Studie des Bundesverbands der Deutschen Süßwarenindustrie isst jeder Deutsche 110 Kugeln Eis im Jahr, das entspricht etwa 7,6 Litern. Bei Gelatok in der Spiegelgasse würden schon fünf Besuche reichen, um diese Menge zu löffeln: Die Königsschale besteht aus 25 Kugeln, eine Pyramide aus allen Sorten, dazu Obst, Schokoladensticks und glitzernde Dekoration. Die Eiskarte verspricht eine "Verführung der Sinne". Drei, maximal fünf Mal im Jahr verkaufe er die Königsschale, sagt Fernando Costa Estevens, orange Schürze, nimmermüdes Lachen. "So groß ist die", sagt er, schließt die Arme vor sich zum Kreis und zeigt dann von der Tischplatte aus etwa 30 Zentimeter in die Höhe. Er bedient seit einem Jahr in der Eisdiele, vorher schon hat er in der Wartenberger Filiale der Kette gearbeitet. Welche Sorte er empfiehlt? Das "Eis Erding", sagt er, das ginge gut. Es besteht aus Vanille, dazu kommen Amarenakirschen und gebrannte Mandeln. Man dürfe sich aber nicht wundern, sagt Estevens, in Wartenberg werde die gleiche Rezeptur als "Eis Wartenberg" verkauft.

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Glaubt man den Erdinger Eismachern, ist die Saison eröffnet: Giovanni Amagjekaj empfiehlt sein Whisky-Eis...

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...Omar Ballesto vom Eiscafé Veneto isst selbst am liebsten Duplo...

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...und Christoph Krönauer bevorzugt die Sorten Schokolade und Mango.

Der Sommer hat zwar noch nicht begonnen, doch der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie hat das Eis des Jahres 2015 schon gekürt: Erdbeere mit Balsamico. Soweit geht Christoph Krönauer nicht. Manche der mehr als 20 Kreationen, die er jeden morgen von sieben Uhr an verrührt und friert, sind dennoch speziell: Joghurt-Holunder beispielsweise, Marokko-Minze oder Mascarpone-Feige. Was ein gutes Eis ausmacht? "Es gibt kein Geheimnis. Mit dem Eis ist es wie mit einem Stück Fleisch. Man muss hochwertige Zutaten verwenden." Deshalb, sagt Krönauer, verzichte er auf Bindemittel und Farbstoffe, sein Fruchteis ist lactosefrei, es gibt Sorten für Veganer. Überhaupt der Aspekt der gesunden Ernährung: Joghurt etwa sei eine Sorte, die Frauen gerne orderten, weil dem Eis der Irrglaube anhaftet, es sei besonders kalorienarm. Krönauer lacht. "Es ist allen voran der Zucker, der - in Massen - ungesund ist." Aber Zucker sei nun einmal eine Grundzutat, auch für Joghurteis.

Nur einige Meter weiter rotiert Omar Ballesto. Vier Mädchen wollen wissen, welche Sorte in dem kleinen Bottich hinten links ist - "Engelblau, schmeckt nach Kaugummi" -, die Kaffeemaschine gurgelt, auf der Theke stehen drei Paletten Erdbeeren, sie sind noch ungewaschen. Ballesto führt das Eiscafé Veneto am Kleinen Platz, vor einem Jahr hat er es von seinen Schwiegereltern übernommen. Es ist einer der wärmeren Tage, schon am Morgen drängeln sich die Leute um die Sonnenplätze auf der Terrasse und bestellen Schokoladenbecher und Spaghetti-Eis. Fragt man ihn, wie die Saison bisher lief, sagt er erst nichts und dann "mittel". Sicher, es sei erst April und zwei sonnige Tage machten keinen Sommer, man dürfe nicht unzufrieden sein. "Aber natürlich hoffe ich, dass sich das gute Wetter hält." Er bietet etwa dreißig verschiedene Sorten an, Pfefferminz, "Amadeus Dream" und "Disney's Violetta", ein pinkfarbenes Eis mit pinken Sternen aus Zucker. "Volles Programm" sagt Ballesto mit Blick auf die Theke.

Glaubt man der Union italienischer Speiseeishersteller in Deutschland Uniteis, ist die Frage nach dem Eis der Saison hinfällig. Bereits drei Sorten würden den meisten Deutschen ausreichen. Die Klassiker Schokolade, Vanille und Haselnuss sind es, die sich dieser Studie zufolge am besten verkaufen.

© SZ vom 17.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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