Einwohnerentwicklung:Weniger als ein Prozent

Lesezeit: 2 min

Wo die Welt in Ordnung ist, wollen die Menschen gerne leben: Die Maibaumfeier in Altenerding. (Foto: Renate Schmidt)

Erding bleibt in diesem Jahr beim Zuwachs unterhalb der von der Politik gesetzten Marke. Der Wohnraummangel bleibt jedoch ein Problem, das laut OB Gotz nur um Verbund gelöst werden kann

Von Antonia Steiger, Erding

In diesem Jahr knackt die Stadt Erding die Marke von 39 000 Einwohner noch nicht, im kommenden Jahr wird es aber aller Voraussicht nach so weit sein. Nach Auskunft des Rathauses lebten Ende Oktober 38 688 Menschen in der Großen Kreisstadt. Damit wird die Stadt Erding das von der Politik ausgerufene Ziel - jährlich um höchstens ein Prozent zu wachsen - erreichen: Ende 2017 waren es 36 382 Bürger. Ein Prozent entsprächen 363 Bürger, bis Ende Oktober sind jedoch nur etwa 230 Bürger dazu gekommen. 130 Bürger in zwei Monaten: Das dürfte nicht zu schaffen sein. Unklar ist, in welchem Tempo sich Erding weiter entwickelt. Es gibt viel Platz, wo Wohnraum entstehen kann, das machte OB Max Gotz (CSU) in der vergangenen Bürgerversammlung deutlich. Wann das passieren wird, das liegt zum Teil jedoch nicht in der Hand der Politik.

Die Bagger sind demnach auf dem Gelände des früheren Poststadls an der Taufkirchener Kreuzung zugange, wo Dorfener Straße und Hohenlindener Straße aufeinander treffen. Nach einer Jahrzehnte währenden Diskussion hat der Stadtrat im Oktober 2017 den Satzungsbeschluss für den Bebauungsplan gefasst im Vertrauen darauf, dass die Eigentümer ihn umsetzen. Mittlerweile finden dort laut Gotz immerhin archäologischen Untersuchungen statt. Wie er weiter sagte, soll das Quartier über ein Blockheizkraftwerk mit Wärme versorgt werden, ein Projekt mit Pilotcharakter. 280 Wohnungen und eine Schlange mit 70 Häusern entlang der Straße sind dort geplant. Aber auch ohne Bebauungsplanverfahren kann man in Erding bauen, zumindest dort, wo Baurecht besteht. Wie Gotz erläuterte, könnten auf diese Weise 2180 neue Wohnungen gebaut werden.

Sehr viel mehr Planungsaufwand war für das Gebiet vonnöten, das südlicher Thermengarten genannt wird: Es liegt gegenüber der Zufahrt zur Therme. Dort entsteht ein Sammelsurium unterschiedlicher Wohnformen, und sie alle sind dem OB zufolge auf einem guten Weg: Die oberbayerische Heimstätte schafft dort 70 Wohnungen, genau so viele auch die Wohnungsbaugesellschaft des Landkreises, dazu kommt die Baugenossenschaft, eine Bauherrengemeinschaft und das Baubegünstigtenmodell, früher Einheimischenmodell genannt, über das 15 Bürger an günstigen Baugrund gelangen. Letzteres hat so großen Anklang gefunden, dass im Rathaus bereits überlegt wird, wo und wie ein solches Modell nochmals aufgelegt werden könnte. Erding habe richtig gehandelt, sagte Gotz. Andere Kommunen seien mit den Nachfolgern der früheren Einheimischenmodellen vor Gericht gelandet, Erding nicht. Etwa 300 Euro kostet in dem Modell der Quadratmeter. Dazu müsse man wissen, sagte Gotz, dass mittlerweile in Langengeisling mehr als 800 Euro für einen Quadratmeter Bauland gezahlt werde.

Um die Problematik des Wohnraummangels in der Region rund um München zu lösen, fordert Gotz, dass auch Bund und Freistaat eigenen Grund für Bebauung freigeben, "wie sie es auch von anderen fordern". Die Kommunen könnten dies nicht alleine lösen, "das muss im Verbund geschehen". Er sei beunruhigt über weitere Prognosen für die Münchner Region, für die ein Zuzug von weiteren 300 000 Menschen bis 2035 vorhergesagt wird. "Die Menschen werden da hinziehen, wo sie gute Lebensbedingungen erwarten für Schule, Ausbildung und Arbeitsplätze." Für Erding bedeute dies, dass man sich auf eine "gewaltige Nachfrage nach Wohnraum" einstellen müsse. Gotz betonte abermals, dass er "den Wachstumswahn nicht mitgehen" wolle. Vor sieben Jahren war Erding innerhalb eines Jahres um 870 gewachsen. "Das ist ein kleines Dorf."

© SZ vom 28.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: