Eintritt in die Partei offen:Rainer Forster will für AfD-Liste kandidieren

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Der ehemalige ÖDP-Kreisrat hofft auf "einen prominenten Platz". Sein Ehrenamt in der KAB hat er am Dienstag aufgegeben

Von Regina Bluhme, Erding

Der kürzlich aus der ÖDP ausgetretene Erdinger Kreisrat und ehemalige KAB-Diözesansekretär Rainer Forster will für den Erdinger Kreistag auf der Liste der AfD kandidieren. Das hat der 43-Jährige gegenüber der SZ bestätigt. Zudem hat er am Dienstag mit sofortiger Wirkung seinen Vorsitz für den KAB-Kreisverband Erding-Landshut aufgegeben. Das Angebot hat der Diözesanverband München-Freising umgehend angenommen.

Schon länger sorgt Rainer Forster für Aufregung und Ärger sowohl in der ÖDP als auch in der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB). Vor allem deswegen, weil er zu KAB-Veranstaltungen gerne mal einen AfD-Funktionär einlädt und Verschwörungstheoretiker zu Wort kommen lässt. Auf Facebook pflegt der 43-Jährige einen durchaus freundlichen Umgang mit dem Erdinger AfD-Kreisvorstand Wolfgang Kellermann. Der habe ihn immer wieder mal auf eine Kandidatur angesprochen, sagt Forster. Offen gibt er zu, dass er zuvor der CSU bei einem Treffen im Januar "die Zusammenarbeit angeboten" habe. Im weiteren Gespräch sei man ihm aber "nicht entgegengekommen". Nun also AfD. Bei der Nominierungsversammlung hoffe er als freier Kandidat durchaus auf "einen prominenten Listenplatz", sagt Forster, "so ist es mir zumindest intern kommuniziert worden." Gegenüber der Kritik, die AfD grenze aus, sei fremdenfeindlich, erklärt er, dass er nichts von "Pauschalurteilen" halte, "ich bin immer für einen konstruktiven Dialog" und das wolle er auch weiter so halten. Ob er der Partei beitreten werde, stehe noch nicht fest. Laut AfD-Statut gelte bei einem Parteiwechsel ein Jahr Karenzzeit.

Mit der ÖDP hat er gebrochen. Der Knackpunkt war eine Veranstaltung im August vergangenen Jahres in Dorfen. Im Namen der KAB hatte er das AfD-Mitglied Rainer Rothfuß zu einer Veranstaltung über "Migration und die Folgen in Deutschland" eingeladen. Das kam bei der ÖDP nicht gut an. Der ÖDP-Kreisvorsitzende Stephan Treffler sagte damals gegenüber der SZ, er finde die AfD "ekelhaft". Nach längerem Hin und Her erklärte Forster schließlich heuer im März seinen Austritt aus der ÖDP. Er macht als Parteiloser im Kreistag weiter, in dem er seit gut fünf Jahren sitzt. Die Arbeit von Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) findet er "in vielen Bereichen super klasse". Nach 18 Jahren sollte sich Bayerstorfer "aber auch mal neuen Aufgaben zuwenden". Die Pläne für eine eigene Landratskandidatur habe er inzwischen wegen des Zeit- und Arbeitsaufwands aufgegeben.

Bereits im März 2017 war er als KAB-Diözesansekretär geschasst worden. Das Fass zum Überlaufen hatte eine von Forster organisierte Veranstaltung in Freising gebracht, die den Film "Zensur, die organisierte Manipulation der Wikipedia und anderer Medien" zeigte. Daraufhin wurden ihm weitere Vorführungen untersagt, kurz darauf erfolgte die Kündigung. Forster machte als ehrenamtlicher KAB-Kreisvorsitzender von Erding-Landshut weiter.

Mit Entsetzen hatte der KAB-Diözesanverband auf die Veranstaltung mit AfD-Mann Rothfuß reagiert. In der Pressemitteilung vom August 2018 hieß es, die AfD agiere "gesellschaftlich spaltend, fremdenfeindlich und menschenverachtend". Die Positionen der Partei seien mit dem christlichen Menschenbild nicht vereinbar. "Sie können gerne auf den Text zurückgreifen", sagte am Dienstag Hannes Kreller, der Vorsitzende des KAB-Diözesanverbands München-Freising. Er gelte noch immer.

Diese "Pauschalkritik", gerade den Vorwurf der Spaltung, empfindet Forster als "Endstufe des Mobbing". Am Dienstag hat er telefonisch den Rücktritt als Kreisvorsitzender erklärt. Kreller hat das Angebot angenommen. Sollte Forster auch die Mitgliedschaft kündigen, dann wäre das laut Kreller "sicher eine Entschärfung der aktuellen Situation."

© SZ vom 31.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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