Einstimmiger Beschluss des Planungs- und Bauausschusses:Erding bietet anonyme Bestattungen an

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Es ist absehbar, dass die bestehende Wand nicht mehr genügend Platz bietet. (Foto: Renate Schmidt)

Der Itzlinger Friedhof wird erweitert. Es gibt nicht nur eine neue Wand mit 504 neuen Kammern, die Asche Verstorbener kann auch in einem mit Bäumen bepflanzten Urnenhain begraben werden

Von Antonia Steiger, Erding

In Erding wird es bald eine Möglichkeit geben, sich anonym bestatten zu lassen. Der Planungs- und Bauausschuss hat am Dienstagabend eine Erweiterung des Itzlinger Friedhofs beschlossen, die nicht nur eine neue Urnenwand vorsieht, sondern auch einen Urnenhain, in dem Urnen vergraben werden können. Die Namen der Verstorbenen können auf einer Stele verewigt werden, aber auch das muss nicht sein. Der Itzlinger Friedhof soll auch hübscher werden: Eine Wiese, die bislang zweimal im Jahr gemäht wird, bekommt neue Strukturen: kurz geschorene Rasenflächen und bunte Blumenwiesen.

Mit großem Interesse widmeten sich die Erdinger Stadträte dem Thema Friedhofserweiterung. Bis in etliche Details wie der Art der Baumbepflanzung auf dem Hain diskutierten sie das Thema durch. Anfangs hatten OB Max Gotz (CSU) und Stadtbaumeister Sebastian Henrich dargelegt, wie dringend erforderlich eine Erweiterung der Urnengräber sei. Es sei absehbar, dass die bestehende Wand nicht mehr genügend Platz böten. "Der Trend geht hin zu Feuerbestattungen", betonte Gotz. Auch weil damit weniger Grabpflege verbunden sei, die Menschen ihren Hinterbliebenen oft nicht zumuten wollten. Am wenigsten Grabpflege wäre bei einer Bestattung auf dem Hain erforderlich. Bei der Bestattung sind Angehörige dabei, wie Max Bauer erklärte. Sie wissen also, an welcher Stelle die Urne im Boden versenkt wird. Dann aber wird der Rasen wieder verschlossen, und an nichts lässt sich noch erkennen, wo die Urne begraben wurde. Die Urnen sind aus vergänglichem Material hergestellt. Das heißt, wie Bauer sagte, dass der Urnenhain "praktisch unbegrenzte Möglichkeiten" für Bestattungen biete.

Laut Gotz steigt das Interesse an anonymen Bestattungen immer mehr. Auch in einer Senioren-Bürgerversammlung im Heilig-Geist-Heim kam diese Frage schon einmal auf. Nun wolle man dies den Menschen ermöglichen, sagte der OB. Es gehe dabei auch um Kosten: Eine normale Erdbestattung kostet mehrere tausend Euro.

Neben der bestehenden Urnenwand in Itzling wird es einen weiteren Urnenbereich mit 2,70 Meter hohen Wänden geben, der sich zum Friedhof hin öffnet, wie Bauer erläuterte. Die insgesamt 504 neuen Nischen sind zum Teil Doppelkammern, zum Teil aber auch Familienkammern, in denen bis zu fünf Aschekapseln - ohne Urne drumherum - untergebracht werden können. Auf diese Weise schaffe man Platz für etwa 1700 Bestattungen. Diese Zahl wird aber nur erreicht, wenn alle Toten in Aschekapseln statt in den größeren Urnen beigesetzt werden.

Insgesamt wird die Erweiterung 875 000 Euro kosten, wie die Stadträte erfuhren. Die größte Summer verschlingt dabei mit 500 000 Euro der neue Urnenraum. Am wenigsten kostet dagegen die parkähnliche Umgestaltung der Wiese, die für mehr Aufenthaltsqualität auf dem Friedhof sorgen soll. Wie eine Blume soll die Wiese von oben aussehen: Zwischen den blühenden Wiesenabschnitten ziehen sich Rasenstreifen, auf denen man gehen kann. In der Mitte gibt es ein Zentrum mit Sitzplätzen, hier sei auch "eine Art von Meditation" möglich, sagte Bauer. Ein Platz, um zur Ruhe zu kommen und um zu trauern, den wird es auch auf dem Urnenhain geben. Insgesamt sollen dort 25 Bäume in akkurat gleichen Abständen gepflanzt werden. Die Anpflanzung verliert den von Burkhard Köppen (CSU) monierten militärisches Charakter dadurch, dass verschiedenen Bäume ausgewählt werden, so dass für eine möglichst lange Zeit immer einer der Bäume blüht. Wie Gotz auf eine Frage von Jutta Harrer (SPD) sagte, könne man sich auch eine Stelle auf dem Hain aussuchen, wenn einem ein Baum besonders gut gefalle. Nach dem einstimmigen Beschluss des Planungs- und Bauausschusses soll es mit den Planungen nun zügig weitergehen, sagte Gotz. Man müsse den sich abzeichnenden Engpass unbedingt im Auge behalten.

© SZ vom 04.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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