Mehr Aufgaben, weniger Personal:Feuerwehren vor großen Herausforderungen

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Oftmals ist es schon eine sportliche Herausforderung, das Gerätehaus in angemessener Zeit zu erreichen, noch bevor der Einsatz beginnt. (Foto: Renate Schmidt)

Kreisbrandinspektor Lorenz Huber erstellt einen neuen Bedarfsplan für den Landkreis. Die Probleme lassen sich nicht mehr mit größeren Fahrzeugen lösen, sie sind komplexer

Von Thomas Daller, Landkreis

Die Feuerwehren im Landkreis stehen vor großen Herausforderungen: Der Standort in Erding ist mittlerweile zu klein und die Diskussion über einen Neubau an anderer Stelle flammt immer wieder auf. In Dorfen sind viele Einsatzkräfte Pendler, tagsüber ist es jetzt schon schwierig, die Einsatzfähigkeit zu gewährleisten. Wenn im Herbst 2019 dann auch noch die Zuständigkeit für Autobahnunfälle auf der A 94 hinzukommt, die auch die kleineren Feuerwehren Lengdorf oder Pastetten betrifft, kann es haarig werden. Nicht zuletzt ist auch die Feuerwehr Taufkirchen von Veränderungen betroffen: Die Firma Himolla löst ihre Werksfeuerwehr auf, weil die Einsatzbereitschaft außerhalb der Betriebszeiten nicht mehr gegeben ist. Das muss nun die Freiwillige Feuerwehr Taufkirchen kompensieren. Kreisbrandinspektor Lorenz Huber, der derzeit einen neuen Feuerwehrbedarfsplan für den gesamten Landkreis erstellt, muss viele maßgeschneiderte Lösungen erarbeiten, damit die Sicherheit der Bürger gewährleistet bleibt.

Die Feuerwehren in ländlichen Landkreisen wie Erding haben ohnehin schon seit Jahren ein strukturelles Problem. Früher bildeten die Handwerker und Landwirte, die bei der Feuerwehr waren, das Rückgrat der Einsatzstärke. Mit dem Zuzug ist zwar der Gebäudebestand und das Verkehrsaufkommen gewachsen, aber nicht zwangsläufig auch die Einsatzstärke tagsüber. Als vor zwei Jahren binnen weniger Monate in Dorfen die Dachziegelfabrik Neindl und der Hydraulikhersteller Hawe ihre Werke schlossen und mehr als 200 Arbeitsplätze verloren gingen, traf das auch die Dorfener Feuerwehr. Wie man dieses Problem löst, daran arbeitet Kreisbrandinspektor Huber derzeit. Dorfen und Ottenhofen sind die letzten beiden Kommunen auf seiner Liste, die bis Juni, Juli, dieses Jahres fertig sein soll. Huber hat in Dorfen jedoch noch ein weiteres Problem analysiert: Der Verkehr auf der B 15 hat so massiv zugenommen, dass Einsatzkräfte, die westlich der Bundesstraße wohnen, viel Zeit verlieren, bis sie überhaupt das Feuerwehrgerätehaus östlich der B 15 erreichen. Und wenn die Inbetriebnahme der A 94 dann auch noch eine Sogwirkung auf die B 15 entfaltet, werden die Dorfener wohl in Zukunft sehr häufig mitten im dicksten Verkehrschaos ausrücken müssen. Eine Musterlösung habe er nicht, sagte Huber. Man müsse sehen, wie sich das Verkehrsgeschehen durch die A 94 entwickele.

Das ist auch in Erding ein grundlegendes Problem: Der Verkehr bremst die Feuerwehr aus. 524 Einsätze hat die Freiwillige Feuerwehr Erding im vergangenen Jahr geleistet; mehr als im Hochwasserjahr 2013 und 77 mehr als 2016. Das größte Problem ist nach Angaben von Kommandant Manfred Kordick, dass seine Leute überhaupt rechtzeitig zum Gerätehaus in der Lebzelterstraße kommen. Auch bei Einsätzen innerhalb der Stadt müsse man oft längere Umgehungsstrecken in Kauf nehmen, um Engstellen auszuweichen. Neben den fehlenden Erweiterungsmöglichkeiten wird auch deswegen ein anderer Standort als an der Lebzelterstraße gewünscht. Dieses Problem wird sich allerdings nicht mit neuen Feuerwehrbedarfsplan lösen lassen, sondern erst in fünf oder zehn Jahren, sagt Huber. Denn erst wenn der Fliegerhorstbereich verstädtert sei, könne man abwägen, von welchem neuen Standort aus man alle Stadtteile möglichst gleich schnell erreichen könne.

Das Problem mit der Werksfeuerwehr Taufkirchen hat Huber aber schon gelöst. Weil die Hofkirchener Feuerwehr, die zur Gemeinde Taufkirchen gehört, ohnehin ein Löschgruppenfahrzeug LF 10 benötigt, wird kein neues erworben, sondern sie erhält das LF 10 der Feuerwehr Taufkirchen. Die Feuerwehr Taufkirchen erhält ein Tanklöschfahrzeug TLF 3000 mit einem 3000-Liter-Wassertank. Damit werden die wegfallenden 2000 Liter Waser der wasserführenden Fahrzeuge der Werksfeuerwehr kompensiert. Bei dem hohen Verkehrsaufkommen in Taufkirchen, so Huber, müsse man auch mal mit einem Lastwagenbrand rechnen. "Da hat man dann keine Zeit, erst mal nach einem Hydranten zu suchen", so der Kreisbrandinspektor.

© SZ vom 03.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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