Im Landkreis Erding ist die Anzahl der Beschäftigten prozentual so stark gestiegen wie sonst nirgends in Deutschland. Im Vergleich zum Vorjahr arbeiten hier 8,9 Prozent mehr sozialversicherungspflichtige Personen. Das gab die Agentur für Arbeit Freising bekannt, zu der die Landkreise Freising, Dachau, Erding und Ebersberg gehören. Auf der Liste der 401 deutschen Landkreise und kreisfreien Städte kommt erst mit großem Abstand auf Platz zwei Neumünster in Schleswig-Holstein mit einem Job-Wachstum von 6,1 Prozent, gefolgt von Starnberg mit 4,7 Prozent sowie Eichstätt und Regensburg mit je 4,6 Prozent.
Für Juni 2016 zählte die Agentur 43 137 Beschäftigte im Landkreis Erding, das sind 3 532 mehr als zum gleichen Zeitpunkt im Vorjahr. Zum Vergleich: Von 2014 auf 2015 gab es lediglich einen Zuwachs von 3,4 Prozent. Vor allem im Bereich Handel sind nun Arbeitnehmer hinzugekommen. "Dort gab es ein Plus von 2005 Beschäftigten", sagt Kathrin Stemberger, Pressereferentin der Agentur für Arbeit Freising. Es folgt der Bereich der Finanz- und Versicherungsdienstleistungen, in dem es 603 zusätzliche Mitarbeiter gab, daran schließen sich das Gastgewerbe mit 285 und das Gesundheitswesen mit 125 Personen an. Noch liegen dem Arbeitsamt keine detaillierten Zahlen vor, wo genau die neuen Arbeitsplätze herkommen; vergangenen April hat allerdings das Satelliten-Terminal am Flughafen eröffnet, das auf Oberdinger Flur liegt. Die vielen dort entstandenen Arbeitsplätze werden also dem Landkreis Erding zugerechnet.
Das große Erdinger Wachstum von fast neun Prozent hebt deutlich den Durchschnitt im Agenturbezirk, der bei drei Prozent liegt. In Ebersberg ist die Beschäftigtenzahl um 3,5 Prozent gestiegen, in Dachau um 2,7 Prozent. Freising hat mit minus 0,2 Prozent sogar einen leichten Rückgang zu verzeichnen. Auch in Bayern (2,4 Prozent) und im Bund (knapp zwei Prozent) war der Anstieg deutlich geringer.
Außerdem legt der Landkreis wieder bei den Stellenangeboten zu: Im Dezember 2016 gingen 248 neue Gesuche von Arbeitgebern bei der Arbeitsagentur ein. Somit waren zum Jahresende 980 zu besetzende Jobs im Stellenpool. Im gesamten Agenturbezirk meldeten die Arbeitgeber 1 131 neue freie Stellen. Insgesamt haben die Vermittler dort 4 544 im Angebot. Vor allem in den Bereichen Verkehr und Logistik, Schutz und Sicherheit wird Personal gesucht: 1274 Stellen sind hier zu besetzen. Im produzierenden Gewerbe suchen die Arbeitgeber 1 000 Mitarbeiter, im Berufssegment Gesundheit, Soziales, Lehre und Erziehung 671 und im Einkaufs-, Vertriebs-, Handels- und Verkaufsbereich sind 488 Stellen vakant.
Die Agentur für Arbeit meldet auch, dass die Arbeitslosenzahl im Landkreis Erding gestiegen ist - wenn auch nur leicht. Im Dezember 2016 waren 1 369 Erdinger auf Arbeitssuche, 95 mehr als im November. Die Arbeitslosenquote stieg also von 1,6 Prozent auf 1,7 Prozent. Damit hat der Landkreis jedoch noch immer eine der niedrigsten Quoten in Deutschland. Der Anstieg sei nur saisonbedingt, heißt es. Bereits im Vorjahr war der Erdinger Arbeitslosenanteil zum Jahresende bei 1,7 Prozent.
Auch im Agenturbezirk insgesamt stieg die Quote im Dezember leicht, auf zwei Prozent. "Die Zunahme der Arbeitslosigkeit der letzten Wochen betraf vor allem Beschäftigte in den stark witterungsabhängigen Außenberufen", erklärt Karin Weber, Chefin der Arbeitsagentur Freising. Ein großer Anstieg sei allerdings ausgeblieben. Damit das so bleibe, fordert Weber die Arbeitgeber im Baugewerbe, im Garten- und Landschaftsbau und im Dachdeckerhandwerk auf, das Saison-Kurzarbeitergeld zu nutzen, um ihren Mitarbeitern nicht kündigen zu müssen.