S-Bahn im Tunnel :Beschlossene Sache

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Leicht hat es OB Gotz (links) seinen Verhandlungspartnern wohl nicht gemacht, am Ende aber unterschrieb Innenminister Joachim Herrmann gerne. (Foto: Florian Peljak)

OB Max Gotz und Innenminister Joachim Herrmann unterzeichnen den Vertrag für die Verlängerung bis hinter die Haager Straße. Die Stadt Erding zahlt dafür 35 Millionen Euro

Von Antonia Steiger, Erding/München

Am Montagvormittag haben OB Max Gotz und der bayerische Innenminister Joachim Herrmann, beide CSU, einen Vertrag über die Verlängerung des Tunnels beim Bau des Erdinger S-Bahn-Ringschlusses unterschrieben. Damit steht nun endgültig fest: Der Bahnübergang Haager Straße wird aufgelöst, die Bahn passiert diesen Knotenpunkt unterirdisch. Fest steht des weiteren: Die Stadt Erding muss nicht mehr als 35 Millionen Euro bezahlen für dieses Stück Tunnel, das die Deutsche Bahn ursprünglich nicht als verkehrsrelevant eingestuft und daher nicht in den Planungen vorgesehen hatte. Insgesamt soll diese Verlängerung 68 Millionen Euro kosten. Wird sie teurer, trägt die Kostensteigerung der Freistaat.

Es ist ein Festpreis, den Gotz ausgehandelt hat für dieses Tunnelstück, das aus seiner Sicht und aus der vieler anderer Erdinger so unverzichtbar ist für die Entwicklung Erdings. Das heißt: Kostensteigerungen, die in den kommenden Jahren für Projekte wie dieses mit der allergrößten Wahrscheinlichkeit zu erwarten sind, gehen nicht zu Lasten der Erdinger Stadtkasse.

Für die Stadtentwicklung bedeutet diese Entscheidung, dass die Staus vor den Schranken an der Haager Straße irgendwann der Vergangenheit angehören werden. Zusätzlich gewinnt die Stadt aber auch Platz für ihre eigene Entwicklung: Die Fläche, auf der jetzt noch der Bahnhof Erding steht, geht in den Besitz Erdings über. Wie Klaus-Dieter Josel, Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn für Bayern, am Montag am Rande der Vertragsunterzeichnung im Innenministerium sagte, wird schon intensiv an dem Kaufvertrag gearbeitet. Er müsse noch durch die Gremien, im Oktober soll er unterzeichnet werden. Das heißt aber auch: Was die Stadt Erding aus der Verwertung des Geländes erwirtschaftet, darf sie behalten. Um diese Summe wird sich also der Betrag, den Erding für die Tunnelverlängerung bezahlen muss, noch weiter absenken.

Herrmann und Gotz zeigten sich am Montag gleichermaßen erfreut darüber, dass dieses Kapitel bei der Erschließung des Flughafens München auf der Schiene zu einem guten Abschluss gebracht worden ist. Dabei zollte Herrmann dem Erdinger OB Respekt für seine Durchsetzungskraft. Dass Erding damit gedroht habe, bis vor das Bundesverwaltungsgericht zu ziehen, wenn der Bahnübergang an der Haager Straße nicht verschwindet, habe offenbar Eindruck gemacht. So machten sich Bahn, Freistaat und Erding auf die Suche nach einer gemeinsamen Lösung, dazu habe die Bahn ihre Pläne noch einmal ändern müssen, wie Herrmann betonte. Von einer Verzögerung könne man aber nicht reden. "Wäre Erding vor Gericht gezogen, würde es ein Urteil erst in vier bis sechs Jahren geben. Und hätte Erding gewonnen, müssten die Pläne auch geändert werden." Herrmann sagte auch, dass der Ringschluss schon zur Eröffnung des Flughafens ein Ziel gewesen sei. Jetzt sei man einen großen Schritt weiter, "um sehr viele Menschen schneller und direkter zum Flughafen bringen zu können". Dauern wird das allerdings noch etwas, auch wenn die nächsten Schritte schnell erfolgen sollen. 2018 werde die Deutsche Bahn für die jetzt abgestimmten Planungen das Planfeststellungsverfahren beantragen. Wenn Baurecht vorliegt, werde nach dem Willen des Freistaates "sofort mit dem Bau gestartet werden". Mit der Fertigstellung sei erst "weit im nächsten Jahrzehnt" zu rechnen.

Herrmann betonte weiter, dass der Ringschluss nicht nur für Erding von Bedeutung sei. Auch Südostbayern und das Salzburger Land würden dadurch besser an den Flughafen angebunden werden. Das Projekt erfolgt in drei Abschnitten: Ende 2019 soll mit den Bauarbeiten für den ersten Abschnitt zwischen Flughafen und Schwaigerloh begonnen werden. Dort ist auch eine Abstell- und Wendeanlage geplant. Der zweite Abschnitt reicht von Schwaigerloh bis Erding inclusive des nun beschlossenen Südtunnels, der dritte Abschnitt ist die Walpertskirchen Spange. Sie ist aber noch nicht im Bundesverkehrswegeplan verankert. "Wir sind mit dem Bund in Gesprächen", sagte Herrmann. Als Baustufe I der verbesserten Schienenanbindung des Flughafens gilt die Neufahrner Kurve, der Bau sei im Zeitplan, sie soll noch 2018 in Betrieb gehen und schafft eine Verbindung von Regensburg über Landshut und Freising zum Flughafen. Gotz sagte Herrmann Unterstützung zu, um schnell Baurecht für den Erdinger Abschnitt zu bekommen. Dann müsse man in Erding mit einer vier- bis sechsjährigen Baustellentätigkeit rechnen.

© SZ vom 08.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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