Eine Milliarde Bilanzsumme:Hochzeit zwischen West und Ost

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Die Vertreter der VR-Bank in Erding haben einer Fusion mit der Raiffeisen-Volksbank Isen-Sempt zugestimmt. Alle Filialen sollen erhalten bleiben, die Mitarbeiter müssen sich aber auf Veränderungen einstellen

Von Philipp Schmitt, Erding

Es sei eine "historische Entscheidung", hieß es am Mittwochabend in der Erdinger Stadthalle. Mit großer Mehrheit wurde bei der Vertreterversammlung der VR-Bank Erding einer Fusion mit der etwas größeren Raiffeisen-Volksbank Isen-Sempt (RVB) zugestimmt. Die Fusion soll noch in diesem Jahr durchgeführt werden, sofern auch die Vertreter der RVB dem Plan zustimmen, was für den gestrigen Donnerstagabend erwartet wurde. Die neue Genossenschaft wird dann "VR-Bank Erding" heißen, dort ihren Sitz haben, eine gemeinsamen Bilanzsumme von etwa einer Milliarde Euro haben, 42 000 Kunden betreuen und 234 Mitarbeitern beschäftigen. Mit Filialen in Anzing und Forstinning wird die Bank auch im Landkreis Ebersberg präsent sein.

"Es entsteht eine in Bayern durchschnittlich große regionale Genossenschaftsbank, fusionsbedingte Kündigungen und Schließungen von Filialen sind nicht geplant", sagte VR-Vorstandsmitglied Johann Luber, der die Abstimmung moderierte. Nach der mehrheitlichen Zustimmung der insgesamt 79 stimmberechtigten Vertreter in der Stadthalle bedankte er sich für "das große Vertrauen, das uns entgegengebracht wurde".

Der Aufsichtsrat der Bank um den Vorsitzenden Michael Geser und die drei Vorstandsmitgliedern Luber, Josef Kressirer und Josef Kern sehen in der Fusion die Möglichkeit, Chancen in der prosperierenden Boomregion Erding zu nutzen - insbesondere entlang der neuen A 94-Trasse. Als Bank sowohl im städtischen als auch im ländlichen Raum will man für einen harten Wettbewerb gewappnet sein. Die Probleme der Branche sind bekannt: ein verändertes Kundenverhalten durch die Digitalisierung, Ertragseinbußen aufgrund der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank, neue Vorschriften und bürokratischen Anforderungen.

In Erding, Isen und Lengdorf sollen nach der Fusion Abteilungen zusammengelegt werden. Die Veränderungen für Mitarbeiter, die künftig vielleicht an neuen Orten arbeiten müssen, sowie neue Vergütungsstrukturen würden mit den Betriebsräten der Banken besprochen, hieß es. Die mit Personal besetzten 16 Filialen sollen erhalten bleiben, um weiterhin eine dezentrale Betreuung der Kunden zu ermöglichen.

Erdings Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) gratulierte der Bank: "Eine Hochzeit ist ein schönes Ereignis", sagte er. Ob die Entscheidung allerdings richtig war, das werde sich erst in der Zukunft zeigen. Gotz sei ganz persönlich "kein großer Freund von Fusionen und Fusionitis": Der Oberbürgermeister appellierte an die Bankmanager, erhoffte Einsparungen durch Synergieeffekte nicht auf Kosten "der hervorragenden Mitarbeiter" zu erzielen.

Am Fusionskonzept und an den Details des Verschmelzungsvertrages war in den vergangenen Monaten gearbeitet worden. Dieser wurde vom Bayerischen Genossenschaftsverbands bereits unter die Lupe genommen und als vertretbar eingestuft. Die RVB werde wegen der größeren Bilanzsumme, des größeren Immobilienvermögens und auch aus steuerlichen Gründen die VR-Bank Erding übernehmen; und das, obwohl die Erdinger Bank 2016 ein gutes Geschäftsjahr hatte, mit guter Vermögens- und zufriedenstellender Ertragslage sowie einer erhöhten Bilanzsumme.

Fusionen seien für beide Banken nichts neues, sagte Vorstand Johann Luber am Mittwoch. Für die Kunden in Erding allerdings wird es zumindest eine Neuerung geben: Weil die RVB die VR-Bank aufnimmt, werden sie sich eine neue IBAN-Nummer merken müssen.

© SZ vom 19.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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