Einbruchszahlen:Gegen den Trend

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Bundesweit erhöhen sich die Einbruchszahlen stetig, aber im westlichen Landkreis stagnieren sie und im ländlich geprägten östlichen Teil sinken sie sogar: Der Anstieg ist ein urbanes Problem

Von Thomas Daller, Landkreis

Mehr als 167 000 Mal wurde im vergangenen Jahr in Deutschland eingebrochen. Das ist eine deutliche Zunahme um 9,9 Prozent im Vergleich zum Jahr 2014. Die höchste Steigerungsrate pro Kopf meldet Bayern, das ansonsten eher am unteren Ende der Rangliste steht, aber neuerdings 28 Prozent mehr Einbrüche zählt. Diese Entwicklung läuft allerdings am Landkreis Erding weitgehend vorbei: Der ländliche Raum ist sehr sicher.

Bei der Polizeiinspektion Erding registrierte man 2015 insgesamt 71 Fälle von Wohnungseinbrüchen, wobei diese Zahl nach Angaben des stellvertretenden Inspektionsleiters Bodo Urban seit drei Jahren annähernd gleich bleibt. Im Bereich der Polizeiinspektion Dorfen gab es 2015 lediglich neun Wohnungseinbrüche, dabei sind auch gescheiterte Versuche schon mit eingerechnet. Zum Vergleich: 2014 zählte man in Dorfen noch 17 Wohnungseinbrüche inklusive der Versuche.

Bundesweit legen die Einbruchszahlen seit neun Jahren zu. Wissenschaftlich gesicherte Aussagen zu den Gründen gibt es bisher nicht, weil dieses Delikt wegen der niedrigen Aufklärungsquote und der noch niedrigeren Verurteilungsquote schwierig zu analysieren ist. Die Politik macht häufig organisierte Diebesbanden aus Osteuropa dafür verantwortlich; von den Verurteilten ist aber nur jeder Dritte ein Osteuropäer. Ein weiteres Drittel sind Drogenabhängige, der Rest ist unspezifisch.

Aber offenbar ist dieser Anstieg ein urbanes Problem, das mit steigender Anonymität zunimmt: "Tendenziell gibt es pro Kopf in größeren Gemeinden eine höhere Zahl von Wohnungseinbrüchen als in kleinen", sagte Urban. "In Erding haben wir in der dichten Bebauung mehr Fälle als im ländlichen Bereich." Eine Beobachtung, die sich mit den Erfahrungen im noch stärker ländlich geprägten Inspektionsbereich der Dorfener Polizei deckt: Mit neun versuchten sowie vollendeten Wohnungseinbrüchen im gesamten Jahr 2015 habe man eine "relativ entspannte Zahl", sagte Inspektionsleiter Ulrich Milius. Von diesen neun Einbrüchen wurden zudem vier geklärt, das ergibt eine sehr hohe Quote von 44,5 Prozent. Hinzu kommt, dass bei diesen neun Einbrüchen zwei Einstiege in leer stehende Häuser mit dabei waren. Das ist in der Regel die Handschrift von Jugendlichen oder absoluten Amateuren, nicht von professionellen Einbrechern.

Mit 71 Fällen im Bereich der Erdinger Inspektion häufen sich die Fälle schon stärker und erfordern mehr präventive polizeiliche Maßnahmen: Grafisch dargestellte Tatorte von Wohnungseinbrüchen seien eine Grundlage der täglichen Streifenplanungen, sagte Urban. "Sowohl zivil als auch uniformiert." Die Aufklärungsquoten seien von Jahr zu Jahr großen Schwankungen unterworfen; abhängig davon, ob ein örtlicher Mehrfachtäter ins Netz gehe. Dann könne man meistens gleich mehrere Taten aufklären - mit entsprechenden Auswirkungen auf die Statistik.

Die Einbruchsmethoden sind unterschiedlich, die häufigste Variante ist aber immer noch der brutale Aufbruch von Fenstern und Türen mit einem groben Eisen. Insofern könne man sich durch den Einbau von schwerer zu knackenden Fenstern und Türen absichern, sagte Urban. Oft würden Einbrecher nach etwa fünf Minuten von ihrem Vorhaben ablassen, um nicht auf frischer Tat ertappt zu werden. Darüber hinaus würden auch Bewegungsmelder mit Scheinwerfern oder Videokameras abschrecken. Bei letzteren müsse man jedoch aufpassen, sagte Urban, dass man nicht auch noch den Garten des Nachbarn versehentlich mit im Visier habe: "Das ist dann nicht mehr datenschutzkonform."

© SZ vom 12.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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