Ein neues Leichenhaus:Aufgabe gelöst

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Ein länglicher Bau mit Satteldach: Unaufdringlich und doch modern wirkt das Leichenhaus in Reichenkirchen. (Foto: Florian Suttor/OH)

Das Leichenhaus in Reichenkirchen überzeugt in jeder Hinsicht

Was für eine Aufgabe: Im Zuge der Umgestaltung des Dorfplatzes der 500-Einwohner-Gemeinde Reichenkirchen bei Fraunberg sollte ein neues Leichenhaus gebaut werden, und nicht nur das; die Vereine des Ortes brauchten Lagerraum, und der Pfarrer eine Garage - sehr profane Nutzungen also. Und natürlich sollte das neue Gebäude auch barrierefrei sein. Gestalterisch sollte das Leichenhaus der Kirche und dem Friedhof zuzuordnen sein, die Nebenräume und die Garage durften das Erscheinungsbild des Aufbahrungsraumes aber nicht stören.

Jakob Oberpriller vom Büro Oberprillerarchitekten aus Hörmannsdorf bei Dingolfing hat schließlich eine Lösung gefunden, die diese unterschiedlichen Nutzungen in einem ansprechenden gestalterischen Gesamtkonzept vereint. Er entschied sich für einen einfachen, zweigeschossigen Baukörper, inspiriert von dörflichen Strukturen aus dem Urkataster, wie grenzständige und schlanke Baukörper, wurden aufgenommen. Unter Ausnutzung der Topografie und der Höhenlage des Friedhofs war es den Architekten so möglich, die unterschiedlichen Funktionen räumlich zu trennen - oben Leichenhalle, unten Nebenräume. Der Zugang zum Leichenhaus erfolgt über den Friedhof im oberen Geschoss. Die

Garage und der Vereins-Lagerraum werden von Norden her über die untere Geschossebene erschlossen. Welche Nutzung sich dort verbirgt, ist kaum sichtbar: Durch die Verkleidung des Nebenbauteils mit Lärchenholzschalung treten die untergeordneten Funktionen nicht in Konkurrenz mit dem Leichenhaus oben. Im Gegensatz dazu ist der Aufbahrungsraum von der repräsentativen Giebelseite von Süden her zugänglich. Eine anspruchsvolle Fassadengestaltung erreichten die Architekten dort durch eine rahmenlose Verglasung (so genanntes "Structural Glazing") und durch eine bündig in die Verglasung eingelassene zweiflüglige Metalltüre. Im Inneren gibt sich die Leichenhalle schlicht, so war auch die Vorgabe. Die "Kreuz-Form" wurde in Fassade und Innenraum aufgegriffen und modern übersetzt. Sie findet sich wieder in der Profilierung der Eingangstüre und an der rückwärtigen Innenwand des Leichenhauses in Form eines Lichtkreuzes, das die Hoffnung auf die Auferstehung symbolisieren soll. Hinter den Türen befindet sich ein ruhiger, pietätvoller Raum, ganz in Weiß gehalten, ohne störende Zutaten und Einbauten, mit dem schlichten Lichtkreuz an der Rückwand.

Schlicht also, modern und passend fügt sich das Gebäude in die bestehende Struktur des Dorfes ein - so gut, dass es schon im vergangenen Jahr mit dem Fassadenpreis des Landkreises ausgezeichnet wurde - dem Erdinger Architekturpreis sozusagen.

Das neue Leichenhaus am Reichenkirchener Dorfplatz ist am Sonntag, 26. Juni, von 14 bis 16 Uhr geöffnet.

© SZ vom 23.06.2016 / webe - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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