Ebersberg:Rückenwind für die Energiewende

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Landkreis gewinnt bei Bundeswettbewerb 25 000 Euro

Voraussichtlich im Mai können alle Ebersberger, die das wollen, den großen Stromanbietern den Rücken kehren: Dann kommt nämlich "Eberstrom" auf den Markt, der ausschließlich im Landkreis und ausschließlich regenerativ erzeugt wird. Ein virtuelles Kraftwerk, dem viele kleine Stromerzeuger zuliefern werden, macht es möglich. Mit der Gründung dieses virtuellen Kraftwerks hat der Landkreis mit 19 Kommunen Pionierarbeit geleistet - und nun beim Bundeswettbewerb "Klimaaktive Kommune 2016" einen Hauptpreis gewonnen. Der Preis, der am Montagabend in Berlin überreicht wurde, bringt nicht nur Anerkennung, sondern auch 25 000 Euro. Das Geld soll für den Ausbau des Kraftwerks genutzt werden.

Ausgeschrieben wurde der Preis vom Bundesumweltministerium und dem Deutschen Institut für Urbanistik, Kooperationspartner sind der Deutsche Städtetag, der Deutsche Landkreistag und der Deutsche Städte- und Gemeindebund. Bundesumweltministerin Barbara Hendricks gratulierte: "Die Kommunen zeigen, wie Klimaschutz und Klimaanpassung vor Ort erfolgreich umgesetzt werden können. Kommunen sind Schlüsselakteure bei der Gestaltung eines klimaneutralen Deutschlands. Dieser Wettbewerb bringt wahre Klimaschutz-Erfolgstories auf die Bühne, die viele weitere Kommunen zum Engagement im Klimaschutz motivieren werden." Entgegengenommen wurde der Preis von einer kleinen Delegation aus Ebersberg: Landrat Robert Niedergesäß, Klimaschutzmanager Hans Gröbmayr, Wolfgang Poschenrieder, Vorstand der Regenerative Energie Ebersberg eG, und Manuel Herzer.

Mit der Bewerbung habe er sich nach einem Blick auf die Preisträger der Vorjahre Chancen ausgerechnet, sagt Klimaschutzmanager Hans Gröbmayr - und tatsächlich überzeugte die Ebersberger Idee die Jury, die in der Kategorie "Kommunale Klimaprojekte durch Kooperation" die Wahl aus 44 Bewerbern zu treffen hatte. Ziel des virtuellen Kraftwerks ist es, die im Landkreis verstreut liegenden Stromerzeugungsanlagen zu einem Erzeugerverbund zusammenzuschließen. Um dies zu bewerkstelligen, gründeten die Kommunen und Bürgerenergiegenossenschaften die Regenerative Energie Ebersberg eG (Rege). Die Konzeption und Umsetzung des Projekts wurde ehrenamtlich geleistet, auch das operative Geschäft übernimmt ein ehrenamtlichen Vorstand. Zusätzlich ist ein Energiedienstleister eingebunden, der den Zugang zur Strombörse ermöglicht.

Gestartet ist das virtuelle Kraftwerk im Januar dieses Jahres mit vier Biogasanlagen als Stromerzeugern, inzwischen sind laut Gröbmayr zwei weitere dazu gekommen. Weil 19 Kommunen ihre Beteiligung zugesichert haben, können im gesamten Landkreis Erzeugungsanlagen angeschlossen werden. Bereits Anfang des Jahres produzierte das virtuelle Kraftwerk ein Megawatt Strom und konnte den Strombedarf einer Gemeinde in der Größenordnung von Pliening abdecken. Laut Gröbmayr ist aber noch eine deutliche Steigerung möglich. Der Knoten des virtuellen Kraftwerks ist ein Sendemast an der Deponie Schafweide zwischen Ebersberg und Hohenlinden. Hier werden die Daten der Einzelanlagen empfangen und nach München zur Leitwarte geschickt. Dort erfolgt der Abgleich zwischen Energieerzeugung und Bedarf. Die Stromerzeugung kann dadurch in Echtzeit an die Nachfrage angepasst werden.

© SZ vom 29.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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