Ebersberg:Jesus, Maria und Josef!

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Franz Kisters hat mindestens 200 Krippen gebaut . Eine große Auswahl ist auf dem Ebersberger Krippenweg zu sehen

Von Johannes Hirschlach, Ebersberg

In trauter Eintracht stehen sie da: Maria, Josef, das Jesuskind. Der Kleine in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegend. Die Krippe, das ist eigentlich nur ein hölzerner Futtertrog für Vieh, mangels Alternativen von Maria als Kinderbett herangezogen. Die Szene ist eines der Schlüsselbilder christlicher Symbolik, Schaubild für die Ankunft des Heilands - millionenfach wiedergegeben in historischer und zeitgenössischer Kunst. Und ganz anschaulich mithilfe von Krippenfiguren. Franz Kisters ist jemand, dem die Krippenszene am Herzen liegt. So sehr, dass der Ebersberger in seiner Werkstatt mehr als 200 Krippen zusammengebastelt hat, jährlich eine Ausstellung zum örtlichen Christkindlmarkt organisiert und im vergangenen Jahr den Krippenweg durch Ebersberg ins Leben gerufen hat. Jetzt steht der 76-Jährige, rote Jacke, Jeans, graue Haare, im ehemaligen Schlecker-Markt am Ebersberger Schloßplatz. Ihn umringen Aberdutzende Marias und Josefs, heilige Könige, Hirten, Ochsen, Esel und natürlich Jesuskinder. 60 Krippen hat Kisters für die diesjährige Ausstellung aufgebaut, noch einmal so viele hat er auf die Schaufenster der Ebersberger Geschäfte verteilt. Eine der dort präsentierten Krippen hat Kisters selbst gebaut und als Preis für ein Gewinnspiel gestiftet. Dahinter steckt der Bund der Selbstständigen, der mit Kisters 2015 das Projekt ins Leben gerufen hat. Damals mit halb so vielen Exponaten gestartet, hat der Krippenbauer in der Zwischenzeit viele Stücke aus alten Familienbeständen zur Restaurierung erhalten. "Jede Krippe ist anders", sagt er. Seiner Kreativität lässt er beim Bau eigener Werke freien Lauf, Ideen schnappt der Rentner, der bis 2002 Küchenchef der Kreisklinik war, von überall auf.

Das neueste Werk des Modell-Handwerkers ist ein solches Beispiel: eine Stallruine mit fein gearbeitetem, wurmstichigem Fachwerk. Krumme Zweige stellen Bäume dar, Heu am Schober verbirgt die Verkabelung der Lampe. Entsprungen ist die Krippe nicht Kisters' Fantasie, sie hat ein reales Vorbild. Der 76-Jährige hat ein Foto dabei, er zieht es aus seinen Unterlagen, hält es zum Vergleich vor die Krippe. "Verblüffend, oder?", sagt er. Das Bild zeigt "Die Heilige Nacht" von Renaissance-Maler Albrecht Altdorfer. Kisters habe das Bild in der Zeitung entdeckt und sich vorgenommen, das Gebäude nachzubauen, sagt er. Nur drei Tage habe Kisters daran gebaut. Wenn er Besucher durch die Ausstellung führt, könne er gut und gerne eine halbe Stunde die Deutung einzelner Krippen erklären. Sein Ziel: "Ich schwärme davon, Ebersberg zur Krippenstadt zu machen!" Kisters denkt dabei ans Große, im Kleinen ist ihm das bereits gelungen: die von ihm gebaute Ebersberger Weihnachtskrippe ist die größte im Landkreis, stellt das Ebrachtal dar und ist der Endpunkt des Krippenwegs. Dort warten auch Leihgaben mexikanischer, peruanischer, amerikanischer, afrikanischer und tschechischer Krippen auf die Besucher - in der Gestaltung verschieden, doch mit der immer gleichen Botschaft: "Friede den Menschen", benennt es Kisters. Nichts sei dieser Tage ein treffenderer Appell.

Mindestens 200 Krippen hat der Ebersberger Franz Kisters gebaut. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Von Samstag, 3. Dezember, bis Sonntag, 8. Januar, werden in etwa 60 Schaufenstern entlang des Ebersberger Krippenwegs Krippen präsentiert. Führungen finden jeweils mittwochs, samstags und sonntags um 14.30 Uhr statt. Treffpunkt ist vor dem Rathaus, die Teilnahme kostenlos.

© SZ vom 01.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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