Ebersberg:Fakten statt fühlen

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Nach zunehmender Kritik an den geplanten Windrädern im Forst melden sich nun die Befürworter. Sie beklagen, dass mit Unwahrheiten Stimmung gemacht werde

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Als Gegner der Windkraft ist Hans Gröbmayr bislang nicht aufgefallen, ganz im Gegenteil. Trotzdem: "Ich hätte die Petition auch unterzeichnet", sagt der Klimaschutzmanager des Landkreises. Gemeint ist eine Online-Stimmensammlung, die sich unter anderem gegen den geplanten Windpark im Forst richtet und seit einigen Wochen für Furore sorgt. Weil sie nämlich mit falschen Angaben Unterstützer anlocke, sagt zumindest Gröbmayr - und so ist auch seine Aussage zu verstehen: Hätte er nur die Informationen, welche die Initiatioren der Petition unter das Volk bringen, wäre er auch gegen den Windpark, sagt Gröbmayr.

Zusammen mit Altlandrat Hans Vollhardt, dem Kreisvorsitzenden des Bundes Naturschutz, Olaf Rautenberg, sowie Jochen Carl und Dieter Mayerl vom Naturschutzbeirat am Landratsamt hat Gröbmayr den Arbeitskreis Pro Windenergie im Ebersberger Forst (AK) ins Leben gerufen. Dessen erstes Ziel: Aufräumen mit Vorurteilen gegen das geplante Energieprojekt. Diese, so die Mitglieder des AK, würden derzeit gezielt geschürt, die Landkreisbürger sollten gegen die Windkraft aufgebracht werden.

Zum Beweis hat man beim AK drei Publikationen der Windradgegner unter die Lupe genommen. Zum einen eine Pressemitteilung der Schutzgemeinschaft Ebersberger Forst, zweitens das "Positionspapier" des Vereins Landschaftsschutz Ebersberger Land, früher "Gegenwind", und vor allem ein Flugblatt, das Mitte August als Postwurfsendung den Weg in viele Briefkästen des Landkreises gefunden hatte. Unter dem Titel "Nieder mit dem Forst" warnen die beiden Schutzgemeinschaften zusammen mit der Bürgerinitiative gegen die Forstinninger Umfahrung und der Kreisverband des Landesbundes für Vogelschutz vor den Folgen der Rotoren im Forst.

In dem Flugblatt heißt es unter anderem, "der Landschaftsschutz ... soll ausgehebelt werden", damit stünde "die Integrität des Forstes" in Frage, es drohten "Wirtschafts- und Industrie-Baumaßnahmen wie Umgehungsstraßen und Großwindanlagen". Hintergrund ist, dass der Kreistag ein Gutachten beauftragt hat, um herauszufinden, wo im Forst fünf Windräder möglich wären. An diesen Stellen könnte dann durch eine sogenannte Umzonierung das Landschaftsschutzgebiet aufgehoben werden - aber eben nur dort, betont Gröbmayr. Auf andere Projekte - etwa die Schwaberwegener Umfahrung - habe dies überhaupt keinen Einfluss.

Ebenfalls falsch sei, wenn in dem Flugblatt von 1,5 Hektar Rodungsfläche pro Windrad die Rede ist. "Wir haben das wirklich geprüft", etwa anhand von bereits umgesetzten Projekten, sagt Gröbmayr. Abzüglich der nach dem Bau der Rotoren renaturierten Waldfläche bleiben insgesamt 3,15 Hektar für fünf Windräder, das sei ein "2857-zigstel der Waldfläche". Und gar nicht wahr sei, dass die fünf Anlagen nur der Anfang seien, dass in Wahrheit mehr als 33 Windräder im Forst gebaut werden sollen. Die Gegner beziehen sich dabei auf die zu untersuchende Fläche von 1600 Hektar und auf den Meilensteinplan für die Energiewende im Landkreis. Dort ist tatsächlich - in einem von mehreren Szenarien - von mehr als 30 Anlagen die Rede, aber eben über den ganzen Landkreis verteilt. Und die 1600 Hektar ergeben sich eben daraus, dass, um den geringstmöglichen Eingriff zu ermitteln, ein möglichst großes Gebiet untersucht werden müsse.

"Die Vorwürfe, dass der Forst in Gefahr ist, sind falsch", fasst Mayerl zusammen. Die Behauptungen der Windradgegner seien aber keine Irrtümer, sondern absichtliche Fehlinformationen, sind zumindest die Mitglieder des AK überzeugt. "Es wird so eine Endzeitstimmung erzeugt", sagt Carl, "Fakten spielen gar keine Rolle, das macht mich ein bisschen nachdenklich", sagt Vollhardt, "die Leute werden verunsichert durch suggestive Darlegungen. Rautenberg vermutet mit Blick auf die Leserbriefe in den Lokalzeitungen der vergangenen Wochen eine laute Minderheit am Werk.

Die durchaus auch ehrenwerte Motive haben könne, sagt Dieter Mayerl vom Naturschutzbeirat , aber "die breite ökologische Entwicklung zu betrachten, fällt vielen Naturschützern schwer". Dies bestätigt Rautenberg, auch beim BN habe man "einen Riesen-Spagat" hinlegen müssen. Aber ohne Klimaschutz werde genau das eintreten, wovor Wichtig sei vor allem mehr Verständnis für das wahre Problem, den Klimawandel. Dass dieser durch lokale Projekte, wie den Windpark nicht aufzuhalten sei, sei ebenfalls ein beliebtes Argument der Kritiker, so Gröbmayr, und falsch: "Wir müssen unseren Beitrag leisten."

© SZ vom 14.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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